(„Tom und Hacke“ directed by Norbert Lechner, 2012)
Lieber originalgetreu oder doch eine modernisierte Fassung? Wann immer klassische Stoffe fürs Kino oder Theater adaptiert werden, stellt sich die Frage der Umsetzung. Hält man sich zu nah an die Vorlage, setzt man sich schnell dem Vorwurf aus, letztlich überflüssig zu sein – denn das haben schon genügend andere getan. Versucht man sich jedoch an einer Modernisierung oder „Übersetzung“ in die Neuzeit, wird das Ergebnis oft peinlich oder unglaubwürdig. Regisseur Norbert Lechner geht bei seiner losen Verfilmung der Mark-Twain-Helden Tom Sawyer und Huckleberry Finn eine Art Mittelweg – und macht das gar nicht so schlecht.
In Tom und Hacke wird aus den beiden legendären Romanfiguren Tom Sojer (Benedikt Weber) und sein Freund Hacke (Xaver Maria Brenner). Doch die größere Veränderung betrifft das Setting. Aus den Südstaaten der USA wurde ein bayerisches Dorf, statt Mitte des 19. Jahrhunderts schreiben wir das Jahr 1948. Der Zweite Weltkrieg liegt also schon einige Jahre zurück, doch noch immer hat die Bevölkerung unter den Nachwirkungen zu leiden. Arbeit gibt es kaum, Geld und Essen sind damit ebenso knapp. Was die Leute zum Leben brauchen, wird oftmals heimlich besorgt, auf dem Schwarzmarkt. Viele warten zudem nach wie vor auf die Rückkehr der Soldaten, deren Schicksal sich in den Gefangenenlagern im Ausland verliert.
Tom ist einer dieser Jungen, denen der Krieg die Familie geraubt hat und der jeden Tag zwischen Hoffen und Bangen verbringt, ob sie denn wiederkommt. In der Zwischenzeit lebt der Junge bei seiner Tante Polli (Franziska Weisz), die sich mit Nähen mehr schlecht als recht über Wasser hält. Doch die beiden Freunde haben noch ganz andere Sorgen, als sie eines Nachts beobachten, wie Schmuggler Joe (Fritz Karl) einen Mord begeht. Zunächst einigen sie sich darauf, ihr Wissen für sich zu behalten. Doch dann kommen sie auf die Idee, das Schmuggelgut für sich selbst zu reklamieren. Nicht nur, dass sie damit dem Bösewicht eins auswischen könnten, die Zigaretten wären außerdem der Ausweg aus der eigenen finanziellen Misere.
Als bayerischer Kinderkrimi wird Tom und Hacke beworben, und das trifft die Sache ganz gut. Die Herkunft der Strolche zeigt sich nicht nur in Umfeld und Landschaft, sondern vor allem auch in der Sprache: Leute, die nicht des Bayerischen mächtig sind, werden ihre Schwierigkeiten haben, den Dialogen zu folgen. Dafür fügt die Mundart viel Lokalkolorit hinzu und gibt dem Ganzen einen betulichen Charme, irgendwo zwischen Heimatfilm und Lausbubengeschichte à la Krieg der Knöpfe. Außerdem dürfte einem selbst ohne Wörterbuch auf dem Fernsehtisch die Handlung nur wenig Probleme bereiten, dafür ist sie dann doch zu simpel und auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet.
Passionierte Schnüffelnasen sollten aufgrund der Einfachheit aber besser keinen Regionalkrimi à la Dampfnudelblues erwarten. Der Mörder ist klar, Tathergang auch, die einzige Frage besteht also darin, wie der Bösewicht ans Messer geliefert wird. Spannung gibt es für die lieben Kleinen aber auch so genug, teilweise sind die Szenen sogar recht düster gehalten. Allzu jung sollten die Nachwuchskriminologen also nicht sein, denn unter anderem stehen nächtliche Ausflüge zum Friedhof und in ein verlassenes Haus auf dem Programm. Ansonsten ist der Film aber zielgruppengerecht: Die Figuren sind eindeutig in Gut und Böse unterteilt, auch der Humor ist einfach gehalten. Einem netten Krimiabend mit Kindern steht damit nichts im Wege.
Tom und Hacke ist seit 25. Oktober auf DVD erhältlich
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