(„Emergo“ directed by Carles Torrens, 2011)
Lässt sich Übernatürliches durch die Wissenschaft beweisen? Schon vor 50 Jahren wurde in Bis das Blut gefriert durch Experimente versucht, unerklärlichen Phänomenen auf den Grund zu gehen. Seit dem Übererfolg von Paranormal Activity kommen dabei vor allem Kameras zum Einsatz, gefühlt greift inzwischen jeder zweite Horrorfilm auf dieses Stilmittel zurück. So auch bei Apartment 143 – Residenz des Bösen, in dem ein Kamerateam an den Ort des Grauens geschickt, um eigenartige Geräusche und sich selbst schließende Türe auf Geisterhand und Fuß zu prüfen.
Dabei gibt sich der spanische Film sichtlich Mühe, das Meiste aus dem populären Stilmittel zu holen. Neben Handkameras sind in der ganzen Wohnung auch stationäre verteilt, was nicht nur für viele verschiedene Blickwinkel sorgt, sondern auch ganz unterschiedliche Aufnahmen: Manche verwenden das 16:9-Format, andere 4:3, einige liefern ein scharfes Bild, andere sind grobkörnig, und auch an den Gebrauch von Bildartefakten und unterschiedlichen Lautstärken wurde gedacht. Ehre wem Ehre gebührt, hier hat das Team seine Hausaufgaben gemacht, von dem uninspirierten Hin-und-her-Gewackel der zahlreichen Me-too-Konkurrenz bleibt man weitestgehend verschont.
Inhaltlich war man dafür nicht ganz so einfallsreich und ruhte sich auf bekannten Themen und Szenen aus. Im Zentrum von Apartment 143 steht die Familie White, die immer weiter auseinanderbricht. Tochter Caitlin (Gia Mantegna) spricht kaum noch mit ihrem Vater Alan (Kai Lennox), macht ihn für den Tod der Mutter und die Misere im Haushalt verantwortlich. Hinzu kommt, dass die beiden und auch der junge Sohn Benny (Damian Roman) seit einiger Zeit von seltsamen Ereignissen heimgesucht werden. Selbst ein Umzug in eine neue Wohnung, das titelgebende Apartment 143, brachte keine Besserung – der Spuk geht weiter. Abhilfe soll nun Dr. Helzer (Michael O’Keefe) und sein Team schaffen.
Diese Phänomene lassen sich anfangs auch wirklich sehen. Oder besser hören: Frei nach dem Motto, dass die unheimlichsten Sachen immer die sind, die man nicht sehen kann, arbeitet Regisseur Carles Torrens vor allem mit Geräuschen. Ein kaputtes Telefon, das klingelt. Ein Poltern, ohne dass es eine sichtbare Veränderung gibt. Ein Läuten an der Tür, obwohl niemand davor steht. Neu? Nein, das sind die Einfälle nicht, aber wirkungsvoll und routiniert umgesetzt. Über eine weitere Strecke gefällt Apartment 143 dann auch durch seine unangenehme und angespannte Atmosphäre.
Erst später kommen auch sichtbare Spukszenen hinzu, die bis zum Schluss jedoch sparsam, ohne viele Spezialeffekte und unblutig bleiben. Damit richtet sich der Horrorfilm eher an die Anhänger modern aufbereiteter Geistergeschichten. Leider verheddert er sich dennoch dabei im späteren Verlauf. Löblich ist es schon, dass man zum Ende hin der Handlung noch einen kleinen Dreh geben wollte, aber wirklich weiter bringt es Apartment 143 nicht. Vor allem ist der Schluss, der ja eigentlich der Höhepunkt sein sollte, überhastet, teils albern und letztendlich äußerst unspannend. Das zieht den Genrebeitrag wieder nach unten und der positive Ersteindruck verpufft. Für den Durchschnitt reicht es aber insgesamt dann doch.
Apartment 143 – Residenz des Bösen ist seit 15. November auf DVD und Blu-ray erhältlich
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