(„Assassinée“ directed by Thierry Binisti, 2011)
Der neue Wagen steht schon in der Garage, die Bowle ist angerichtet, auch sämtliche Gäste sind eingetroffen; die Feier zum 20. Geburtstag von Eva könnte also losgehen. Doch ein entscheidendes Element fehlt: Eva selbst. Während alle auf das Geburtstagskind warten, liegt die nämlich tot in einem Abflussrohr, ermordet ausgerechnet in der Nacht vor der Feier. Polizei und Angehörige sind ratlos, keiner hatte ein Motiv. Um den Mörder zu finden und seiner gerechten Strafe zuzuführen, fangen die Eltern – Cathy (Patricia Kaas) und Richard (Serge Hazanavicius) – an, bald auf eigene Faust zu ermitteln.
Was wie ein klassischer TV-Krimi beginnt, richtet den Fokus so bald auf die geschiedenen Eltern und wie sie mit dem Tod der Tochter umgehen. Unfähig loszulassen, verbeißen sich Cathy und Richard in die Mördersuche. Mal kommen sich die beiden durch das gemeinsame Ziel wieder näher, an anderen Stellen reißt eben diese ungewollte Nähe alte Wunden wieder auf. Vor allem vergraulen die beiden mit ihrer Besessenheit alle anderen Menschen in ihrem Umfeld.
Natürlich können auch Trauerarbeit und die Beschäftigung mit alten wie neuen Verletzungen sehr spannend sein. Bei Der Preis des Todes bleiben diese Konflikte oft aber zu schablonenhaft, um wirklich mitzureißen. Das anfängliche Mitgefühl, das man dem Paar entgegenbringt, erschöpft sich recht bald, wenn zum wiederholten Male die gleichen Auseinandersetzungen hervorgekramt werden und der Film so auf der Stelle tritt. Wenn es überhaupt eine Entwicklung gibt, dann in Form neuer Spuren, die – fast schon überraschend – immer mal wieder eingestreut werden und Der Preis des Todes doch zurück auf die Krimibahn führt. Und auch der ist nicht wirklich spannend, dafür gibt der Fall nicht genug her.
Das ist auch das größte Problem hier: Der französische Fernsehfilm schwankt anderthalb Stunden lang behäbig und unschlüssig zwischen den beiden Genres hin und her, weiß nicht so recht, ob er Drama oder Krimi sein will, manchmal auch Kritik am Justizsystem. Gerade die Stellen, an denen der bürokratische Wahnsinn der Behörden beim Umgang mit Opfern – der titelgebende Preis des Todes – thematisiert wird, fangen sehr vielversprechend an, werden bald aber wieder fallengelassen. Müssten wir mehr für Menschen in solchen Situationen tun? Werden sie zu sehr mit sich selbst allein gelassen? Wie so oft hatte man auch hier eine interessante Ausgangsposition gefunden, aus der man viel hätte machen können, die Filmemacher geben sich dann aber zu schnell mit Allgemeinplätzen zufrieden.
Durch dieses mal hier, mal dort kann er nirgends wirklich in die Tiefe gehen und bleibt so für alle Seiten etwas unbefriedigend. Hier wäre es besser gewesen, man hätte sich beim Dreh auf einen der Aspekte – Trauerarbeit, Mördersuche oder Justizkritik – beschränkt und den entsprechend ausgebaut, anstatt alles in anderthalb Stunden packen zu wollen. Ein bisschen Grübeln, ein bisschen Emotionen, ein bisschen Aufregen – für einen gemütlichen Fernsehabend am Sonntag reicht das, zumal die Schauspielleistungen solide sind. Für mehr aber auch nicht.
Der Preis des Todes ist seit 25. Oktober auf DVD erhältlich
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