(„Europa Report“ directed by Sebastián Cordero, 2013)
„Verglichen mit den Entdeckungen, die wir machen können, was bedeutet da dein Leben?“
Der Weltraum, unendliche Weiten – seitdem der Mensch auf dieser Erde weilt, war sein Blick stets voller Sehnsucht zum Horizont gerichtet, zu den funkelnden Lichtern am Himmel. Was einen wohl dort erwarten würde? Als Neil Armstrong unter den Augen der Welt am 21. Juli 1969 als erster den Mond betrat, schien der Menschheit nun das ganze All offenzustehen. Mehr als 40 Jahre später ist von der damaligen Euphorie kaum noch etwas zu spüren. Besiedlungspläne von fremden Planeten sind in weite Ferne gerückt, der Mensch beschäftigt sich jetzt wieder mehr mit sich selbst.
Europa Report tut nun so, als hätte sich der Mensch diese Euphorie bewahrt und schickt im Jahr 2061 sechs Astronauten auf eine fast zweijährige Reise. Ziel der Mission ist der Jupitermond „Europa“, unter dessen Oberfläche Wasser nachgewiesen wurde. Ob es dort vielleicht auch Leben gibt? Um die Geschichte dieser Forschungsexpedition zu erzählen, wählte Regisseur Sebastián Cordero die sonst eher im Horrorgenre üblichen Mechanismen des „Found Footage“. Ob es das gebraucht hätte oder nicht, sei einmal dahingestellt – hier ergeben die Filmschnipsel immerhin Sinn, handelt es sich doch um die Aufnahmen der Bordkameras. Außerdem hatten Cordero und sein Team die interessante Idee, hin und wieder mehrere Aufnahmen gleichzeitig nebeneinander zu zeigen, so wie man es von Überwachungsräumen kennt.
Überhaupt geht Europa Report bei der Umsetzung ganz eigene Wege und hält sich beispielsweise nur grob an eine chronologische Erzählweise. Das führt dazu, dass man hin und wieder Hinweise auf vergangene Ereignisse bekommt, die erst später gezeigt werden. Das hätte leicht zu verschachtelt werden können, bleibt aber doch überschaubar kompliziert. Vielmehr hat die nicht-lineare Erzählrichtung den Effekt, dass tragische Ereignisse ihren Schatten vorauswerfen und der Film eine bedrückende, geradezu fatalistische Stimmung erzeugt, die im starken Kontrast zur anfänglichen Euphorie der Crew steht.
Dass diese Atmosphäre mit einem minimalen Budget entstand, ist erfrischend in einer Zeit, in der Science-Fiction automatisch mit galaktischen Budgets und Stars gleichgesetzt wird. Auf diese Weise zeigt der kleine Film den großen Brüdern aus Hollywood, dass man in diesem Genre keine siebenstellige Dollarzahl verpulvern muss, um eine gute Geschichte mit teils schöner Optik zu erzählen. Nur manchmal, etwa wenn die Mannschaft am Ende doch noch Europa ansteuert, hätte man mit mehr Geld sicherlich eindrucksvollere Bilder erzeugen können. An den Stellen bleibt das gezeigte dann doch arg schemenhaft.
Um beeindruckende visuelle Effekte geht es hier aber ohnehin nicht. Vielmehr stehen wie bei Gravity kürzlich die Menschen der Raumfahrt im Mittelpunkt. Was treibt sie an? Wie gehen sie mit dem Leben in der Leere um, mit der Isolation, mit Katastrophen? Vergleichbar spektakuläre Actionsequenzen wie im Blockbuster hat Europa Report nicht zu bieten, allein schon, weil fast der gesamte Film innerhalb des Shuttles spielt. Aber auch sonst ist der Film ziemlich ruhig geworden, am Anfang vielleicht sogar etwas zäh. Wenn der Low-Budget-Streifen spannend ist, und das trifft im späteren Verlauf umso mehr zu, dann eher unterschwellig, ausgelöst durch die Ungewissheit, was sie erwartet. Und die Gewissheit, dass jeden Moment der Ausfall der Technik den Tod bedeuten würde.
Europa Report ist seit 22. Oktober auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray erhältlich
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