(„Violet & Daisy“ directed by Geoffrey Fletcher, 2011)
Sie sind jung, hübsch, ambitioniert – die besten Voraussetzungen also für typische Karrierefrauen. Jemand, der durchaus die Titelseiten als Vorzeigebeispiel für Emanzipation zieren könnte. Wäre da nur nicht ihr eher weniger typische und gesellschaftlich nicht so ganz anerkannte „Beruf“: Killerinnen. Gemeinsam räumen Violet (Alexis Bledel) und Daisy (Saoirse Ronan) aus dem Weg, was auch immer ihre Auftraggeber ihnen vorgeben, solange nur die Kohle stimmt. Auch bei ihrem aktuellen Job machen sie eigentlich nur des Geldes wegen mit. Gewissermaßen. Eigentlich interessiert sie die konkrete Entlohnung wenig, dafür aber, was sie sich damit leisten können: das neueste Outfit ihres Idols Barbie Sunday.
Und so nehmen die beiden besten Freundinnen, wenn auch nach einigem Zögern, doch noch den Auftrag an. Es ist ja für einen guten Zweck. Und was soll schon passieren? Violet und Daisy haben schon so viele Menschen unter die Erde gebracht oder zumindest mit Kugeln durchsiebt, da sollte das neue Ziel keine wirklichen Probleme. Macht es auch nicht, noch weniger als sonst. Genau genommen gar keine. Michael (James Gandolfini) will nämlich sterben, ist überaus freundlich zu den beiden, bringt ihnen sogar Kekse und Milch. Was die beiden so dermaßen aus dem Konzept bringt, dass sie erst mal den Mord beiseiteschieben, um seine Geschichte zu hören.
Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck heißt es ja. Was eigentlich nur für das Aufeinandertreffen mit anderen Menschen gedacht war, passt aber auch für Filme. Und der erste Eindruck, den man bei Violet & Daisy gewinnt ist: Oh, da hat aber jemand viele Filme von Quentin Tarantino oder Robert Rodriguez gesehen. Zwei junge Mädels, die als Nonnen verkleidet einen ganzen Haufen Verbrecher über den Haufen schießen, dazu noch ein paar kesse Sprüche – fertig ist der nicht originelle, aber doch bekömmliche Cocktail. Wer die Streifen der beiden Regisseure mag, sollte daher auch hier seinen Spaß haben.
Überraschend dabei ist nur, dass später noch ganz andere Zutaten mit in den Mixer geworfen werden. Der schon zu Beginn sich andeutende Humor wird später noch einmal kräftig aufgedreht und entlädt sich in allerlei absurder Situationen. Und auch der Thrillerteil wird beibehalten, denn neben Violet und Daisy sind noch diverse andere Auftragskiller hinter Michael her. Blut fließt also auch weiterhin, reichlich sogar. Hinzu kommen jedoch auch leise, rührende Momente, in denen wir mehr über die Hintergrundgeschichte der drei erfahren – oft in Rückblicken, der Film folgt also nicht immer einem chronologischen Muster. Gerade auch das langsame Annähern des älteren Mannes und seiner beiden vorgesehenen Mörderinnen geht mehr zu Herzen, als es der Ersteindruck hätte vermuten lassen.
Eine Teeniekomödie plus cooler Killerthriller mit diversen Gewaltszenen und ein Drama noch dazu – das kann ja nur in einem Desaster enden. Doch wider allen Erwartungen funktioniert Violet & Daisy richtig gut. Regisseur und Autor Geoffrey Fletcher, der 2010 für das Drehbuch zu Precious – Das Leben ist kostbar den Oscar erhielt, fand in seinem Regiedebüt tatsächlich die richtige Dosis der einzelnen Zutaten, damit alles zusammenfindet und anderthalb Stunden gut unterhält. Und da sich auch die drei Hauptdarsteller wunderbar einfügen, sieht man dann gerne darüber hinweg, dass das Ergebnis nicht sonderlich tiefsinnig ist.
Violet & Daisy ist seit 25. Oktober auf DVD und Blu-ray erhältlich
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