(„Cottage Country“ directed by Peter Wellington, 2012)
Verwandte können schon verdammt nervig sein. Nicht nur jetzt zu Weihnachten, auch unter dem Jahr gibt es oft genug Situationen, in denen man ganz froh wäre, ihnen nicht begegnen zu müssen. So auch bei Todd (Tyler Labine). Dem wäre es deutlich lieber gewesen, hätte er die Hütte seiner Familie das Wochenende für sich gehabt. Schließlich wollte der die Abgeschiedenheit des Feriendomizils dafür nutzen, seiner Cammie (Malin Akerman) endlich einen Antrag zu machen. Richtig romantisch sollte es werden, der perfekte Moment.
Aber da hatte er die Rechnung ohne seinen Nerv tötenden Bruder Sallinger (Daniel Petronijevic) und dessen minderbemittelte Freundin Masha (Lucy Punch) gemacht. Die beiden nisten sich nämlich zeitgleich in der Hütte ein und schon ist es vorbei mit der Ruhe. Zuhören zu müssen, wie sich die beiden die ganze Nacht im Bettturnen üben, erstickt jeglichen Ansatz von Romantik. Dafür steigen in Todd andere, nicht ganz so schöne Gefühle hoch. Als es zwischen den beiden Brüdern mal wieder zum Streit kommt, erschlägt er nicht ganz absichtlich Sallinger und muss sich anschließend nicht nur mit Gewissensbissen rumschlagen, sondern auch mit der Frage: Wohin mit der Leiche? Denn je mehr Spuren beseitigt werden, umso mehr Leute tauchen auf und suchen den Vermissten.
Komödien, in denen sich die Hauptfigur mit dem Verschwindenlassen einer lästigen Leiche beschäftigen muss, gab es ja schon einige, vom Hitchcock-Klassiker Immer Ärger mit Harry bis zu Bernie – Leichen pflastern seinen Weg. Und auch Cottage Country wählt zunächst erst einmal den Weg über den Humor und setzt dabei auf deftige Witze. Ähnlich wie Violet & Daisy belässt es der Film aber nicht dabei und mischt auch Elemente von Horrorfilmen und eben Thrillern darunter. Erstaunlicherweise ist er dabei gar nicht mal schlecht und streckenweise spannender als vergleichbare Genrezwitter.
Dass er am Ende aber doch nicht so gut unterhält wie die Abenteuer der beiden Killerinnen hat vor allem zwei Gründe: 1. Die Witze sind eher altbacken und kommen einem reichlich bekannt vor. Das mag hin und wieder für ein Schmunzeln reichen, ja, ein richtiges Lachen will aber eher selten aufkommen. 2. Die Figuren sind so dermaßen unsympathisch, dass man ihnen schon nach wenigen Minuten den Tod wünscht. Natürlich muss man die Charaktere eines Films nicht mögen, damit einem der Film als solcher gefällt. Aber wenn einem die Protagonisten schon nach wenigen Minuten auf die Nerven gehen, ist das nun mal nicht sonderlich hilfreich.
Hinzu kommt, dass die die einzelnen Szenen sich nicht gut zusammenfügen. Keine Frage, auch Kontraste können ihren Reiz haben, wenn sie intelligent eingesetzt werden. Hier wirkt es aber so, als wäre etwas wahllos alles zusammengeschmissen worden, was einem irgendwie in den Sinn kam, ohne dafür ein Gesamtkonzept zu haben. Gerade zum Ende hin werden noch inhaltliche Fässer aufgemacht, die sich in eine vollkommen andere Richtung ergießen, aber nach ein paar Metern schon wieder im Nichts versickern. Und obwohl man zwischendurch immer mal wieder unterhalten wird, wenn ein Witz doch noch geglückt ist oder beim spannenden Mittelteil, insgesamt will der Funke einfach nicht überspringen.
Cottage Country ist seit 29. November auf DVD und Blu-ray erhältlich
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