(„Bellicher: Cel“ directed by Peter de Baan, 2012)
Lieber Schwedens Vorzeigeautor Stieg Larsson und seine Millenium-Trilogie? Oder vielleicht doch sein dänischer Kollege Jussi Adler-Olsen und dessen Geschichten rund um den Ermittler Carl Mørck (Erbarmen)? Die Skandinavier hatten in den letzten Jahren den Krimizirkel fest im Griff. Einerseits verständlich, denn vergleichbar düster ging es in den deutschen Genrebeiträgen selten zu. Aber auch wieder etwas schade, denn vor lauter Skandinavienhype wurde in den letzten Jahren etwas vergessen, dass auch in Resteuropa einige talentierte Krimiautoren am Werkeln sind.
Einer davon ist der Niederländer Charles den Tex, der in seiner Heimat auf den Bestsellerlisten zu finden ist, hierzulande jedoch nur wenig bekannt ist. Dabei zeigt Die Akte Bellicher, dass er über viele gute Ideen verfügt. Vielleicht sogar über zu viele. Die Verfilmung seines Romans „Die Zelle“ krankt nämlich etwas daran, dass ständig etwas Neues passiert, ohne genügend Erklärungen zu bieten. Thrillerfans freuen sich daher über ein hohes Tempo und viel Spannung. Am Ende bleiben aber zu viele Fragen offen, zu viele Vorkommnisse ungeklärt.
Rätselhaft geht es gleich zu Beginn los. PR-Berater Michael Bellicher (Daan Schuurmans) ist ein Meister seines Faches, kein Fehltritt seiner Kunden, den er nicht durch geschickte Reden wieder ausmerzen kann. Doch was ihm hier passiert, dafür fehlen selbst ihm die Worte. Wolbert Allaart (Marc Klein Essink), einflussreicher Politiker und ehemaliger Kunde von Bellicher, steht unvermittelt vor seiner Tür und warnt ihn. Aber wovor? Das herauszufinden, dafür fehlt die Zeit, denn nur kurz darauf stirbt Allaart bei einem Autounfall. Als Bellicher den verunglückten Wagen entdeckt, kommt jede Hilfe zu spät, nur dessen Fahrer Richard (Tim Murck) kann er noch retten.
Doch damit fangen die eigentlichen Probleme erst an: Bellicher muss feststellen, dass er Opfer eines ausgeklügelten Identitätsdiebstahls wurde. Und dieser Dieb hat nicht nur dessen Persönlichkeit angenommen, sondern auch eine Menge Geld verprasst und sogar ein kleines Mädchen überfahren, weshalb der smarte Kommunikationsberater wegen Fahrerflucht verhaftet wird. Klingt unglaubwürdig? Das findet auch die Polizei. Und so muss der Angeklagte wohl oder übel den Fall ohne die Behörden lösen und den wahren Schuldigen finden. Nur dessen Pflichtverteidigerin Guusje van Donnee (Anniek Pheifer) und Richard halten zu ihm.
Dieses Szenario – Verdächtiger auf der Flucht muss seine Unschuld beweisen – mag bekannt sein, wurde seinerzeit schon von Alfred Hitchcock gerne verwendet, etwa in Die 39 Stufen, Saboteure oder Der unsichtbare Dritte. Das Thema funktioniert aber auch in der Neuzeit immer wieder, zumal es hier recht geschickt in einen modernen Kontext verpackt wurde. Später dürfen sich vor allem Anhänger von Verschwörungstheorien die Hände reiben, wenn der Identitätsdiebstahl sehr viel größere Kreise zieht als anfangs angenommen. Für Unterhaltung ist also gesorgt, sofern man mit den fehlenden Erklärungen und den arg konstruierten „Zufällen“ leben kann, die Bellicher erst ermöglichen, den wahren Tätern auf die Spur zu kommen. Dessen Hauptdarsteller Daan Schuurmans ist übrigens schon ein erfahrener Hase: Der Schauspieler durfte die Rolle 2010 schon einmal in der niederländischen TV-Serie Bellicher übernehmen und erledigt seine Arbeit ebenso solide wie seine Kollegen.
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