(„Homefront“ directed by Gary Fleder, 2013)
Wenn uns Roman Polanskis Verfilmung des Theaterstücks Gott des Gemetzels eines lehrte, dann dass eine harmlose Rauferei zwischen Kindern selbst bei zivilisierten Vertretern der oberen Mittelklasse sehr hässliche Seiten hervorrufen kann. Und was, wenn die Beteiligten von vornherein nicht übermäßig zivilisiert sind? Die Antwort darauf liefert uns Homefront. Und es ist keine sehr schöne Antwort.
Ruhe. Frieden. Abstand. Mehr wollte Phil Broker (Jason Statham) gar nicht. Einfach nur ein bisschen Zeit für sich und seine Tochter Maddy (Izabela Vidovic) haben. Den Tod von Frau und Mutter verkraften und wieder von vorne anfangen. Dafür hing der ehemalige Drogenfahnder sogar seinen Job an den Nagel und zog mit Kind, Pferd und Katze in eine idyllische Kleinstadt in der Gegend, aus der seine Frau stammte. So richtig idyllisch geht es dort aber nicht zu. Da wird schon mal die Faust ausgepackt, wenn die Situation es erfordert. Und das tut es dort recht oft. So dauert es dann auch nicht lange, bis Maddy in einen Zwist mit einem Mitschüler gerät. Für den Rowdy nur auf den ersten Blick ein leichtes Opfer, setzt das Mädchen diverse Kampftechniken des Vaters ein und haut dem Jungen die Nase blutig.
Dessen hysterische Mutter Cassie Bodine Klum (Kate Bosworth) findet das gar nicht lustig und stachelt Ehemann auf, es Broker heimzuzahlen. Als der dann auch noch auf die Bretter gelegt wird, ist das Maß voll: Cassies Bruder Gator Bodine (James Franco) soll es richten und die Schmach wiedergutmachen. Der hat damit keine Probleme, greift auch sonst ganz gerne mal auf Gewalt zurück, um seine Interessen als lokaler Drogenbaron durchzusetzen. Zumal Gator seine große Chance wittert, als er erfährt, mit wem er es zu tun hat. Denn Broker hat eine Menge Feinde, die einiges dafür springen lassen würden, ihn in die Finger zu bekommen.
James Franco, Winona Ryder und Kate Bosworth – wer die Credits überfliegt, könnte leicht den Eindruck gewinnen, Homefront sei ein Film, der von schauspielerischen Leistungen lebt. Aber das stimmt nur zum Teil. Franco, der nach diversen Experimenten (Interior. Leather Bar., As I Lay Dying) mal wieder dem Mainstream einen Besuch abstattet, überzeugte ja schon in der satirischen Genremischung Spring Breakers als gewaltbereiter Gangsterboss. Und auch Ryder als seine nuttig-flatterhafte Freundin und Bosworth als drogenabhängige Schwester sorgen für darstellerische Glanzpunkte.
Doch so gut die drei auch spielen mögen, das Geschehen wird deutlich von zwei anderen großen Namen bestimmt. Hinter den Kulissen war das Silvester Stallone, der in Homefront Chuck Logans gleichnamigen Roman zu einem Filmdrehbuch adaptierte und auch als Produzent auftrat. Und natürlich Jason Statham, welcher der Einfachheit halber wieder sich selbst spielt. Wenn diese beiden Namen aufeinandertreffen, sollte es daher niemanden überraschen, dass wir es mit einem Actionfilm klassischer Machart zu tun haben. Fans des schlagkräftigen Haudegen dürfen sich daher auf zahlreiche Einsätze ihres Idols freuen, mit Händen, Füßen oder auch mal einem Sturmgewehr.
Inhaltlich ist das Ganze wie so oft in dem Genre dagegen weniger befriedigend. Schon die Ausgangssituation – ein Ex-Cop und ein Drogendealer treten gegeneinander an, weil zwei Kinder sich geprügelt haben – ist arg konstruiert. Und der gesamte Nebenplot um Brokers tote Frau mitsamt neuer Liebelei, von Maddy auch noch angeleiert, hätte nicht sein müssen. Glücklicherweise sind diese Einschübe eher selten. Und wem bei Actionfilmen die Handlung ohnehin egal ist, darf sowohl über diese Schwächen als auch die tendenzielle Verherrlichung von Gewalt hinwegsehen und sich stattdessen an den gut inszenierten Kämpfen erfreuen.
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