I, Frankenstein

I, Frankenstein

(„I, Frankenstein“ directed by Stuart Beattie, 2013)

I, FrankensteinEs gab einmal eine Zeit, da waren sie die Könige des Horrors, Hauptfiguren nächtlicher Alpträume und eine prima Inspirationsquelle für Halloween: Vampir und Zombie, Werwolf und Frankensteins Monster. Heute ist davon nur wenig übrig geblieben. Die blutdrinkenden Fledermäuse wurden von schwärmenden Teenies annektiert, die faulenden Untoten haben es sich im Komödienfach gemütlich gemacht. Ausnahmen gibt es, etwa Byzantium oder World War Z, aber sie sind rar geworden. Noch schlimmer traf es die zotteligen Nachtschwärmer, die abgesehen von der spanischen Hommage/Parodie Game of Werewolves völlig in der Versenkung verschwunden sind.

Und auch für das von Menschenhand geschaffene Monster sah es lange Zeit äußerst düster aus. Sicher letztes Jahr kam mit dem niederländischen Lowbudgetstreifen Frankenstein’s Army ein Film in die Läden, der zumindest den berühmten Namen trägt. Aber Zombiearmeen waren sicher nicht das, was Mary Shelley im Sinn hatte, als sie 1818 die berühmte Romanvorlage veröffentlichte. Sonderlich nah hält sich auch I, Frankenstein nicht an den Klassiker der Gothic Novels, auch wenn es anfangs danach aussieht.I, Frankenstein Szene 1

Der exzentrische Dr. Victor Frankenstein (Aden Young) näht einige gefundene Leichenteile zu einer Kreatur (Aaron Eckhart) zusammen und erweckt diese zum Leben. Als er merkt, dass er diese nicht kontrollieren kann, beschließt er, sie gleich wieder zu töten. Was seine Schöpfung etwas persönlich nimmt und erst einmal Frau Frankenstein umbringt. Und auch die Lebensdauer des Wissenschaftlers ist eher kürzerer Natur. Dafür hat die Kreatur bald anderweitige Gesellschaft: Eine Gruppe von Dämonen taucht auf und will das Experiment zu ihrem Anführer bringen. Monster, das weder bei seiner Erschaffung noch bei seiner Liquidierung in den Entscheidungsprozess einbezogen wurde, reagiert aber mittlerweile allergisch auf Bevormundung und gibt den Teufelsanbetern so richtig eins auf die Fresse. Das wiederum imponiert den Gargoyles und sie laden Adam – so wird die Kreatur von deren Königin Leonore (Miranda Otto) getauft – ein, ihrer Organisation beizutreten und gemeinsam die Dämonen zu bekämpfen. Das lehnt Adam mit einem beherzten Grunzen ab und zieht alleine in die Welt.

200 Jahre später muss Adam erkennen, dass das mit dem „alleine“ nicht ganz funktioniert, denn noch immer versuchen die Dämonen ihn zu schnappen und zu ihrem Fürsten Naberius (Bill Nighy) zu schaffen. Denn der ist sehr interessiert an der Möglichkeit, aus Leichen eine Armee zusammenzustellen und so die Gargoyles endlich in den Himmel zurückzuschicken, wo sie hingehören. Wieder einmal versuchen so beide Gruppierungen, den Untoten für ihre Sache zu gewinnen, die alles entscheidende Schlacht zwischen Gut und Böse naht.I, Frankenstein Szene 2

Gargoyles im heiligen Krieg mit Dämonen und irgendwo dazwischen steht Frankensteins Monster – das muss ein Witz sein. Oder Trash. Aber weit gefehlt, die Macher hinter der Underworld-Reihe schnappten sich für I, Frankenstein eine Comicvorlage und verzichteten bei der Umsetzung auf jegliche postmoderne Selbstverweise oder ironische Elemente. Und für wahren Trash lag das Budget mit 36 Millionen dann doch zu hoch. Tatsächlich können sich die Effekte sogar richtig sehen lassen, gerade bei den Massenschlachten zwischen Himmels- und Höllenkriegern läuft der Film zu seiner Hochform auf. Die Einzelkämpfe des mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen Aaron Eckhart können da nicht ganz mithalten, gehören aber zusammen mit der düsteren Atmosphäre ebenfalls zu den positiven Aspekten.

Und dann wäre da noch die Geschichte. Komplex ist die sicher nicht und abgesehen von der originellen Ausgangssituation auch nicht sonderlich einfallsreich. Dass mit der Wissenschaftlerin Terra (Yvonne Strahovski) noch ein Love Interest reingedrückt wurde, die dem ungeliebten Monster die Bedeutung von Gefühlen zeigt und einen Grund zum Leben gibt, gehört ebenso zum Standardrepertoire wie der eifersüchtige Kronprinz der Gargoyles. Hätte man sich da mehr einfallen lassen können? Sicher. Aber auch so erfüllt der Plot seinen Zweck. Wer also einfach nur mal wieder stimmungsvolle Schlachten zwischen Fantasywesen sehen will, ohne groß darüber nachzudenken, der darf sich auf I, Frankenstein freuen. Und – gesetzt den Fall, der Film floppt nicht an den Kinokassen – auch schon mal auf einen zweiten Teil, der am Ende angeteasert wird.



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Der etwas sonderlichen Ausgangssituation zum Trotz ist I, Frankenstein ein klassischer und stimmungsvoller Kampf zwischen Gut und Böse. Die Geschichte ist später weder einfallsreich noch überraschend, dafür gefallen die düstere Atmosphäre und die Massenschlachten.
5
von 10