(„Paranoia“ directed by Robert Luketic, 2013)
Adam Cassidy (Liam Hemsworth) arbeitet als Informatiker für den renommierten Entwicklungskonzern Wyatt Corporation, dessen Leitung Nicholas Wyatt (Gary Oldman) innehat. Als Wyatt nach einer misslungenen Vorführung Cassidys ihn und seine Freunde aus der Firma wirft, revanchiert sich der erfolglose Hacker indem er die Firmenkreditkarte bei einer Abschiedsfeier überstrapaziert. Als Cassidy darauf hin wieder zu Wyatt ins Büro gerufen wird, bekommt er eine letzte Chance grenzenlos erfolgreich zu werden. Er soll den Konkurrenten und ehemaligen Geschäftspartner, sowie Mentor Wyatts ausspionieren und dessen neuste Errungenschaft in Form eines Smartphones stehlen bevor es auf dem Markt erscheint. Doch Gegenspieler Jock Goddard (Harrison Ford) ist mit allen Wassern gewaschen. Am Ende bleibt Adam Cassidy nur eine Möglichkeit: Er muss beide Kontrahenten aus dem Weg räumen um heil aus der Sache heraus zu kommen.
Besondere Innovationen lassen sich hier in keiner Weise erkennen. Die Story ist ein Mix aus Spionagethriller und Wirtschaftskrimi, unterhält auch überwiegend auf nettem Niveau, aber lässt den Funken nicht überspringen. Wenn man diesen Streifen einmal gesehen hat, wird es unmöglich sich auf ein weiteres Male zu freuen.
Solide Leistungen sind auf der Seite von Harrison Ford und Gary Oldman zu finden, wobei Letzterer seine gewohnt düstere und skrupellose Seele für sich sprechen lässt. Hauptdarsteller Hemsworth kann hier nicht überzeugen, nimmt man ihm doch nicht ab, dass er auch nur in der Lage ist eine Glühbirne zu wechseln. So ist es schwierig daran zu glauben, als könne er eine gewinnbringende Software für das Militär entwickeln. Wenn auch in meinen Augen nicht für diese Rolle geeignet, arbeitet er ganz solide, um seiner Gage gerecht zu werden. Vermutlich versucht uns Paranoia auch vor der totalitären Überwachung einer Stadt/der Welt zu warnen, spiegelt dabei aber nur oberflächlich die fatalen Seiten dessen wieder, auch wenn es letztendlich für das Ende sorgt.
Fazit: Muss man nicht gesehen haben. Aber wer Ford oder Oldman vermisst hat, kann sich hier nochmal von deren Qualitäten überzeugen. Doch im Großen und Ganzen bleibt sowohl darstellerisch wie auch erzählerisch am Ende die Langeweile zurück. Er fesselt nicht, er brilliert nicht und er fasziniert nicht.
Dem eigenen Chef vorzuwerfen, er habe keine Ahnung von dem, was er tut, ist selten eine schlaue Idee. Wenn besagter Chef auch noch der Vorsitzende eines Multi-Milliarden-Technikunternehmens ist und man den Vorwurf vor versammelter Mannschaft loswird, darf man sich nicht wundern, wenn man ein paar Minuten später auf der Straße sitzt. Adam Cassidy (Liam Hemsworth) tut es trotzdem und beschließt aus Rache, das Spesenkonto besagten Chefs zu plündern und mit Freunden mächtig einen feiern zu gehen. 16.000 Dollar in einer Nacht, das ist doch mal was, vor allem, wenn man vorher schon böse verschuldet war.
Bei Nicolas Wyatt (Gary Oldman), besagtem Ex-Chef, hält sich die Begeisterung über den plötzlichen finanziellen Verlust aus verständlichen Gründen in Grenzen. Aber als erfolgreicher Konzernchef weiß Wyatt, auch aus solchen Widrigkeiten Profit zu schlagen, denn er stellt Adam vor die Wahl: Entweder schnüffelt er bei Wyatts früherem Mentor und härtesten Konkurrenten Jock Goddard (Harrison Ford) herum und findet heraus, was dessen streng geheime Neuentwicklung so kann. Oder er darf sich die nächsten Jahre die Welt durch Gitterstäbe anschauen. Dass Adam für seinen kleinen Dienst auch noch eine tolle Wohnung und Geld ohne Ende erhalten soll, macht die Entscheidung nicht unbedingt schwierig.
Ein ambitionierter junger Mann, der sich mit Konzernen anlegt und am Ende erkennt, dass Karriere und Geld nicht alles ist – für einen solchen Plot braucht es nicht sonderlich viel Kreativität. Dem geneigten Thrillerfan scheint das aber zu reichen, denn in den USA wurde Paranoia von Joseph Finder zum Bestseller. Doch das mag daran gelegen haben, dass der Roman deutlich mehr Platz hatte, seine Themen zu vertiefen. In der Verfilmung von Robert Luketic (Natürlich blond, 21) blieb davon nicht viel übrig. Adams schwierige Beziehung zu seinem Vater wird beispielsweise komplett über Bord geworfen, hier ist das Familienoberhaupt ein gutherziger Mensch, ein einfacher, dafür bewundernswerter aufrechter Mann.
Natürlich sind Kürzungen und Vereinfachungen bei filmischen Adaptionen legitim, oft sogar notwendig. Bei Paranoia – Riskantes Spiel führte das jedoch dazu, dass der Film einfach zu glatt wurde. Das ist vor allem bei Adam störend. Der sollte eigentlich Sympathieträger des Films sein. Wenn seine Rolle aber nicht über eine Schaufensterpuppe hinausragt – Liam Hemsworth sieht nun mal eher nach Footballer aus, weniger nach Techniknerd –, fällt es etwas schwer, an seinem Schicksal teilzuhaben und mitzufiebern. Und Letzteres ist eine wichtige Voraussetzung für einen Thriller, die Anspannung, was mit unserem Helden passieren mag, ob er aus dem Schlamassel wieder herausfindet. Wenn einen das nicht interessiert, ist Spannung in dem Genre nur sehr schwer aufzubauen. Da helfen auch keine aufgesetzten Verfolgungsjagden mehr.
Dass der Nervenkitzel fehlt, liegt aber auch an den fehlenden Wendungen. Spionage und Intrigen geben wunderbare Vorlagen für ausgiebiges Nägelkauen ab, gesetzt den Fall, man weiß nicht, was als Nächstes passieren wird. Und das ist hier der Fall, denn Paranoia – Riskantes Spiel orientiert sich doch sehr an Klischees. Sicher, wirklich was falsch macht man damit nicht und das gilt dann auch für den Film insgesamt. Aber es drängt sich einem dann doch die Frage auf: Braucht es das? Gibt es einen Grund, sich den Streifen anzuschauen? Hier wäre der wohl noch am ehesten der Auftritt der beiden Altstars Harrison Ford und Gary Oldman. Wenn die beiden aufeinandertreffen, dann ist das fast schon per Definition interessant. Und die stylischen Bilder sind ebenfalls hübsch anzusehen. Man darf nur nicht auf die Idee kommen, hinter der hübschen Fassade nachzuschauen, sonst bleibt man am Ende genauso desillusioniert zurück wie Adam selbst.
Fazit: Zu viele Klischees, zu flache Figuren, zu wenig Wendungen – die Romanverfilmung Paranoia – Riskantes Spiel krankt daran, dass hinter der hübschen Fassade zu wenig kommt. Daran können auch die Altstars nur wenig ändern.
Paranoia – Riskantes Spiel erscheint am 28. Januar auf Blu-ray und DVD
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