Portugal, mon amour

Portugal, mon amour

(„La Cage Dorée“, directed by Ruben Alves, 2012)

Portugal, mon amourZuhause ist, wo dein Herz schlägt, wird ja immer wieder gerne behauptet. Doch wo die Herzen von José (Joaquim de Almeida) und seiner Frau Maria (Rita Blanco) ihr Heim gefunden haben, das kann niemand so genau sagen – nicht einmal das Ehepaar selbst. So ganz war die Auswanderung der beiden Portugiesen aber ohnehin keine Herzensangelegenheit, zumindest nicht im positiven Sinne. Ein Streit zwischen José und dessen Bruder ums Familienerbe war der Anlass für die Ribeiros, die Koffer zu packen und ihr Glück in der Ferne zu versuchen. In Frankreich.

Über dreißig Jahre sind seither vergangen und die beiden haben sich längst in ihrer neuen Heimat eingelebt. José verdient als Maurer sein Geld, Maria arbeitet als Concierge in einem gehobenen Pariser Wohnhaus. Kinder haben sie auch: Paula (Barbara Cabrita) und Pedro (Alex Alves Pereira). Was also könnte sie da noch dazu bewegen, zurück nach Portugal zu gehen? Ganz einfach: Geld. Viel Geld. Seit der Auswanderung haben sie zwar nicht miteinander geredet, dennoch setzte sein verkrachter Bruder José als Alleinerbe ein. Der Familienbesitz, unter anderem Weinberge und auch viel Bares, soll nun doch ihm gehören. Nur hat das Ganze einen kleinen Haken: Um das Erbe antreten zu können, muss José sich verpflichten, in Zukunft in Portugal zu leben. Und das zwingt die Familienmitglieder, sich doch noch mit der Frage zu beschäftigen, wer sie eigentlich sind und was sie vom Leben wollen.Portugal, mon amour Szene 1

Wer in den letzten Jahren durch Ziemlich beste Freunde oder Paulette auf den Geschmack gekommen ist und sich etwas Ähnliches von Portugal, mon amour erwartet, der wird schnell enttäuscht werden. Im Gegensatz zu den Kassenschlagern ist die französisch-portugiesische Komödie sehr viel zurückhaltender, setzt mehr auf eine Gesamtsituation, eine leise Geschichte, weniger auf plakative Witze. Damit ähnelt das Langfilmdebüt von Regisseur und Koautor Ruben Alves eher an Ein Tag in Barcelona, ohne aber dessen Klasse zu erreichen. Dafür fehlt es hier einfach an zündenden Ideen.

Die Figuren sind liebenswert, ja, so wie auch die Komödie insgesamt ihren Charme hat. Selten geht Portugal, mon amour aber über die anfängliche Charakterisierung hinaus. Wir wissen, dass José und Maria zu gutmütig sind und sich von allen ausnutzen lassen. Und daran wird sich im Laufe des Films auch nichts ändern. Witziger ist da die Reaktion des Umfeldes, als dieses erfährt, dass die beiden womöglich bald nicht mehr da sind und sich jemand anderes fortan um die Drecksarbeit kümmern zu müssen. Auf einmal entdecken die Sklaventreiber den Wert der beiden Einwanderer und in schön entlarvenden Szenen versuchen sie, durch kleine Zugeständnisse und gespielte Großzügigkeit das Ehepaar zum Bleiben zu bringen.Portugal, mon amour Szene 2

Während diese Passagen aber gelegentlich ein Schmunzeln wert sind, bleibt die Frage nach der kulturellen Identität doch sehr im Hintergrund, vor allem für einen Film, der als „Culture-Clash-Komödie“ beworben wird. Ob die hochnäsigen Franzosen oder die herzlichen Portugiesen, zu oft zieht sich Portugal, mon amour auf Klischees zurück. Dabei zeigt die Reaktion der im Exil geboren Kinder, die sich mehr als Franzosen fühlen, und der Originaltitel La Cage Dorée (Der goldene Käfig), dass bei dem Thema viel spannendere Fragen hätten gestellt werden können. Wie viel Identität trage ich in mir, was lässt sich auf Gewohnheit zurückführen? Auf Bequemlichkeit? Aber hier belässt es Alves bei Andeutungen und begnügt sich sonst mit gefälligen Wohlfühlmomenten, die niemanden überfordern werden. Das ist nett und warmherzig. Aber auch irgendwo belanglos.

Portugal, mon amour ist seit 16. Januar auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Liebenswerte Charaktere, eine warmherzige Geschichte, viel Charme und Wohlfühlmomente – Portugal, mon amour hat alle Zutaten für eine wirklich nette Komödie. Leider ruht sich der Film aber auf dieser Nettigkeit aus und hat über Klischees hinaus relativ wenig zu erzählen.
5
von 10