(„A Night At The Roxbury“ directed by John Fortenberry, 1998)
Das Faszinosum Film: Irgendjemand hat eine fixe Idee, teilt sie mit, schreibt sie auf, zeigt sie rum, ein anderer Jemand pumpt einen Haufen Geld rein, ein paar Dutzend – wenn nicht Hunderte – von Leuten werden angeheuert, am Set bricht das blanke Chaos aus, die wüsten Dreharbeiten machen den Eindruck, als wisse niemand, worum es geht, die Katastrophe scheint perfekt, doch am Schnittpult fügt sich das gesammelte Rohmaterial auf wundersame Weise wieder zu einem großen Ganzen zusammen, das nach etlichen Stunden, Tagen und Wochen Postproduktion fertiggestellt, wahlweise ein paar ausgewählten Testguckern vorgeführt, anschließend kopiert und vervielfältigt wird, um am Ende dieses spannenden Prozesses tatsächlich ins Kino, oder wenigstens direct to DVD in den Verleih zu kommen.
Ein paar Fragen: Wenn zwischen fixe Idee und Kino irgendwer von Cast/Crew merkt, dass der Film, in den gerade Unmengen Zeit, Nerven, Geld und Manpower investiert werden, totaler Bullshit ist, wie laut muss dieser Jemand schreien, um erhört zu werden? Oder herrscht im Rahmen eines großen überrollt wird, dass da etwas völlig Bescheuertes in der Mache ist? Wenn dem so sei, wie kann es sein, dass die Mehrheit nichts gemerkt hat? Und zu guter Letzt: Wurden Will Ferrell und Chris Kattan bei der Geburt fallen gelassen oder waren deren Eltern womöglich Geschwister? All diese Fragen gedeihen im Hirn, während man „A Night At The Roxbury“ schaut – eine US-amerikanische Komödie aus den 90er Jahren, die zum Heulen unlustig und peinlich ist.
Bei der fixen Idee konnte man es ja nicht ahnen: Als Michael Bully Herbig seine Figuren Winnetou und Abahachi aus der Comedy-Show „Bullyparade“ auf die große Leinwand entführte, wurde daraus einer der erfolgreichsten deutschen Kinokassenschlager überhaupt. Trotzdem birgt es natürlich ein hohes Risiko, einen für Sketche konzipierten, mehr oder weniger witzigen Charakter aus seinem Zwei-Minuten-Format zu reißen und auf Spielfilmlänge plattzutreten. Seltsame Allüren, Akzente und Andersartigkeiten nutzen sich eben schnell ab. Siehe Steve und Doug Butabi, verkörpert von Ferrell und Kattan. Deren komödiantisches Potential ist nach etwa 15 Sekunden rhythmischen Kopfwackelns schon während des Vorspanns verbraucht. Danach geht „A Night At The Roxbury“ auf Talfahrt.
Hätte man es bei den „Roxbury Guys“ und ihren paar Sketchen in der US-Show „Saturday Night Live“ belassen – abgesehen davon das schon diese Mini-Clips einen sehr speziellen Humor bedient haben – wäre vermutlich nie jemand auf den Verdacht gekommen, dass diese Schießbudenfiguren vielleicht geistig so zurückgeblieben sind, dass einem das Lachen im Halse stecken bleiben muss. Man macht sich schließlich nicht über Behinderte lustig. Schwer zu sagen, wer es verbockt hat. War es Regisseur John Fortenberry, bekannt für zweifelhafte Filmjuwelen wie „Chaos! Schwiegersohn Junior im Gerichtssaal“, auch bekannt unter dem Titel „Chaos-Junior – Ein Trottel im Gerichtssaal“? Oder waren es doch Ferrell und Kattan, die immerhin maßgeblich am Drehbuch mitgewirkt haben und somit weit mehr als Marionetten in diesem bösen Spiel sind? Selbst wenn ein interessanter Zweifel darüber bleibt, ob man über das Karsperle-Theater lachen oder die beiden Brüder in ihren hornochsigen Versuchen, mit ihrem Leben klarzukommen, ernst nehmen soll – „A Night At The Roxbury“ ist ein brutal schlechter Film. Wer gute 80 Minuten aus dem Fenster starrt, kriegt vermutlich mehr zu Lachen. Könnte ja ein lustiger Vogel vorbeifliegen.
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