(„Monster Pies“ directed by Lee Galea, 2013)
Sein wir doch mal ehrlich: So eine erste Liebe, das ist oft ein ziemlicher Mist. Wenn das erste Bauchkribbeln vorbei ist, muss man sich mit vielen nicht ganz so schönen Gefühlen auseinandersetzen. Eifersucht, Bindungsängste und vor allem Unsicherheit – mache ich auch ja alles richtig? Sehe ich gut genug aus? Was werden die anderen sagen?
Vor allem letzter Punkt ist bei Mike (Tristan Barr) ein großes Problem. Die Avancen am Arbeitsplatz durch Ursula weist er zurück, so wie er insgesamt keine Erfahrungen mit Mädchen hat. Stattdessen schlägt sein Herz für seinen neuen Mitschüler Will (Lucas Linehan). Als die beiden an einem gemeinsamen Schulprojekt arbeiten, kommen sie sich näher und sind mit den aufkommenden Emotionen zunächst völlig überfordert. Doch ihr Glück wird immer wieder unterbrochen, durch pöbelnde Jugendliche, durch Jenine (Katrina Maree), die so gar keine Lust hat, ihren besten Freund Mike mit jemandem teilen zu müssen, und durch die wenig verständnisvollen Eltern.
Australien und LGBT-Filme – da fällt einem als erstes natürlich Priscilla – Königin der Wüste ein, die kultige Tragikomödie um drei alternde Drag Queens. Davon ist Beautiful Love meilenweit entfernt. Schrill ist hier gar nichts, vielmehr widmet sich Regisseur und Drehbuchautor Lee Galea den alltäglicheren Problemen, die homosexuelle Beziehungen mit sich bringen. Dass das Drama auf persönlichen Erfahrungen basiert, spürt man hier deutlich. Vor allem die zögerlichen Annäherungen am Anfang, die verstohlenen Blicke, die Ratlosigkeit darüber, wie man sich verhalten soll – all das bringt der Film recht gut rüber.
Leider beschränkte sich Galea aber nicht darauf und meinte, seine Coming-Out-Geschichte mir vielen überaus dramatischen Einfällen anreichern zu müssen: Mikes Bruder starb bei einem Autounfall, seine Eltern sind geschieden. Und auch in Wille Familie liegt einiges im Argen, die Mutter ist geistig zurückgeblieben, der Vater gewalttätig. Und als wäre das nicht genug, stehen in den nicht mal 90 Minuten noch andere Todesfälle, Streit mit der besten Freundin, ein ungerechtfertigter Rauswurf aus der Arbeit und Mobbing an der Schule auf dem Programm. Was auch immer in einem Leben schief gehen kann, tut es hier auch.
Einen Gefallen tut sich Galea damit nicht, im Gegenteil: Durch die völlige Überfrachtung mit furchtbar tragischen Ereignissen geht ihm seine eigentliche Geschichte verloren. Und auch seine Glaubwürdigkeit. Was als stimmungsvoller, wenn auch etwas gleichförmiger Film über eine von Unsicherheit geprägte junge Liebe beginnt, nimmt später deutlich Züge einer Soap Opera an. Bewegend ist das manchmal, oft jedoch einfach nur übertrieben. Dass es das gar nicht gebraucht hätte, beweist der Filmemacher in den ruhigen Momenten, wenn er seinen beiden Protagonisten und ihrer Beziehung mal etwas Zeit zum Atmen gibt. Rührend etwa, wenn Mike und Will langsam Selbstvertrauen entwickeln und anfangen, in der Schule herumzualbern. Die Gefühle zuzulassen und einfach zu genießen.
Doch der beste Einfall betrifft die Schularbeit, die beide zusammen erledigen müssen: eine moderne Variante von „Romeo und Julia“ ausdenken, so lautet die Aufgabe. Mike und Will, eingefleischte Filmfans, entscheiden sich dazu, die Protagonisten der altbekannten Liebesgeschichte durch Frankensteins Monster und einen Werwolf zu ersetzen. Wenn sich in dem Film-im-Film die Ungeheuer nicht nur mit ihrem Außenseiterdasein, sondern auch mit ihren Gefühlen füreinander auseinandersetzen müssen, ist das eine unverhohlene, aber entwaffnend ehrliche Parabel auf die eigene Situation. Solche Ideen darf Galea beim nächsten Mal gerne mehr haben.
Beautiful Love ist seit 31. Januar auf DVD erhältlich
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