(„Gold“ directed by Thomas Arslan, 2013)
Der Fund hätte zu keiner besseren Zeit passieren können: Die USA steckten im späten 19. Jahrhundert in einer dicken Wirtschaftskrise, da kam die Nachricht gerade recht, dass am Klondike River im Nordwesten Kanadas Gold gefunden wurde. Mehr als 100.000 Menschen nahmen seinerzeit den beschwerlichen Weg auf sich, mitten durch die Wildnis, oft nur mit dem Nötigsten ausgerüstet, um für sich selbst ein Stückchen vom goldig glänzenden Kuchen abzustauben.
Das gilt auch für die kleine Schar an Deutschen, die sich von Ashcroft nach Dawson durchschlagen wollen. Angeführt von Wilhelm Laser (Peter Kurth), der vorgibt, die Gegend wie seine Westentasche zu kennen und für ein bisschen Geld die anderen dorthin zu führen. Die anderen, das sind der Journalist Gustav Müller (Uwe Bohm), die etwas zugeknöpfte, ehemalige Hausangestellte Emily Meyer (Nina Hoss), das Ehepaar Maria (Rosa Enskat) und Otto Dietz (Wolfgang Packhäuser) und der Handwerker Joseph Rossmann (Lars Rudolph). Abgerundet wird die 7-köpfige Gruppe durch Carl Böhmer (Marko Mandic), der als Packer angeheuert wurde.
Ein Abenteuerfilm ist Gold aber nur bedingt, denn hier gibt es keine Kämpfe mit Eingeborenen oder Überfälle durch wilde Tiere. Nur sieben Menschen, darunter die fünf Goldsucher mit ihren kleinen Träumen von einem besseren Leben. Nicht die Reise an sich steht im Mittelpunkt, sondern wie die Teilnehmer mitansehen müssen, wie eben diese Träume nach und nach vor ihren Augen zerplatzen. Zuerst müssen sie den Wagen zurücklassen, sie verlieren immer mehr Pferde, am Ende sogar die Teilnehmer.
Faszinierend ist dabei, wie sich die Gruppendynamik kontinuierlich verändert. Je nach Teilnehmerzahl und -zusammensetzung übernimmt mal der eine, dann der andere die Führung. Und je weiter sie sich von der Zivilisation entfernen, umso stärker bekommen die Fassaden Risse, hinter den bürgerlichen Gesichtern kommen hässliche Fratzen zum Vorschein: Geltungssucht, Habgier, sogar Sadismus.
Interessant wird der Western vor allem in solchen Momenten, wenn vor schöner Kulisse – und die wird in Gold immer wieder geboten – die unschönen Seiten der menschlichen Natur präsentiert werden. Die Handlung ist hingegen weniger spannend. Man reist zusammen, unterhält sich ein wenig, kommt sich näher oder auch nicht. Passieren tut da nicht viel. Und wenn, wirkt es gnadenlos konstruiert: Wie absurd es ist, mitten in der Wildnis in die einzige Bärenfalle weit und breit zu treten, bemerkt ja schon die betroffene Figur. Auch dass Carl Böhmer von rachesüchtigen Viehdieben verfolgt wird, die ohne Führer oder Ortskenntnisse problemlos, schnell und unbemerkt die Gruppe einholen, glaubwürdig ist das nicht.
Der Geschichte wegen braucht man sich Gold also nicht anzusehen. Und auch die Charaktere geben nicht so wahnsinnig viel her. Wenn einen etwas in den Bann zieht, dann ist es die Ödnis, die Trostlosigkeit, der Drang der Teilnehmer, endlich das eigene Leben hinter sich zu lassen, und die dann doch nicht von der Stelle kommen. Sie habe nichts mehr, für das es sich umzukehren lohne, wird die undurchdringliche Emily einmal sagen. Der Satz hätte jedoch auch von jedem anderen stammen können. Und so machen sie eben weiter und reiten stillschweigend dem Horizont entgegen, selbst wenn – und auch das ahnt man als Zuschauer rasch – am Ende des Regensbogens kein Kessel mit Gold wartet, sondern nur das Vergessen.
Gold ist seit 28. Februar auf DVD und Blu-ray erhältlich
(Anzeige)