(„Stalled“ directed by Christian James, 2013)
Oh ja, die gute alte Weihnachtsfeier. Wir alle kennen sie und auch die kleinen Rituale, die damit verbunden sind. Wie unsere Chefs die Chance nutzen, sich vor versammelter Mannschaft selbst auf die Schulter zu klopfen, zu betonen, welch gutes Team man doch ist. Und natürlich auch die fadenscheinige Begründung, warum es auch dieses Jahr nichts wurde mit den versprochenen Gehaltserhöhungen. Und die Belegschaft dankt es, indem sie sich auf Firmenkosten mal so richtig die Hucke vollsäuft. Wenn dann noch die üblichen Eifersüchteleien und Intrigen hinzukommen, das Lästern über jeden, der gerade nicht in Hörweite ist, sind alle Zutaten für einen schaurig-schönen Alptraum zusammen.
Aber keine Feier ist so beschissen, dass man sie nicht noch schlimmer machen könnte. Hausmeister W. C. (Dan Palmer) zum Beispiel muss Heiligabend auf der Damentoilette verbringen. Geplant war das sicher nicht, eigentlich wollte er dort nur Glühbirnen auswechseln. Als dann jedoch zwei Kolleginnen reinkommen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich auf dem Klo zu verstecken. Ein bisschen unbequem ist das sicher, dafür ist der Anblick umso besser: Die beiden Damen beginnen nämlich, sich die ohnehin spärliche Kleidung vom Leib zu reißen und sich dem Liebespiel hinzugeben. Ein verfrühtes Geschenk vom Weihnachtsmann? Könnte man meinen, würde sich nicht eine der beiden auf einmal in einen Zombie verwandeln und über die andere herfallen. Und wo ein Zombie, da sind die anderen meist nicht weit: Kurze Zeit später wimmelt das ganze Bad von Untoten und W.C. sucht fieberhaft nach einer Lösung, wie er aus dem ganzen Mist wieder herauskommt.
Die Kombination von Zombies und Toiletten lässt einen auf das Schlimmste gefasst machen, werden dabei doch Erinnerungen an Zombie Ass – Toilet of the Dead wach. Ganz so furchtbar ist Stalled zum Glück nicht, dafür gibt es hier zu viele komische Szenen, beabsichtigt komische sogar. Tatsächlich ist der englische Film ein weiteres Beispiel für die mittlerweile fast schon inflationären Zombie-Komödien, Spannung steht daher nicht so auf dem Programm. Immerhin gab man sich aber redlich Mühe, dem reichhaltigen Genrefundus noch ein paar eigene Ideen hinzuzufügen. Die offensichtlichste davon ist die, fast den gesamten Film nur auf der Toilette spielen zu lassen. Das hört sich nach Mist an und war vielleicht auch finanziell motiviert. Zur großen Überraschung aber ist das Ergebnis des Low-Budget-Films gar nicht übel, über weite Strecken sogar amüsant.
Den Film „gut“ zu nennen, so weit würde sicher keiner gehen. Eigentlich ist Stalled sogar Schrott. Aber eben Schrott, der sich nicht dafür schämt, sondern richtig stolz darauf ist. Und das hat Charme. Wenn im Hintergrund immer neue Zombies auftauchen und die absurdesten Weihnachtskostüme tragen, weiß man natürlich, dass das äußerst billiger Humor ist, lacht dann aber trotzdem. Auch ein zweiter Einfall von Dan Palmer, der nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern auch das Drehbuch schrieb, ist irgendwie witzig: Zwei Toiletten weiter ist eine weitere Kollegin auf der Toilette eingeschlossen, zu Gesicht bekommen wir sie aber nie. Selbst während der zahlreichen Dialoge bleibt die Kamera exklusiv bei unserem „Helden“. Dadurch wird die zweite Hauptfigur zu einer reinen Stimme aus dem Off, die zwar alles kommentiert, aber nie Teil der Handlung wird.
Leider reichen diese Einfälle nicht aus, um die kompletten 84 Minuten zu unterhalten. Wenn der Film zwischendurch zu sehr zu Wiederholungen neigt und bei seinen Anfangswitzen kleben bleibt, zieht sich Stalled dann doch ein wenig. Auch die Zwiegespräche der beiden Eingesperrten sind nicht unbedingt immer spannend. Kann man ihr diese Fehler verzeihen, dann ist die Horrorkomödie für den nächsten Videoabend mit wenig Anspruch, dafür umso mehr Bier aber gar nicht mal verkehrt.
Stalled ist seit 7. Februar auf DVD und Blu-ray erhältlich
(Anzeige)