(„Red Line“ directed by Robert Kirbyson, 2013)
In einer U-Bahn eingesperrt zu sein – kann es für Klaustrophobiker einen größeren Alptraum geben? Oh ja, es kann. Wenn besagte Bahn nämlich entgleist ist, es keinen Ausweg gibt und ein Mörderumherschleicht. Eben dies passiert hier gleich zu Beginn, als eine furchtbare Explosion die „Red Line“ erfasst und auch den Tunnel zum Einsturz bringt. Viele Passagiere sind auf der Stelle tot, der Rest muss erst einmal den Kopf und die Orientierung wiederfinden, schließlich funktionieren die einstigen Konzepte von unten und oben nicht mehr wirklich.
Doch keine Ausgangssituation ist so schlimm, dass sie nicht noch schlimmer werden könnte; schon bald kommen die Überlebenden dahinter, dass Explosion und Entgleisung kein Zufall waren. Jemand steckt dahinter, ein Attentäter. Aber wer? Und warum? Und vor allem: Ist derjenige eventuell noch unter uns?
Gerade der letzte Punkt sorgt bei U-Bahn – Nächster Halt: Terror für guten Nervenkitzel. Schon unter normalen Umständen sind Spannungen unausweichlich, wenn eine Gruppe von Fremden auf engem Raum zusammengepfercht wird. Steht dann aber noch der Verdacht im Raum, einer der anderen könnte ein Mörder sein, dann liegen die Nerven schnell blank. Im Mittelpunkt des Thrillers stehen deswegen weniger Actionsequenzen, sondern vielmehr die Auseinandersetzungen der Opfer, die Reaktionen auf die furchtbare Lage. Was zunächst wie ein herkömmlicher Katastrophenfilm beginnt, wandelt sich so schnell zu einem spannenden Kammerspiel mit starken Krimielementen.
Von den Figuren sollte man hingegen nicht viel erwarten. Sie sind überraschend gut gespielt, jedoch ohne viel Tiefe. Wir erfahren anfangs, dass sich Tori (Nicole Gale Anderson) mit einem Vater gestritten hat, Rubina (Keena Ferguson) mit ihrem Verlobten im Clinch liegt. Aber das war es auch schon, der Rest bleibt uns fremd. Verkehrt ist das nicht, denn das Konzept des allgegenwärtigen Misstrauens geht natürlich nur auf, wenn die Einzelnen anonym bleiben. Wirklich vorwerfen kann man U-Bahn – Nächster Halt: Terror diese Oberflächlichkeit daher nicht und auch nicht das recht offensichtlich niedrige Budget. Selbst wenn nur wenig Mittel zur Verfügung standen, holte Regisseur Robert Kirbyson eine Menge Nervenkitzel aus dem Material heraus. Und das ist nicht selbstverständlich, war sein einziger Langfilm bislang der Familienfilm Snowmen.
Wenn es an seinem zweiten Film etwas auszusetzen gibt – und das ist definitiv der Fall – dann betrifft das vor allem die inhaltliche Seite. Anfangs gefällt U-Bahn – Nächster Halt: Terror mit Protagonisten, die zwar leicht hysterisch, insgesamt dann aber doch glaubhaft sind. Mit der Zeit werden die Handlungen aber immer weniger nachvollziehbar, der aufgesetzte Showdown zum Schluss ist sogar fast schon lächerlich. Und auch wer eine plausible Aufklärung für die Motivation des Attentäters erhofft, wird enttäuscht. Eine Auflösung gibt es und vermutlich war die so gedacht, dass sie die Zuschauer zum Nachdenken bringen soll. Doch dafür bleibt sie letzten Endes zu dünn und banal. Und so wird aus dem Thriller, der sich durch seine beklemmende Atmosphäre empfiehlt, auf den letzten Metern zu einer Geisterfahrt. Dank der überzeugenden Stimmung bleibt der Low-Budget-Streifen aber immer noch einen Blick wert.
U-Bahn – Nächster Halt: Terror ist seit 6. Februar auf DVD und Blu-ray erhältlich
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