(„…und Äktschn!“ directed by Frederick Baker, 2014)
Auf dem Land, da ist man doch immer so freundlich und nett und hilfsbereit. Alle für einen, anstatt jeder nur für sich, so wie es in der Großstadt gang und gäbe ist. Soweit die ganz gerne nach außen hin transportierte Botschaft. Dass dieses Selbstbild nicht sonderlich viel mit dem eigentlichen Alltag zu tun hat, darf der bayerische Obergrantler Gerhard Polt in seinem neuesten Film unter Beweis stellen. Dafür schrieb der Kabarettist nicht nur am Drehbuch mit, sondern übernahm auch gleich die Hauptrolle des Hans Pospiech.
Hans positioniert sich ganz gerne als größter Filmexperte seiner Heimatstadt Neufurth. Doch einer will ihm diesen Titel nicht überlassen: Nagy (Nikolaus Paryla), der Leiter des örtlichen Filmclubs. Der prahlt damit, während seiner Filmkarriere mit den großen Stars per Du gewesen zu sein. Was nicht ganz falsch ist, aber nur die halbe Wahrheit: Nagy war früher Würstchenverkäufer auf dem Bavaria-Studiogelände. Über ein „willst du Senf dazu?“ dürften also seine persönlichen Gespräche mit den Stars kaum hinausgegangen sein. Da aber auch Hans keine Erfolge vorweisen kann – seine Amateurfilme will nun wirklich niemand sehen, sein Geld verdient er mit dem Verkauf von Kriegsandenken – reicht es immer nur für ein Patt. Da kommt ihnen der von Bankdirektor Faltermeier (Michael Ostrowski) ins Leben gerufene Filmwettbewerb ganz recht. Und Hans hat auch schon eine Idee, wie er diesen Wettbewerb für sich entscheiden kann: Er dreht einen Film über den Privatmenschen Adolf Hitler.
Über 30 Jahre sind seit seinem Filmdebüt Rosi und die große Stadt vergangen, bekannt wurde Polt aber für seine Satiren Kehraus und Man spricht deutsch sowie seine Bühnenprogramme, mit denen er bis heute unermüdlich auf Tournee ist. Wer die lange Karriere des Münchner Komikers verfolgt hat, weiß daher schon, was ihn bei …und Äktschn! zu erwarten hat: feine Beobachtungen des menschlichen Miteinanders und bissige Kommentare. Gerade bei den Streitigkeiten über das große Filmwissen und den absurden Versuchen, Hitlers Persönlichkeit zu definieren, zeigt sich die große Erfahrung von Polt mit dem alltäglichen Wahnsinn.
Hinzu kommen Spitzen auf das Finanzsystem und die Mauscheleien der Banken. Faltermeier ist an dem Film und dem Wettbewerb nämlich gar nicht interessiert, er braucht nur ein Abschreibungsprojekt, das er als Filmförderung tarnen kann. Wer gewinnt, steht damit auch von vornherein fest: der mit dem größten Schuldenberg. Und auch sonst hat Polt wieder das ein oder andere Bonmot im Handgepäck: „Armut ist ohne Geld nicht denkbar. Und mit Geld auch nicht.“
Nur: So amüsant der Film an manchen Stellen ist, richtig vom Hocker reißen will einen hier nichts. Nachteil von Polts Herumlungern auf bewährtem Terrain ist, dass er dort nur Allgemeinplätze vorfindet, die schon zu oft abgegrast wurden. Wer nicht genug bekommen kann von seinen satirischen Einlagen, den wird das nicht stören. Ansonsten wirkt …und Äktschn! trotz der bissigen Kommentare dann aber doch erschreckend müde. Und auch irgendwie langweilig.
… und Äktschn! startet am 6. Februar im Kino
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