(„Casa de mi Padre“ directed by Matt Piedmont, 2011)
Man kann ihn lieben: Will Ferrell, das Urgestein der amerikanischen Comedy, für seine Auftritte bei der legendären Saturday Night Live-Show, seine beiden Anchorman-Filme, vielleicht auch die Weihnachtskomödie Buddy – Der Weihnachtself. Oder auch angesichts zahlreicher Rohrkrepierer wie A Night at the Roxbury oder Verliebt in eine Hexe eine nicht ganz so hohe Meinung hegen. Casa de mi Padre fällt nun genau in die Mitte. Drüber ärgern muss man sich nicht, wirklich viel Spaß macht er aber ebenso wenig.
Die Geschichte ist wie bei vielen Ferrell-Filmen eher dünn; er selbst spielt den in mehrerer Hinsicht unbedarften Armando Alvarez. Der arbeitet auf der Ranch seines Vaters in Mexiko, hat weder viel Geld, noch Intelligenz, von Erfolg bei Frauen ganz zu schweigen. Sein jüngerer Bruder Raul (Diego Luna) kann sich vor Anerkennung hingegen kaum retten und stellt bei seinem letzten Besuch auch noch die bildhübsche Sonja (Genesis Rodriguez) als seine Verlobte vor. Was keiner in der Familie ahnt, der Strahlemann verdankt seinen Reichtum, die schicke Kleidung, das tolle Auto, ausschließlich dem Drogenhandel. Und das bringt den Mexikaner in den direkten Konkurrenzkampf mit Onza (Gael García Bernal). Der ist nicht nur äußerst skrupellos mit einem Hang zur Gewalt, sondern auch noch der Onkel von Sonja. Dass es hier bald schon an allen Fronten knallt, ist klar. Und auch dass nur einer die Familie vor größerem Schaden bewahren kann: der etwas minderbemittelte Armando mit seinem großen Herz.
Nicht alle Mexikaner handeln mit Drogen, nicht alle Amerikaner sind Arschlöcher – so lautet die „Moral“ zum Ende des Films. Das bringt die Absicht von Casa de mi Padre auf den Punkt, eine Parodie von Land und Leuten soll sie sein, auf Klischees, wie sie in Filmen immer wieder gerne verbreitet werden, aber auch auf die Machweise billiger Mexploitation-Filme. Wenn Armando und Konsortien vor bewusst schlecht gemachten Kulissen theatralische Lebensweisheiten von sich geben, auf Pferden geritten wird, die der Zuschauer nicht zu sehen bekommt, oder ein Witz sekundenlang und weit übers Ziel hinaus andauert, dann ist das Metafilming wie aus dem Lehrbuch.
Aber auch wenn die Absicht dahinter klar ist, witzig ist die Western-Komödie eher selten. Zur Hochform läuft Casa de mi Padre immer dann auf, wenn die Absurdität auf die Spitze getrieben wird, Ferrell sich etwa mit einem Plüschjaguar unterhält. Auch die Aufnahmen in der Stadt, wo alles durch Spielzeug ersetzt wurde, oder Armandos großartig bescheuerter Nahtodtraum – in Anlehnung an ähnliche, überaus ernst gemeinte Fieberträume anderer Filme – sind gelungene Beispiele für die Veralberung von typischen Genreverbrechen. Nette Einfälle hatte man also schon.
Das Problem ist nur, dass sie zu selten sind. Für einen Kurzfilm hätte das reichen können, für einen ausgewachsenen Spielfilm ist das dann aber doch etwas dünn. Und so hat Casa de mi Padre trotz seiner kurzen Laufzeit von 84 Minuten immer wieder mit Längen zu kämpfen – da helfen auch die überraschend guten Gesangseinlagen und der schön übertriebene Showdown nicht mehr.
Casa de mi Padre ist seit 18. Februar auf DVD und Blu-ray erhältlich
(Anzeige)