(„Di renjie zhi tongtian diguo“ directed by Tsui Hark, 2010)
Wer sich ein wenig mit der chinesischen Geschichte auseinandersetzt, wird früher oder später über ihren Namen stolpern: Wu Zetian. Die soll nicht nur äußerst skrupellos gewesen sein – angeblich ermordete sie ihre eigene Tochter und beschuldigte eine Konkurrentin dieser Tat – sie wurde auch die einzige Kaiserin im Reich der Mitte. In Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen steht diese Besteigung des Throns unmittelbar bevor. Schon lange zog Wu Zetian (Carina Lau) im Geheimen die Fäden, jetzt im Jahr 689 soll sie endlich zur offiziellen Herrscherin erklärt werden. Die gigantische Buddhastatue, die über die Regentin wachen soll, ist fast fertig errichtet, die Krönung damit eigentlich nur Formsache.
Wären da nicht die seltsamen Todesfälle in der letzten Zeit gewesen, Menschen, die urplötzlich in Flammen aufgingen und innerlich verbrannten. Göttliche Bestrafung oder heimtückischer Mord? Keiner weiß das so genau. Nur einer kann den Fall klären: Dee Renjie (Andy Lau), der seit acht Jahren im Gefängnis sitzt, und das ausgerechnet für einen Aufstand gegen die selbstbewusste Regentin. Den eigenen Erzfeind um Hilfe zu bitten, dafür braucht es schon viel Überwindung. Doch die Zeit drängt, vor der Einführung muss unbedingt das Rätsel geklärt sein. Also stellt Wu Zetian ihrem früheren Widersacher die eigene Vertraute Shangguan Jing’er (Li Bingbing) und den Ermittler Pei Donglai (Deng Chao) an die Seite, zusammen sollen die drei den Grund für die plötzlichen Feuer herausfinden.
In den 80ern und 90ern gehört er zu den Großen des Hong-Kong-Kinos: Tsui Hark, Produzent von A Chinese Ghost Story und Regisseur der Reihe Once Upon a Time in China. Doch nach seinen beiden gefloppten Hollywoodausflügen mit Jean-Claude Van Damme (Double Team, Knoff off) wurde es ruhig um den Filmemacher. Vor einigen Jahren meldete er sich aber mit einem Doppelschlag beeindruckend zurück: das furiose Remake Flying Swords of Dragon Gate und eben Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen. Und auch hier griff er auf bewährtes Material zurück. Wu Zetian und Dee (im Original Di Renjie) sind tatsächliche, historische Figuren der chinesischen Geschichte. Der Beamte war seinerzeit gerühmt für seinen Kampf gegen Korruption und Vorbild für die Romanfigur Richter Di des holländischen Krimiautos Robert van Gulik.
Anders als von Hark gewohnt steht hier auch gar nicht mal so sehr Actionsequenzen im Vordergrund, vielmehr erinnert Detective Dee mit seiner Mischung aus Martial Arts und Krimi an den ähnlich gelagerten Dragon. Qualitativ geben sich beide nicht viel: Die Kämpfe sind zwar selten, aber hübsch anzusehen, vor allem aber will man wissen, was denn nun hinter den Todesfällen steckt. Gewisse Vermutungen hat man zwar schnell, zwischendurch ist man aber viel zu sehr damit beschäftigt, die prächtige Ausstattung zu bewundern. Vor allem wenn die drei ungleichen Ermittler im Mittelteil eine unterirdische Stadt erkunden, wird das Auge so richtig verwöhnt.
Eine Mörderjagd westlicher Machart sollte man dennoch nicht erwarten, dafür ragt Detective Dee dann doch zu sehr ins Fantastische hinein, falsche Spuren oder dutzende Verdächtige mit individueller Motivation, das sollte man besser nicht erwarten. Der chinesische Film ist also eher etwas zum Spaß haben, ein Abenteuer klassischer Machart mit Krimielementen, weniger Stoff zum Nachgrübeln. Und als solcher ist Harks Comeback gelungen. So gelungen, dass man sich schon jetzt auf das Prequel Detective Dee – Der Fluch des Seeungeheuers freuen darf, das diesen Mai endlich auch in Deutschland erscheint.
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