(„Ender’s Game“ directed by Gavin Hood, 2013)
Da wird uns seit Jahren eingetrichtert, wie schädlich Videospiele für Jugendliche doch sein können: Sie verlieren die soziale Kompetenz, ihr Mitgefühl, können nicht mehr zwischen Spiel und Realität unterscheiden und bauen ihre Hemmungen ab, Gewalt an anderen auszuüben. Für ein friedliches menschliches Miteinander sind das nur wenig förderliche Eigenschaften. Was aber, wenn es diesen Frieden eben nicht gibt?
Millionen Menschen starben seinerzeit, als vor 50 Jahren insektenähnliche Aliens namens Fornics die Erde überfielen. Mit vereinten Kräften konnten die Invasoren zwar zurückgedrängt werden, doch seither herrscht die Angst vor einer möglichen Rückkehr der Aggressoren. Um dieses Mal besser gewappnet zu sein, werden auf der ganzen Welt Kinder zu Soldaten ausgebildet. Kinder, so der dahinter liegende Gedanke, hören beim Kämpfen stärker auf ihre Intuition. Und das ist ein Vorteil, wenn der Gegner eine fremde Spezies ist, die anders denkt, fühlt und handelt als man selbst.
Ender Wiggin (Asa Butterfield) ist eines dieser Kinder, das auf einer speziellen Kampfschule für einen potenziellen Einsatz als Truppenführer trainiert wird. Und zeigt dabei ein beachtliches Talent. Nach einem unschönen Zwischenfall – Ender wird von einem Mitschüler angegriffen und zeigt bei seiner Verteidigung einen Hang zur Gewalt – sieht es danach aus, als würde er von der Schule geschmissen. Stattdessen stehen aber auf einmal Colonel Graff Major (Harrison Ford) und Gwen Anderson (Viola Davis) vor der Tür. Test verhauen? Im Gegenteil! Ender soll nach all der Theorie in einer Akademie im Weltraum endlich auch ein wenig Praxiserfahrung sammeln – denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Fornics wieder zuschlagen.
Für übertriebene Gewalt belohnt werden? Das klingt in europäischen Ohren schon verdammt zynisch, so wie an vielen Stellen im Film fragwürdige Botschaften übermittelt werden. Tumbe Gewaltverherrlichung oder doppelbödige Gesellschaftskritik? Ender’s Game – Das große Spiel macht es einem nicht leicht, bei dieser Frage eine eindeutige Antwort zu finden. Oft genug will man sich nur angewidert abwenden. Aber doch bleiben Zweifel, blitzen immer wieder Momente auf, die auf eine andere Absicht hindeuten. Und wenn beim überraschenden Ende dann einiges auf den Kopf gestellt wird, zeigt die Romanadaption – der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Orson Scott Card aus dem Jahr 1985 –, dass in ihr inhaltlich mehr steckt, als man zunächst vermuten möchte.
Bis es so weit ist, muss man sich jedoch ein wenig durch die erste Hälfte quälen. Vor allem das Bootcamp im All verzichtet wirklich auf keines der Klischees, die einem zu diesem Thema einfallen können. Ein Außenseiter, der später zum Anführer aufsteigt? Check. Ein brutaler, ständig grimmig dreinblickender Bully, der den Helden bei jeder Gelegenheit drangsaliert – inklusive der obligatorischen Duschszene? Check. Die Quotenfrau, die natürlich zur engsten Vertrauten wird? Check. Check. Check. Alles Szenen, alles Figuren, wie man so aus x-beliebigen Militärstreifen kennt. Nur dass hier eben alles im Weltall stattfindet und die Protagonisten Kinder sind. Das ist gleichzeitig so beliebig und absurd, dass dieser Mittelteil auch als Satire durchgehen würde.
Aufgelockert wird Ender’s Game – Das große Spiel an dieser Stelle aber immer wieder von kleinen Trainingsgefechten in einer schwerelosen Kuppel. Die sind nicht nur taktisch interessant, sondern auch hübsch anzusehen. Überhaupt wusste Regisseur Gavin Hood das hohe Budget des Films gut anzulegen. Vor allem der Endkampf im Weltraum macht einiges her, aber auch die Landschaftsaufnahmen der fremden Planeten und die bizarren Träume, die Ender immer wieder hat, bieten einiges fürs Auge. Auch wenn der Science-Fiction-Film sicher kein Klassiker wird und an den Kinokassen auch enttäuschte, für Genrefans gibt es hier daher einiges zu entdecken.
Ender’s Game – Das große Spiel ist seit 6. März auf DVD und Blu-ray erhältlich
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