(„Implanted“ directed by Thomas Verrette, 2013)
Stell dir vor, du wachst eines Tages auf und kannst dich an nichts erinnern. Oder sagen wir besser: Du hast Erinnerungen, mit denen du aber nichts anfangen kannst. Die sich gar nicht so anfühlen, als wären es deine. Was tust du?
Im Fall von Ethan Galloway (Justice Leak) sieht der Plan folgendermaßen aus: rumlaufen, rumfragen, rumstochern. Wirklich erfolgreich ist diese Methode aber nicht, denn keiner will ihm etwas Konkretes sagen. Es gab wohl einen Unfall und es sah böse für ihn aus, mehr erfährt er von seinem Vater Charles (Robert Pralgo) nicht. Der ist renommierter Neurologe und behauptet, seinen Sohn durch eine Operation gerettet zu haben. Was das für ein Unfall war und worum es sich bei dieser Operation handelte, das verrät er ihm jedoch nicht.
Also bleibt Ethan nichts anderes übrig, als gegen den Willen und ohne dessen Wissen Nachforschungen anzustellen. Und eine dieser Spuren führt ihn zu Camilla (Elizabeth Keener). Schließlich ist sie mit ihm auf einer Fotografie zu sehen, die ihm ein Freund zugesteckt hat. Tatsächlich schafft er es, sie ausfindig zu machen. Und ja, Camilla scheint ihn zu kennen, so wie irgendwie jeder den Jungen kennt. Warum aber hat Ethan dann keine Ahnung, wer sie ist?
Gedächtnisschwund und die damit verbundene Suche nach der Wahrheit, diese Kombination hat sicher jeder schon das ein oder andere Mal in einem Thriller gesehen. Hinzu kommt hier das nicht minder beliebte Spiel mit der unzuverlässigen Wahrnehmung. Sind die Erlebnisse von Ethan real? Oder sind sie reine Einbildung? Einige Kniffe, um diesen Effekt zu erzielen, sind ganz gut gelungen. Die ständig wechselnden Orte, zeitlich nicht immer zuordenbare Szenen, der starke Einsatz von Zeitlupen, all das gibt Implanted in Verbindung mit der melancholischen Musik einen leicht surrealen Charakter.
Im Vergleich dazu sind die Dialoge weniger gut gelöst. Dass sein Umfeld Ethan nicht die Wahrheit erzählen will, ist offensichtlich und später sogar auch verständlich. Oft äußert sich das aber in zu gewollt seltsamen Gesprächen, die immer irgendwie mittendrin abbrechen, ohne auf den Punkt gekommen zu sein. So als hätte jemand den letzten Satz vergessen und deshalb einfach früher aufgehört. Warum sich Ethan ein ums andere Mal damit zufriedengibt, ist nicht ersichtlich. Ebenso wenig, dass er Camilla nicht einfach fragt, was es mit dem Foto auf sich hat. Da hat es sich Regisseur und Drehbuchautor Thomas Verrette doch ein bisschen zu leicht gemacht und dem Film mehr geschadet als genutzt: Frust, teilweise sogar Langeweile sind die Folge, wenn zwischendurch einfach nichts vorangeht.
Nötig wäre das nicht gewesen, denn die Geschichte an sich ist gut. Eingebettet in den Science-Fiction-Rahmen der neuartigen Operation, verknüpft Verrette seinen Thriller mit einem Familiendrama. Nicht nur Vater und Sohn haben ihre Probleme, eigentlich kann hier niemand mehr normal miteinander reden. Dieses Herumstochern auf der Suche nach Antworten hat daher nicht nur eine gewisse Grundspannung – man will schließlich wissen, was denn nun los ist – sondern bringt auch viel Trauriges und Schmerz zu Tage. Und spätestens beim Ende, wenn zumindest das meiste eine Erklärung erhält, werden sogar überraschend existenzielle Fragen über die Bedeutung von Erinnerungen gestellt. Wie die Antwort auf diese ausfällt, das überlässt Implanted – Die Erinnerung lügt dann aber doch dem Zuschauer.
Implanted – Die Erinnerung lügt ist seit 21. März auf DVD und Blu-ray erhältlich
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