(„I Will Follow You Into the Dark“ directed by Mark Edwin Robinson, 2012)
Selbst der gläubigste Mensch wird vermutlich irgendwann in Situationen geraten, in denen er alles in Frage stellt, seine Überzeugungen und Anschauungen. Bei der Fotografin Sophia (Mischa Barton) ist der Tod ihres Vaters dieser Anlass. Himmel? Ewiger Frieden? Sechs Monate zuvor hatte sie bereits ihre Mutter verloren, mit dem Vater – der seit ihrer Kindheit maßgeblich ihr Weltbild geformt hat – stirbt in ihr jede Hoffnung auf ein mehr und auch jede Lebensfreude. Die Versuche ihres Mitbewohners Sam (Jaz Martin), sie wieder zu den Lebenden zu bewegen, zum Beispiel zusammen auszugehen, denen setzt Sophia ein schnelles und klägliches Ende.
Bis sie eines Tages Adam (Ryan Eggold) über den Weg läuft, wortwörtlich: Auf dem nächtlichen Nachhauseweg rennt der sie fast über den Haufen. Eigentlich eine unverzeihliche Rüpelei, wäre der Endzwanziger nicht so verdammt attraktiv und charmant. Tatsächlich bandeln die beiden an, könnten rasch ein Paar werden, wenn es nach ihm ginge. Doch Sophia ist durch den doppelten Verlust schwer traumatisiert und steht deshalb immer mit einem Fuß auf der Bremse. Erst als sie Zeugin mehrerer unerklärlicher und latent bedrohlicher Erscheinungen wird, merkt sie, wie viel sie bereits für Adam empfindet.
Komödien sollen einen zum Lachen bringen, Dramen zum Weinen und Horrorfilme zum Fürchten – so weit die Theorie, die früher einmal sogar funktioniert haben muss. Heute verschwimmen die Grenzen da schon deutlich mehr, dass Komödien und Dramen, besonders in Deutschland, oft kaum noch voneinander zu unterscheiden sind, dürften den meisten schon aufgefallen sein. Aber auch das altehrwürdige Horrorgenre hat längst seine Fühler zu anderen Filmschubladen ausgestreckt. Gerade die Beziehungen zur Komödie (Shaun of the Dead) oder Satire (Cabin in the Woods) werden oft und erfolgreich gepflegt. Seltener, aber nicht minder interessant, sind Horrordramen wie Painless oder We Are What We Are, die blutige Schockmomente mit tragischen Schicksalen kombinieren. Aber Horror und Romanze? Das ist, sofern man nicht Warm Bodies zählen mag, mal was Neues.
Doch diese ungewohnte Mischung ist Licht und Schatten zugleich. Anders als bei den Filmen oben, wo die Elemente so stark miteinander verknüpft waren, dass man sie nicht mehr voneinander trennen konnte, prallen sie hier ungebremst aufeinander. Was das heißt? Die erste Hälfte handelt Into the Dark fast ausschließlich von Sophias Trauer, ihren Verlustängsten und der damit einhergehenden Schwierigkeit, sich auf Adam einzulassen. Andeutungen, dass es übernatürliche Kräfte in ihrer Umgebung gibt, findet man zwar hier und da, doch der Fokus liegt eindeutig auf der Beziehung. Bis plötzlich aus der Romanze ein Geisterfilm wird.
Gelungen oder nicht, das ist schwer zu sagen. Ein bisschen abrupt ist der Wechsel schon und ein paar Erklärungen mehr wären auch nicht verkehrt gewesen. Immerhin schafft es Into the Dark dadurch aber, einem im Gedächtnis zu bleiben, selbst wenn man zu denen zählt, die im Schnitt 250 Filme pro Jahr schauen. Was die einzelnen Bestandteile angeht, so hat Regisseur und Drehbuchautor Mark Edwin Robinson seine Kreativität sicher nicht allzu sehr gefordert, macht seine Sache aber immerhin ebenso ordentlich wie seine Schauspieler. Der erste Teil ist emotional nachvollziehbar, der zweite zeitweise spannend mit atmosphärischen Bildern. Natürlich gibt es in den jeweiligen Genres deutlich Besseres. Und doch: Irgendwie hat die Horror-Romanze was.
Into the Dark ist seit 6. März auf DVD und Blu-ray erhältlich
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