(„Haarautuvan rakkauden talo“ directed by Mika Kaurismäki, 2009)
Bis dass der Tod uns scheidet!
Doch, irgendwann werden die beiden sich schon geliebt haben. Aber davon ist bei Tuula (Elina Knihtilä) und Juhani Helin (Hannu-Pekka Björkman) seit Längerem nichts mehr zu spüren, die Luft ist einfach raus. Dass die beiden Eheleute sich scheiden lassen, kommt daher für niemanden überraschend. Und da sie sich bei der Entscheidung auch noch einig sind, die Trennung einvernehmlich erfolgt ist, sollte der Rest nur noch Formsache sein. Aber um ganz sicher zu gehen, dass man sich nicht doch noch in die Haare kriegt, gibt es ja die tolle Liste mit den Regeln, die jeder zu befolgen hat. Natürlich nur für den Übergang, so lange bis das Haus verkauft ist und sie wirklich getrennte Wege gehen können.
Dumm nur, dass Juhani die vielleicht wichtigste Regel – keine neuen Partner mit nach Hause bringen – schon am ersten Tag bricht, als er ein One-Night-Stand anschleppt. Tuula ist außer sicher und bandelt deshalb, schön öffentlich natürlich, mit ihrem früheren Liebhaber Marco (Ilkka Villi) an. Das wiederum bringt Juhani auf die Palme und so wendet er sich hilfesuchend an seinen Halbbruder Wolffi (Antti Reini). Der soll ihm eine hübsche, junge Prostituierte als Alibifreundin besorgen. Was der auch macht. Eines ahnt Juhani aber nicht: Nina (Anna Easteden) wird von skrupellosen Verbrechern gesucht, weil sie denen Geld gestohlen haben soll.
Finnland, das bedeutet Wortkargheit, Schwermut und Dunkelheit, aber doch ganz bestimmt nicht leichte Komödienunterhaltung. Denkste! Schon früher nahm sich Mika Kaurismäki dieses Genres an, etwa im starbesetzten L.A. Without A Map. Und auch hier, eine Verfilmung des Romans „Haarautuvan rakkauden talo“ von Petri Karra, dreht sich alles nur darum, den Zuschauer zum Lachen zu bringen. Zwei Bestandteile sind es, auf die der finnische Regisseur dabei vor allem vertraut: Situationskomik und schräge Figuren.
So richtig aufgehen will das Konzept jedoch nicht. Viele der Gags sind zwar albern – etwa wenn Juhani versehentlich den Garten in Brand setzt, während sein One-Night-Stand ihm an die Wäsche geht – witzig ist das Gezeigte aber nur bedingt. Vor allem ist Scheidung auf Finnisch, trotz Verbrechersyndikat, trotz schön übertriebenen Finales, zu brav und zu nett. Da war Der Rosenkrieg vor 25 Jahren doch deutlich böser und auch witziger gewesen.
Überzeugend ist die Komödie ausgerechnet dann, als sie gar nicht mehr komisch sein will, nicht mehr die absurden Auseinandersetzungen und Spielchen im Vordergrund stehen, sondern Tuula und Juhani selbst. Ihre Beziehung zueinander. Die Schmerzen, die man sich zugefügt hat, weniger aus Bosheit, sondern aus Vernachlässigung. Aus fehlendem Interesse. Wenn die beiden sich dann doch noch miteinander und ihren Gefühlen auseinandersetzen, damit, was zwischen beiden eigentlich schief gegangen ist, dann wird Scheidung auf Finnisch stellenweise sogar richtig rührend. Die beste Werbung für finnischen Humor oder das Werk von Kaurismäki ist seine Romanverfilmung damit nicht. Wer jedoch Beziehungskomödien mit Hang zum Absurden mag, der kann mal einen Blick darauf werfen.
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