(„Sputnik“ directed by Markus Dietrich, 2013)
Zum 25. Mal jährt sich diesen Herbst der Fall der Berliner Mauer und damit der Anfang vom Ende der DDR. Seinerzeit gingen die emotionalen Bilder um die ganze Welt, Menschen lagen sich in den Armen. Heute hingegen können sich nur ältere Generationen daran erinnern, dass es überhaupt ein geteiltes Land gab, dass es wirklich einen Unterschied machte, auf welcher Seite man geboren wurde und aufwuchs.
Regisseur und Drehbuchautor Markus Dietrich nimmt uns zurück in diese Zeit und lässt Sputnik einige Tage vor dem historischen Tag spielen. Dass die Mauer schon bald Geschichte sein würde, davon ahnt im kleinen Dorf Malkow niemand etwas. Vor allem Frederike (Flora Li Thiemann) hat deutlich Besseres zu tun, als ihre Gedanken auf irgendwelche Bauwerke zu vergeuden. Für das kleine Mädchen steht nämlich eine viel wichtigere Zäsur an: Der Ausreiseantrag ihres geliebten Onkels Mike (Jacob Matschenz) ist genehmigt. Da hilft kein Jammern, Heulen oder Schreien, Mike muss die DDR verlassen, und das noch am selben Tag.
Als Rikes Eltern Katharina (Yvonne Catterfeld) und Torsten (Maxim Mehmet) durchblicken lassen, sich selbst bald in den Westen absetzen zu wollen, kann sie dem nicht tatenlos zusehen. Mit ihrem Onkel hatte sie immer wieder an Maschinen und Transportmitteln getüftelt, jetzt muss sie alleine ran. Inspiriert von ihrer Lieblingsendung, der Science-Fiction-Serie „Raumschiff Interspace“, will sie eine Maschine bauen, die Mike wieder zurückbeamt. Unterstützung erhält sie dabei durch ihre zwei besten Freunden Fabian (Finn Fiebig) und Jonathan (Luca Johannsen) und den hilfsbereiten Herr Karl (Andreas Schmidt), der sie mit dem Baumaterial versorgt. Doch zwei Leute funken ihnen immer wieder dazwischen: der gemeine Mitschüler Oliver (Emil von Schönfels) und der missmutige Dorfpolizist Mauder (Devid Striesow).
Dass der gebürtige Strausberger Dietrich hier auch eigene Kindheitserinnerungen verarbeitet, merkt man Sputnik deutlich an. Tatsächlich läuft sein Spielfilmdebüt immer dann zur Hochform an, wenn er die absurden, teils grausamen Bedingungen der DDR durch die Augen eines Kindes erzählt. Das betrifft vor allem den traurigen Anfang, wenn Mike das Dorf verlässt, und den Schluss. Dort verknüpft er die geplante große Rettungsaktion mit dem Mauerfall, stellt Szenen im Dorf direkt neben reale Aufnahmen aus dieser Zeit. Eine etwas andere Herangehensweise an das Thema, originell und unglaublich charmant.
Im Vergleich zu dem bewegenden Auftakt und dem starken Ende fällt der Mittelteil aber leider ab. Die Materialsuche und die kleinen Auseinandersetzungen sind zwar nett, aber ein bisschen zu beliebig. Erwachsene werden an der Stelle ohnehin nur bedingt bedient, der Humor richtet sich eindeutig an ein jüngeres Publikum. Kinder sind es dann auch, die insgesamt am besten bei Sputnik fahren. Und auch, wer selbst zu dieser Zeit ein Kind war oder 25 Jahr später das Bild des Mauerfalls noch emotional besetzt, sollte sich die sympathische Familienkomödie einmal anschauen. Fehlt der Bezug zu den historischen Hintergründen, fehlen Dietrichs Langzeitprojekt auch die Mittel, um sich wirklich von der Konkurrenz abzusetzen.
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