(„The Canyons“ directed by Paul Schrader, 2013)
Die Traumfabrik, die Welt der Schönen und Reichen, Habitat derjenigen, die für eine Rolle mit allem und jedem ins Bett steigen würden – so kennen wir Hollywood. Und wenn es nach The Canyons geht, stimmen all diese Klischees auch. Christian (James Deen) ist ein vermögender Filmproduzent, der mit seiner Partnerin, die frühere Schauspielerin Tara (Lindsay Lohan), in einer luxuriösen Villa auf den Hollywood Hills lebt. Ein Abendessen mit Christians Assistentin Gina (Amanda Brooks) und deren Freund Ryan (Nolan Funk) soll das neue gemeinsame Filmprojekt voranbringen, in dem Ryan die Hauptrolle übernommen hat.
Doch es ist nicht nur die Arbeit, die die vier eint: Tara und Ryan waren vor Jahren mal ein Paar und haben seit einigen Wochen wieder eine kleine Affäre am Laufen. Christian könnte das eigentlich egal sein, er selbst vergnügt sich ja auch ganz gerne mit seiner Yogalehrerin. Und dann wären da noch die Sextreffen: Regelmäßig holt sich der Filmmogul Leute zu sich nach Hause, ganz einfach übers Internet, um mit denen und Tara ein bisschen Spaß zu haben. Doch der hört für ihn auf, als er von dem heimlichen Techtelmechtel seiner Freundin erfährt. Rasend vor Eifersucht tut er alles dafür, den unbedarften Ryan seine Macht spüren zu lassen.
Bekannte Namen – oder sollte man sagen berüchtigte? – sind ohne Ende an The Canyons beteiligt. Die Hauptrollen übernahmen Skandalnudel Lindsay Lohan und Pornostar James Deen, Regie führte Paul Schrader (American Gigolo), die Geschichte basiert auf einem Roman von Bret Easton Ellis (American Psycho), der Regisseur Gus Van Sant (Good Will Hunting, Milk) übernahm eine kleine Nebenrolle als Christians Therapeut. Was Van Sant dazu bewegt hat, an dem Projekt teilzunehmen weiß der Teufel, ansonsten ist der Erotikthriller in etwa das, was man bei den beteiligten Personen erwarten konnte – nur schlechter.
Mit dem Blick hinter Fassaden kennen sich Schrader und Ellis aus und auch dieses Mal versuchen sie sich an der Dekonstruktion eines schönen Scheins. Nur dass die beiden dieses Mal dahinter nichts finden, was es wirklich wert wäre, erzählt zu werden. Während American Psycho seinerzeit noch damit schockieren konnte, dass ein blendend aussehender, erfolgreicher Geschäftsmann gleichzeitig ein sadistischer Mörder war, gibt es hier nichts, über das man sich ernsthaft aufregen mag. Hollywood als Sündenpfuhl? Sex als Ware, die per Internet bestellt wird? Been there, done that. In einer zunehmend anonymisierten und entkörperten Welt wirkt The Canyons einfach ein paar Jahre zu spät. Und auch erstaunlich brav bei seiner Darstellung von Sexualität.
Das wäre nicht weiter schlimm – wie viele Filme sind schon ernsthaft relevant? – wäre der Thriller wenigstens unterhaltsam. Aber auch hier kann The Canyons nicht glänzen. Richtig viel Spannung will nicht aufkommen, dafür passiert einfach zu wenig, unerwartete Wendungen fehlen, interessante Figuren sowieso. Mag sein, dass das beabsichtigt war, dass der Film mit seinem fehlenden Inhalt die Inhaltsleere Hollywoods widerspiegeln wollte. Falls ja, dann ist der Plan zwar aufgegangen, aber das zu einem hohen Preis: Irgendwann hat man sich an den unterkühlten, stylischen Bildern sattgesehen, gepflegte Langeweile macht sich breit. Die einzige Überraschung ab dem Zeitpunkt ist, dass Lohan tatsächlich über ein gewisses Schauspieltalent verfügt. Und das ist mehr, als man von den anderen auf dem Bildschirm behaupten kann.
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