(„Vijay and I“ directed by Sam Garbarski, 2013)
40. Geburtstage sind selten ein Grund zur Freude. Rund die Hälfte des Lebens hat man hinter sich, der Körper will nicht mehr so wie man selbst und von den Träumen von einst ist kaum mehr etwas übrig. Und an all das erinnert einen dieser Tag. Kein Wunder also, dass viele diesen Feieranlass gerne vergessen würden. Nur eins ist noch schlimmer: Wenn alle anderen ihn vergessen.
Und genau das geschieht Will (Moritz Bleibtreu). Einst mit vielen Ambitionen in die USA gewechselt, mit dem Traum einer Schauspielkarriere im Herzen, beschränken sich seine Auftritte auf eine Kindersendung, in der er ein überdimensionales Hasenkostüm tragen darf. Zu mehr hat es irgendwie nicht gereicht. Und seine Ehe mit Psychiaterin Julia (Patricia Arquette) ist auch schon lange im Eimer, wenn man mal ehrlich ist. Als ihm an seinem Geburtstag niemand gratuliert, die Familie nicht, kein Freund, nicht einmal die Kollegen, und er sich dann auch noch willkürliche Kritik an seinem Hasendasein anhören muss, reicht es dem 40-Jährigen. Einfach nur weg heißt die Devise.
Was er nicht ahnt: Währenddessen bereitete seine Tochter Lily (Catherine Missal) eine große Überraschungsparty vor. Doch zu der kommt es nicht, als Will jemand das Auto klaut und damit verunglückt. Jeder denkt natürlich, der beliebte Kinderstar saß am Steuer und wird so von den Medien für tot erklärt. Ein blödes Missverständnis, das der vermeintlich Tote sofort aufklären will. Bis er – immer noch gekränkt von der Missachtung seines Geburtstages – beschließt, in Verkleidung seine eigene Beerdigung aufzusuchen, um zu hören, was andere über ihn sagen. Mit der Hilfe seines indischen Freundes Rad (Danny Pudi) wird so aus dem unscheinbaren Deutschen der Turban tragende Vijay. Zunächst nur für diesen einen Tag so gedacht, findet er Gefallen an seinem neuen Leben. Und als sich Julia in den exotischen Fremden verliebt, gibt es ohnehin keinen einfachen Weg mehr aus dem Schlamassel.
Verkleidungen und Komödien, das hat eine lange Tradition in der Filmgeschichte. Ungeplante, peinliche Situationen schreiben sich da quasi von selbst, die Lacher sind dann nur noch Formsache. So richtig aufgehen will das Konzept hier aber doch nicht. Weder die absurde Kostümierung noch die obligatorischen Culture-Clash-Gags sind wirklich lustig, die meisten Witze in Vijay & ich – Meine Frau geht mit mir fremd wirken eher bemüht denn befreiend. Das ist umso erstaunlicher, weil sich Sam Garbarskis Kultfilm Irina Palm durch deutlich mehr Leichtigkeit auszeichnete – und das war eigentlich ein Drama.
Wie damals vertraut er auch hier seinen Schauspielern, dass sie das Kind schon schaukeln werden. Ganz so sehenswert wie Marianne Faithful sind Moritz Bleibtreu und Patricia Arquette dabei zwar nicht, insgesamt stimmen ihre Leistungen aber. Die zeigen sich dann weniger in den komischen, plakativen, sondern mehr in den leisen, zwischenmenschlichen Szenen. Interessante Fragen werden nämlich gestellt, zu Identität, darüber wie wir uns sehen, wie wir andere sehen, was uns ausmacht. Vielleicht wäre es beim nächsten Mal besser, wenn sich Garbarski bei der Umsetzung dieser Ideen dann auch wieder stärker auf diese konzentriert, als eine Komödie drumherum basteln zu wollen. Denn so werden die vereinzelt guten Ansätze in einem doch recht durchschnittlichen Film verschwendet.
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