(„Bad Milo!“ directed by Jacob Vaughan, 2013)
Kopfweh. Magenbeschwerden. Rückenschmerzen. Hautauschlag. Ja, sogar Erektionsstörungen. Wann immer ein Arzt nicht weiter weiß und keine physische Ursache für ein Leiden finden kann, eine Diagnose geht immer: Stress. Und damit der ebenso universale wie völlig hirnrissige Hinweis, man solle sein Leben doch etwas ruhiger angehen lassen. Duncan (Ken Marino) ist einer von denen, bei denen der gut gemeinte Rat leider so gar nicht mit der Realität zu vereinen ist. Denn da gibt es sowohl im privaten – Ehefrau Sarah (Gillian Jacobs) und Mutter Beatrice (Mary Kay Place) hätten doch ganz gerne mal Nachwuchs – wie auch im beruflichen Bereich eine Menge Druck.
Und dieser Druck sucht dann manchmal etwas sonderbare Wege nach draußen. Im Fall von Duncan führt der über den Darm. Gerade noch ist er damit beschäftigt, mit seinem Therapeuten Highsmith (Peter Stormare) über einen Alptraum zu sprechen, kommt ein solcher aus seinem Hintern gekrochen. Ein kleines Monster scheint es sich darin gemütlich gemacht zu haben. Ein kleines Monster mit kleinen spitzen Zähnen und einem großen Appetit auf Menschenfleisch. Und das besorgt sich der blutrünstige Milo – auf diesen Namen wird es von Duncan getauft – bei eben jenen Menschen, die seinem Wirt solche Probleme bereiten.
Schon beim Vorspann und seinen Credits in gelber Schrift muss man schon zweimal schauen, ob nicht aus Versehen eine alte Videokassette abgespielt wird. Und auch bei Milo selbst fühlt man sich plötzlich in die 80er zurückversetzt, die handgemachte Puppe wirkt wie eine Mischung aus ET und den Gremlins. Wer seinerzeit mit den unzähligen, qualitativ weniger ambitionierten Monsterfilmen aufgewachsen ist, bekommt hier daher schnell leuchtende Augen. Jüngere, CG-verwöhnte Zuschauer werden die groteske Figur hingegen sicher lächerlich finden.
Glücklicherweise nimmt sich Bad Milo! selbst aber gar nicht ernst. Wenn hier kübelweise Blut vergossen wird, dann sicher nicht, um die Zuschauer zu erschrecken – lachen sollen sie! Das werden sie auch, sofern Witze bei ihnen auch mal etwas derber ausfallen dürfen. Hier wird schon aufgrund der Ausgangssituation dem Fäkalhumor Tür und Toilette geöffnet, feinsinnig, subtil oder gar anspruchsvoll ist hier gar nichts. Dafür darf man sich über viele, viele absurde Situationen und völlig überzeichnete Figuren freuen.
Nur das mit der Abwechslung will nicht so ganz hinhauen, Regisseur und Drehbuchautor Jacob Vaughan verlässt sich dann doch zu sehr auf seine Grundidee, neue Einfälle kommen später kaum noch. Klassische Filmstudios hätten vermutlich entsetzt abgelehnt. Doch zum Glück interessiert das die Duplass-Brüder wenig, mit denen Vaughan schon bei Jeff, der noch zu Hause lebt und Black Rock zusammengearbeitet hatte, und die hier dann auch mitproduzieren durften. Dass mit Ken Marino und Peter Stormare zwei Schauspieler gewonnen wurden, die auch sonst nicht vor absolutem Blödsinn zurückschrecken – Marino als Comedian, Stormare unter anderem in Hänsel und Gretel: Hexenjäger und Tai Chi Hero – hat dem Film sicher auch nicht geschadet. Hier ging es einfach darum, zusammen ein bisschen Spaß zu haben.
Und das überträgt sich auch auf den Zuschauer: Bad Milo! klassisches Material für einen Videoabend mit Freunden, aber auch Anhänger bewusst alberner, leicht trashiger Horrorkomödien dürften ihre Freude haben. Denn dort gab es abseits von der gut frequentierten Zombieabteilung in der letzten Zeit nur wenig zu lachen. Und wer die (manchmal) guten, alten Kreaturenfilme vermisst und den irischen Verwandten Grabbers schon gesehen hat, für den führt eigentlich sowieso kein Weg an dem monströsen Darmgeschwür vorbei.
Bad Milo! ist seit 14. April auf DVD und Blu-ray erhältlich
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