Die Muppets

(„The Muppets“ directed by James Bobin, 2011)

Die MuppetsKermit der was? Wer in den 70ern bis weit in die 80er hinein zu Halloween als grüner Frosch verkleidet um die Häuser gezogen ist, dem dürfte die Anerkennung der anderen gewiss gewesen sein. Vielleicht sogar ein bisschen Neid. Aber heute? Da hagelt es nur Spott, wie Walter feststellen muss. Der ist zwar ein paar Jahre zu spät geboren, um die Muppet Show noch selbst im Fernsehen erlebt zu haben. Seitdem er die Puppen aber als Kind auf Video gesehen hat, sind die Mitglieder des eigenwilligen Künstlerensembles seine großen Idole, mehr noch, seine Seelenverwandte. Schließlich ist Walter selbst ein Muppet und hatte nie so richtig reingepasst, in die Welt der Menschen.

Nur sein Bruder Gary (Jason Segel) kümmert sich aufopferungsvoll um den kleinen Muppetnarr – zum Leidwesen seiner Freundin Mary (Amy Adams). Einfach mal ein bisschen zeit zu zweit verbringen, ist das wirklich zu viel verlangt? Offensichtlich, selbst bei der Reise nach Los Angeles zur Feier der 10-jährigen Beziehung ist Walter mit dabei. Andererseits wäre es schon reichlich gemein gewesen, ohne ihn zum legendären Muppets-Studio zu fahren. Vielleicht aber auch nicht, denn vom Glanz der alten Zeiten ist nichts mehr übrig: Alles ist verfallen, keiner interessiert sich mehr dafür. Bis auf den reichen Geschäftsmann Tex Richman (Chris Cooper). Der vermutet nämlich enorme Ölquellen auf dem Gelände und plant deshalb, das Studio abzureißen. Als Walter das erfährt ist klar: Das muss verhindert werden! Dafür aber müssen die Muppets zehn Millionen Dollar auftreiben, eine Benefizshow soll das nötige Kleingeld besorgen. Doch das ist einfacher gesagt als getan, denn die Stars von einst sind längst in alle Winde verstreut.Die Muppets Szene 1

Als 2011 Die Muppets in den Kinos anlief, war es nicht unbedingt so, als hätte die Welt sehnsüchtig darauf gewartet. Zwölf Jahre waren seit dem letzten Ausflug Muppets aus dem All vergangen. Und dass die Puppen in der Zwischenzeit auch noch von Disney aufgekauft wurden, war Wasser auf den Mühlen der Zweifler. Schon einmal waren die Kultpuppen für die Zeichentrickserie Muppet Babies bis zur Unkenntlichkeit verniedlicht worden. Wie würde dann erst das Mäuseimperium mit ihnen umgehen, zumal diesmal die Veteranen Frank Oz und Jerry Nelson fehlen?

Äußerst respektvoll, wie sich herausstellte. Sicher, der einstige Anarchohumor hatte gelitten. War die Muppet Show gleichermaßen für Kinder wie für Erwachsene geeignet, richtete sich der Comebackfilm primär an ein jüngeres Publikum: die farbenfrohe Gestaltung, die fröhlichen Lieder, die sympathischen Hauptfiguren, der allgegenwärtige Idealismus und die Betonung von Freundschaft – da gibt es nichts, an dem sich der Nachwuchs stören dürfte.

Doch auch die älteren Semester finden bei Die Muppets viel nach ihrem Geschmack – zumindest wenn man selbst früher ein Fan der Show war. Auffallend ist der häufige Gebrauch von Selbstironie. Egal, ob der eigene verblasste Ruhm thematisiert wird oder die Muppets eine genial-einfache Methode entwickeln, schneller zu reisen, die Drehbuchautoren Jason Segel und Nicholas Stoller nutzen jede Gelegenheit, den eigenen Film aber auch die der anderen aufs Korn zu nehmen.Die Muppets Szene 2

Eine satirische Metakomödie ist der siebte Ausflug der Puppen aber dennoch nicht, denn bei allem Spott spürt man als Zuschauer, dass der Film eine echte Herzensangelegenheit war. Streckenweise ist Die Muppets mit seinen vielen Anspielungen und Selbstzitaten fast schon unverschämt nostalgisch. Manipulativ? Ja, auch das irgendwie. Hin und wieder hat man schon den Eindruck, dass hier etwas zu sehr versucht wurde, an die Kindheitserinnerungen der Zuschauer zu appellieren. Doch wirklich übelnehmen will man dem Film das nicht, spätestens wenn die Rasselbande ihren alten Klassiker „Rainbow Connection“ anstimmt, dürften so manchen die Tränen in den Augen stehen. Und natürlich dürfen auch die Cameoauftritte bekannter Stars nicht fehlen. Einige wie Jack Black bekommen sogar größere Rollen, andere werden nicht einmal namentlich genannt. Ein Teil des Vergnügens ist damit auch dieses Mal, alle Berühmtheiten entdecken zu wollen.

Perfekt ist Die Muppets dennoch nicht. Vor allem enttäuscht, dass der einzige Puppenneuzugang Walter so gar nichts von dem Charme seiner Vorgänger hat. Und ob die altehrwürdigen Figuren bei den Kindern von heute einen Stellenwert einnehmen können, wie es früher einmal der Fall war, das bleibt abzuwarten. Aber der Film macht Spaß, Herz hat er auch. Ein bisschen ist es so, als würde man alte Freunde treffen, die man Jahre nicht mehr gesehen hat. Sicher ist es nicht mehr dasselbe, die Umstände haben sich geändert, man selbst hat es auch. Aber da ist noch immer etwas Vertrautes. Etwas, von dem man gar nicht merkte, dass es einem fehlt. Da sieht man dann auch über den einen oder anderen Mangel hinweg.

In dem Sinne: willkommen zurück!



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Nicht ganz so anarchisch wie früher, richtet sich die Rückkehr der Muppets eher an ein jüngeres Publikum. Dafür dürfen erwachsene Zuschauer beim nostalgischen Comebackfilm oft in Erinnerungen schwelgen und über die häufige Selbstironie schmunzeln.
7
von 10