Ghost Bride

Ghost Bride

(„Ghost Bride“ directed by David Blyth, 2013)

Ghost BrideEines muss man schon sagen: Das mit der Partnersuche, das war früher doch deutlich einfacher. Große Gefühle? Selbstverwirklichung? Anerkennung? Glück? Alles Konzepte, die man damals nicht brauchte. Gesellschaftliche Kompatibilität, darauf kam es an. Oft genug musste man sich nicht einmal darum bemühen, jemanden zu finden – die Vermittlung lief über Verwandte oder wer auch sonst Interesse an einer Vermählung hatte.

Heute sind arrangierte Ehen etwas aus der Mode gekommen. Und wenn es nach Jason (Yoson An) ginge, hätte das auch ruhig so bleiben können, mit Skye (Rebekah Palmer) hat er seine Traumfrau längst gefunden. Nur hat die ein Problem: Sie ist Neuseeländerin. Das ist Jason auf dem Papier zwar auch, seine Eltern jedoch gebürtige Chinesen. Und nachdem der Vater tot ist, kümmert sich Mutter Alice (Catheryn Wu) um den Fortbestand der Traditionen. Die Heiratsvermittlerin Madam Yin (Geeling Ng) soll dem hübschen jungen Mann eine passende, chinesische Braut finden. Die auserwählte May-Ling (Fiona Feng) scheint den Kriterien auch voll und ganz zu entsprechen: Sie ist schön, fügsam und redet kaum. Einen kleinen Makel hat sie jedoch auch, sie ist schon eine ganze Weile tot und eifersüchtig auf die deutlich lebendigere Skye.

Wer ein bisschen die Horrorszene in Neuseeland verfolgt hat, weiß dass man dort einen ganz eigenen Zugang zum Genre pflegt. Ob Peter Jacksons Frühwerke Braindead und Bad Taste, der Kultfilm Black Sheep oder kürzlich Fresh Meat – unsere Freunde am anderen Ende der Welt mögen es gerne deftig und humorvoll. Nur Landsmann David Blyth geht hier konsequent eigene Wege. Und das ist ausnahmsweise mal nicht als Kompliment gemeint.Ghost Bride Szene 1

Warum es bei einem neuseeländischen Film unbedingt um chinesische Einwanderer gehen musste, wird nie so ganz klar. Auf jeden Fall führt es dazu, dass der Schauplatz doch sehr austauschbar ist, maximal an den Landschaftsaufnahmen lässt sich erahnen, wo man eigentlich gerade ist. Die sind dafür recht hübsch geworden. Überhaupt gehört die stimmungsvolle Ausstattung sicher zu den Pluspunkten von Ghost Bride, besonders wenn man etwas für fernöstliche Kultur übrig hat. Und auch die unaufdringliche, tendenziell unheilvolle Musikuntermalung kann sich hören lassen.

Nur bringt das recht wenig, wenn es bei Geschichte und Inszenierung so hapert wie hier. Rachegeschichten gehören bei asiatischen Horrorfilmen eigentlich zum festen Repertoire, gerade einige japanische Vertreter (The Ring, Ju-On) fanden auch hierzulande viele Anhänger. Waren es dort vor allem die zahlreichen verstörenden Szenen, die sich ins filmische Gedächtnis gebrannt haben, passiert hier erschreckend wenig. Einzelne Schockmomente gibt es, aber sie sind selten und eher aus dem Zusammenhang gerissen.Ghost Bride Szene 2

Und das ist dann auch das Hauptproblem von Ghost Bride: Er kommt einfach nicht in Fluss. Man wartet und wartet auf die vielbeschworene Spannungskurve, aber bis zum Schluss plätschert alles ruhig und ereignislos vor sich hin. Wer will, nennt das gradlinig. Langweilig trifft es aber genauso gut. Dass man – auch aufgrund der lebensfremden Dialoge – nicht wirklich mit Jason und Skye mitfiebert und viele Handlungen nur schwer nachzuvollziehen sind, hilft dem Film dann auch nicht gerade. Natürlich hat man in diesem Genre schon deutlich Schlechteres gesehen. Besseres aber eben auch.



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Stimmungsvolle Ausstattung und gelungene Musik treffen bei Ghost Bride auf ausgeprägte inhaltliche Schwächen. Vor allem die fehlende Spannungskurve und die lebensfremden Dialoge machen dem neuseeländischen Horrorfilm arg zu schaffen.
4
von 10