(„Muppets Most Wanted“ directed by James Bobin, 2014)
Die Show muss weitergehen! Nur wie? Nachdem die Muppets ihren großen Comebackauftritt über die Bühne gebracht und ihr altes Studio gerettet haben, steht unweigerlich die Frage im Raum, was mit diesem neu entdecken Ruhm anzufangen ist. Schließlich war man so lange weg vom Fenster, dass es einen Plan für die Zeit danach einfach nicht gab.
Leichtes Spiel für Dominic Fieslinger (Ricky Gervais), der die Muppets zu einer großen Europatournee überredet. Um Ruhm, Ehre oder auch nur Nettigkeit geht es dem Tourmanager jedoch nicht. Der braucht die Shows nur als Deckmantel für eigene, nicht ganz so legale Geschäfte. Außerdem hat die Zusammenarbeit mit Kermit noch einen weiteren Nutzen: Der sieht Dominics Chef, dem Superverbrecher Constantine, zum Verwechseln ähnlich. Was ganz gut ist, wenn man einen Sündenfrosch braucht, der für die Verbrechen anderer büßen soll.
Als vor zweieinhalb Jahren die Muppets nach langer Pause doch mal wieder auf die Kinoleinwand hupften, dürfte so mancher gedacht haben: Ach, gibt’s die echt noch? Wer damals aus verständlichen Gründen seine Zweifel an den Sinn ihrer Rückkehr hatte, wurde jedoch schnell eines Besseren belehrt: Die Muppets war nicht nur qualitativ eine gelungene Rückkehr, auch finanziell zahlte sich der Film aus, spielte weltweit über 160 Millionen ein. Dass dem eine Fortsetzung folgen würde, war also klar. Wenn überhaupt stellte sich nur die Frage, was die Kultpuppen wohl dieses Mal anstellen würden.
Nun kommt die Antwort in Form von Muppets Most Wanted und lautet: Business as usual. Und dessen waren sich die Macher auch bewusst. Wenn die Puppen gleich zu Beginn eine Revuenummer starten, in der sie sich über den Fortsetzungswahn in Hollywood lustig machen, dann geschieht das natürlich auch mit einem Augenzwinkern. Sie ist also noch da, die Selbstironie, die den Vorgänger so auszeichnete, auch wenn sie im direkten Vergleich weniger wurde.
Gleiches gilt auch für die nostalgischen Elemente. Dieses Mal brauchte man nicht wehmütig an vergangene, glorreiche Jahre zu denken, denn die Muppets sind ja wieder wer. Ganz verkneifen wollte man sich die Anspielungen aber nicht. Wenn die Puppen in einer Szene in einzelnen aneinandergereihten Kästen zu sehen sind, dann bekommt jeder glänzende Augen, der seinerzeit mit der legendären Muppet Show aufgewachsen ist.
Weniger Selbstironie, weniger Nostalgie – was bleibt da noch? Gibt es da etwas, was in der Fortsetzung zugelegt hat? Ja, gibt es, die Puppen an sich. Während im ersten Teil die Geschichte um Gary und Mary einen großen Teil der Geschichte einnahm, stehen diesmal die Muppets selbst im alleinigen Mittelpunkt. Selbst in den größten Rollen – neben Gervais treten unter anderem Tina Fey als russische Gefängniswärterin und Ty Burrell als Interpolagent auf – sind die menschlichen Darsteller selten mehr als Stichwortgeber. Und auch der weniger starke Fokus auf Walter tut Muppets Most Wanted gut, denn noch immer kann es der biedere Neu-Muppet nicht mit seinen illustren, deutlich witzigeren Kollegen aufnehmen.
Auf die obligatorischen Cameos berühmter Schauspieler braucht man jedoch auch dieses Mal nicht zu verzichten, abgesehen von Grand Budapest Hotel dürfte es dieses Jahr wohl kein Film mit vergleichbar vielen Stars in die Kinos schaffen. Wenn beispielsweise Ray Lotta (Goodfellas) und Danny Trejo (Machete) als Gefängnisinsassen ihre Gesangskünste zum Besten geben, ist das eine so starke Parodie von deren üblichen harten Rollen, dass sich Muppets Most Wanted alleine deshalb schon lohnt. Ein Teil des Spaßes besteht also auch dieses Mal darin, die ganzen Berühmtheiten wiederkennen zu wollen – nicht einfach, wenn einige Auftritte keine 5 Sekunden lang sind.
Die Geschichte wiederum ist wie meistens eher zweckmäßig. Die Machenschaften von Dominic Fieslinger – im Original Dominic Badguy – werden erst gar nicht versteckt, bei der Krimikomödie werden eher die Lachmuskeln, weniger das Kombinationsvermögen gefordert. Allzu anspruchsvoll wollte man aber auch nicht werden, denn wie schon Die Muppets richtet sich auch der neue Teil an jüngere Zuschauer. Und eben an Nostalgiker, die die Puppen von früher noch kennen. Beide Zielgruppen dürften hier auch ihren Spaß haben. Wer sich jedoch weder zu der einen, noch der anderen Gruppe zählt, wird dem harmlosen Abenteuer vermutlich wenig abgewinnen können.
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