(„Zaytoun“ directed by Eran Riklis, 2013)
Verschwundene Flugzeuge, bewaffnete Auseinandersetzungen mit Separatisten oder auch mal Passwortklau im großen Stil, es mangelt selten an Aufregern, die medientechnisches Ausschlachtpotenzial bieten. Da müssen dann schon mal Konflikte weichen, die altbekannt sind. Schließlich gieren wir immer nach etwas Neuem, freuen uns insgeheim, wenn wieder eine schreckliche Nachricht über den Äther huscht.
Fahed (Abdallah El Akal) hat von denen jedoch schon mehr als genug erhalten. Auch persönlich. Die Mutter des palästinensischen Jungen ist schon lange tot und auch sein Vater kommt bei einem Bombenangriff der Israelis ums Leben. Nur sein Großvater ist ihm noch geblieben, dazu Hund Churchill, zusammen leben sie in einem Flüchtlingslager in Beirut. Als er gerade bei ortsansässigen Widerstandskämpfern trainiert, wird Fahed Zeuge, wie ein Flugzeug des Feindes abgeschossen wird. An Bord: der israelische Pilot Yoni (Stephen Dorff).
Der wird sofort in eine spärliche Zelle gesteckt, schließlich ist ein solcher Gefangener wertvolle Ware beim Feilschen mit dem Feind. Fahed hat jedoch einen ganz anderen Verwendungszweck für Yoni: Er bietet dem Piloten an, ihn freizulassen und aus der Stadt zu bringen. Im Gegenzug soll der dem Jungen helfen, über die bewaffnete Grenze zu kommen. Ziel der Flucht ist das Heimatdorf seines Vaters, wo er den letzten Olivenbaum der Familie pflanzen will.
Dass es ausgerechnet ein Olivenbaum sein soll, ist kein Zufall, gilt sein Zweig doch schon seit vielen Jahrhunderten als Symbol des Friedens. Wenn man dann auch noch weiß, dass „Zaytoun“ das arabische Wort für Olive ist, dann ist auch dem letzten klar: Hier sollen über die Feindeslager hinweg Brücken gebaut werden, nicht der Krieg oder die Konflikte werden thematisiert, sondern die Menschen. Legitim ist dieses Anliegen natürlich, nur lädt es auch zu Gutmenschkitsch sein. Und das ist bei Zaytoun – Geborene Feinde – Echte Freunde leider immer mal wieder der Fall.
Dabei ist der Anfang noch richtig atmosphärisch. Der israelische Regisseur Eran Riklis zeigt dort ein überzeugendes Bild vom Alltag in Beirut Anfang der 80er. Von Menschen, die versuchen, in den staubigen Straßen und umgeben von Krieg, überhaupt einen Alltag zu finden. Gerade der Kontrast zwischen ballspielenden Jungen und der ständigen Bedrohung im Libanon durch die Soldaten ist Riklis gut gelungen.
Schwierig wird es ab dem Zeitpunkt, wenn Yoni und Fahed gemeinsam auf der Flucht sind und Zaytoun zu einer Mischung aus Buddy- und Roadmovie wird. Krieg? Feindschaft? War da was? Im Komödienbereich mag es gang und gäbe sein, dass sich zwei unterschiedliche Persönlichkeiten zusammenrufen und ihre Differenzen überwinden. Bei der Geschichte um einen Soldaten und einen Kriegswaisen geht das aber ein wenig zu schnell. Überhaupt hat man im späteren Verlauf des Films selten das Gefühl, an einem Ort zu sein, wo dein Leben jeden Moment beendet werden kann. Soldaten sieht man zwar hin und wieder, Waffen auch, später sogar ein Minenfeld. Aber der Eindruck von Bedrohung will sich nicht so recht einstellen, einiges ist unglaubwürdig. Und wenn die beiden zwischendurch an einem verlassenen Jahrmarkt halt machen, gewinnt das Kriegsdrama sogar surreale Qualitäten.
Dass es dem Ganzen an emotionaler Nachvollziehbarkeit mangelt, mag auch an Stephen Dorff liegen, der wie bei den meisten seiner Filme nicht unbedingt mit differenziertem Minenspiel glänzt. Dafür gibt er sich reichlich Mühe, im Original mit hebräischem Akzent zu sprechen. Bemüht trifft es dann auch insgesamt ganz gut: Als Plädoyer für mehr Menschlichkeit mag das Abenteuer der beiden durchgehen, als Film ist Zaytoun – Geborene Feinde – Echte Freunde dagegen recht mittelmäßig. Immerhin gibt es immer wieder schöne Landschaftsaufnahmen zu bewundern und manche Stellen sind auch – wie beabsichtigt – rührend geworden. Zuschauer auf der Suche nach einem Feel-Good-Movie fahren deshalb gar nicht schlecht, Filme über Kriegsschrecken sehen aber anders aus.
Zaytoun – Geborene Feinde – Echte Freunde ist seit 28. März auf DVD und Blu-ray erhältlich
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