(„Neighbors“ directed by Nicholas Stoller, 2014)
„Das ist wie bei der Brady Family!“
Für die Nichteingeweihten: Bei den Bradys handelte es sich die Hauptfiguren der Serie Drei Mädchen und drei Jungen. Von 1969 bis 1974 erlebten sie und die Zuschauer die typischen Probleme, die eine achtköpfige Patchworkfamilie nun mal hat, von Eifersüchteleien zwischen Geschwistern über Stress an der Schule bis zu Pubertätsdramen, und die sich am Ende jeder Folge – typisch Serie – in Wohlgefallen auflösen.
Klar, dass Mac (Seth Rogen) und Kelly Radner (Rose Byrne) der Vergleich gefällt. Mach die Augen zu, ignorier alles, was schief geht und die Welt ist wieder heil. Dass sie schon vor dem Clubbesuch einschlafen und keinen Sex mehr haben, weil ihnen Töchterlein Stella dabei zuschaut – all das kann man ignorieren.
Bei Teddy (Zac Efron) und Pete (Dave Franco) ist das schon schwieriger. Die neuen Nachbarn sind nicht nur größer und älter als Stella, als Leiter einer Studentenverbindung sind sie vor allem eins: verdammt laut. Anfangs sieht es so aus, als könnte das leicht spießige Ehepaar und die feierwütigen Jugendlichen sogar gut miteinander auskommen: Man trinkt zusammen, feiert zusammen, pinkelt sogar zusammen. Als die nächtlichen Partys aber überhandnehmen und Mac aus lauter Verzweiflung die Polizei ruft, ist es vorbei mit der Bruderschaft. Jetzt herrscht Krieg!
Wenn mit Nicholas Stoller der Ko-Autor von Die Muppets und Muppets Most Wanted bei einem Film Regie führt und sich dafür mit den Produzenten von Das ist das Ende zusammenschließt, dann darf man schon mal die Stirn runzeln. Familienmusical und derber Humor unter der Gürtellinie, wie passt das zusammen? Beim längeren Nachdenken entpuppt sich diese Kombination aber als gar nicht mal so abwegig, denn bei aller Unterschiedlichkeit, einen gemeinsamen Faktor gibt es: Selbstironie. Sowohl bei den singenden Puppen als auch den wüst feiernden Hollywoodstars wird gnadenlos durch den Kakao gezogen, was ihnen vor den Weg läuft. Und damit natürlich vor allem sich selbst. Gleiches gilt dann auch für Bad Neighbors, bei denen Post-Party-Papas ebenso dran glauben müssen wie spät pubertierende Studentenprolls.
Im direkten Vergleich sind die ironischen Kommentare bei der Ü-30-Zielscheibe die witzigeren. Gerade die Versuche von Mac und Kelly, trotz Baby, trotz Haus, trotz Arbeit ihre frühere Coolheit und Spontaneität zu bewahren, liefern immer wieder einen Grund zum Schmunzeln. Im Gegensatz dazu wollte den Drehbuchautoren Andrew J. Cohen und Brendan O’Brien, die hier ihr Langfilmdebüt geben, zu den Feierstudenten im Endstadium nicht viel mehr einfallen als Klischees.
Auf der einen Seite ist das legitim, denn Bad Neighbors beleuchtet ja genau diesen Übergang von Studiumspaß zu ernstem Leben, und so eine Gegenüberstellung funktioniert natürlich besonders gut, wenn der Kontrast stark ausgeprägt ist. Indem Teddy, Pete und die anderen aber zu reinen Karikaturen degradiert werden, ist die Sympathie des Films ein bisschen zu eindeutig auf der Seite der Älteren verteilt. Wenn der übergewichtigte, behaarte Seth Rogen neben Über-Six-Pack Zac Efron positioniert wird, kann man gar nicht anders, als sich mit den Normalos zu verbünden und sie innerlich anzufeuern.
Das wäre gar nicht so schlimm, würde der Film sich selbst nicht immer wieder damit selbst ausbremsen. Lustige Szenen gibt es mehr als genügend, einige davon leise, andere derb-absurd oder gar sarkastisch. Nur zusammenfügen will sich das nicht so richtig. Eben weil sich Bad Neighbors nicht recht entscheiden kann, was sein eigentliches Thema ist – Die Zeit danach? Der Nachbarschaftsstreit? Freundschaft? – bleibt die Komödie Stückwerk. Amüsant ja, einige Ausschnitte werden als YouTube-Videos sicher Furore machen. Aneinandergereiht bleibt aber irgendwie das Gefühl zurück, dass hier am Anfang die Gags standen und die Geschichte erst nachträglich drumherum gestrickt wurde, so wie es Jackass: Bad Grandpa kürzlich auch gemacht hat.
Und das ist richtig schade, denn bei der Besetzung gibt es so gar nichts zu meckern. Rogen ist ja ein Spezialist auf dem Gebiet der etwas gröberen Komödie – neben Das ist das Ende waren er und sein häufiger Partner Evan Goldberg auch maßgeblich an Superbad und Ananas Express beteiligt –, beherrscht die leiseren Zwischentöne aber ebenso gut, wie er in Take This Waltz eindrucksvoll zeigte. Rose Byrnes komisches Talent wiederum kennen wir seit Das hält kein Jahr…! und Brautalarm. Und Zac Efron gönnen wir natürlich das Vergnügen, sein Image als Disney-Schönling zu persiflieren. Wenn dann noch ein wunderbarer Gastauftritt der rar gewordenen Lisa Kudrow hinzukommt, hätte eigentlich nichts schief gehen dürfen.
Wenn Bad Neighbors enttäuschend ist, dann nicht weil der Film per se schlecht wäre, das ist er keinesfalls. Aber angesichts des versammelten Comedytalents hätte da einfach mehr rauskommen müssen als eine nette Komödie, die bei allem Gelächter immer mal wieder mit Längen zu kämpfen hat und durch ihre Unentschlossenheit nie wirklich Fahrt aufnimmt.
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