Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers

Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers

(„Di Renjie: Shen du long wang“ directed by Tsui Hark, 2013)

Detective Dee und der Fluch des SeeungeheuersWar das nun Glück oder Pech? Genau als der junge Detektiv Dee (Mark Chao) im Jahr 665 nach Luoyang reist, um einen Job als kaiserlicher Sicherheitsangestellter anzutreten, wird die Seeflotte des Kaiserreichs durch ein mysteriöses Seeungeheuer stark dezimiert. Das wäre einerseits natürlich ein passender Anlass, um seine Dienste zu demonstrieren. Doch seit dem Unglück sind die Nerven in der Hauptstadt der Tang-Dynastie etwas angespannt. Und auch bei Chefermittler Yuchi Zhenjin (Shaofeng Feng) war es um die Stabilität der eigenen Nerven schon einmal besser bestellt. Die Ehre, den ernormen Fall lösen zu dürfen, hat schließlich den entscheidenden Nachteil, dies innerhalb von zehn Tagen tun zu müssen – sonst droht die Hinrichtung.

Als Dee und Yuchi bei der vereitelten Entführung der Kurtisane Yin Ruiji (Angelababy) aufeinandertreffen, darf der Fremde deshalb auch gleich mal in den Knast wandern. Dank der Hilfe von Gefängnisarzt Shatuo Zhong (Genxing Lin) schafft er es jedoch zu fliehen und den Fall weiterzuverfolgen. Zusammen stellen sie fest, dass die Tragödie auf See und die geheimnisvollen, maskierten Männer, die es auf die schöne Frau abgesehen haben, irgendwie zusammenhängen. Nur wie?

Wer ein Faible für fantasiebetonte Martial-Arts-Filme haben, dem könnten sowohl der Name Tsui Hark als auch der Titel hier etwas sagen. Der Hongkonger Regisseur und Produzent machte sich schon vor einigen Jahrzehnten bei Genrefans durch die beiden Filmreihen A Chinese Ghost Story und Once Upon a Time in China unsterblich. Längere Zeit zehrte er auch ausgiebig von seinem früheren Ruhm, bis ihm dann vor einigen Jahren ein Comeback gelang, unter anderem auch mit seinem ersten Film über den Meisterdetektiv und Romanhelden Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen.Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers Szene 1

Anders als vielleicht zu erwarten gewesen wäre, ist Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers aber keine Fortsetzung. Vielmehr lässt sich Hark vom weltweit grassierenden Prequel-Fieber anstecken und beleuchtet ein wenig die Anfangsjahre des Ermittlers. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Darsteller, lediglich Carina Lau als mächtige Kaiserin Wu Zetian ist ein zweites Mal dabei. Dee selbst und auch Shatuo Zhong, der in beiden Filmen eine wichtige Rolle spielt, wurden hingegen neu besetzt. Dem Film selbst hat es nicht geschadet, denn die Stärken sind dieselben geblieben: ein mysteriöser Fall, eindrucksvoll choreografierte Kampfeinlagen und eine umwerfende Kulisse.

Dennoch, im direkten Vergleich kann es das Prequel aus zwei Gründen nicht ganz mit dem ersten Abenteuer aufnehmen. Da wäre zum einen die Geschichte, die mehr auf Zufälle und Kämpfe setzt, weniger auf Detektivarbeit. Wenn Dee den Arzt Shatuo Zhong mit Schlüssen auf dessen Person verblüfft, wird eindeutig auf die Vorgehensweise von Sherlock Holmes verwiesen, ohne aber vergleichbar nachvollziehbar und clever zu sein. Während der Ermittler bei den Phantomflammen noch selbst sehr viel Recherchearbeit leisten musste, geht das hier ohne großes Zutun – für Krimifans ein wenig unbefriedigend.

Das zweite Problem betrifft den Einsatz der computergenerierten Spezialeffekte. Dass beim Auftauchen des Seeungeheuers der Rechner zum Einsatz kommt, schön und gut. Es gibt jedoch fast keine Szenen mehr, bei denen nicht auf Computerspielereien zurückgegriffen wird, und damit schießt Tsui Hark weit übers Ziel hinaus. Wenn beispielsweise beim Kämpfen die Waffen allzu offensichtlich nicht aus einer Schmiede, sondern der elektronischen Nachbearbeitung stammen, reißt einen das eher aus dem Film, statt in ihn hineinzuziehen. Da wäre weniger eindeutig mehr gewesen, zumal die Technikverliebtheit nicht mit dem fast schon primitiven Kostüm eines anderen Fabelwesens des Films zusammenpassen will.Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers Szene 2

Nichts desto trotz, Spaß macht auch Harks neuer Film. Wem schon Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen gefallen hat oder generell asiatische Martial-Arts-Filme mit Fantasyeinschlag mag, wird auch beim ersten großen Fall des chinesischen Detektivs ansprechend unterhalten. Bei einem eventuellen dritten Teil darf dann trotzdem wieder ein bisschen mehr auf den Inhalt geachtet werden. Dass der irgendwann kommt, ist übrigens recht wahrscheinlich, das deutet nicht nur das Ende von Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers an, es liegen zudem über zwanzig Jahre zwischen den beiden Geschichten. Da ist also noch viel Platz für neue Abenteuer.



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Das Prequel um den chinesischen Meisterdetektiv Dee überzeugt wie schon der erste Teil mit fantastisch choreografierten Kämpfen und einer brillanten Optik. Durch die schwäche Geschichte und das Übermaß an Spezialeffekten kommt Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers aber nicht ganz an den Vorgänger ran.
6
von 10