Haunter – Jenseits des Todes

Haunter – Jenseits des Todes

(„Haunter“ directed by Vincenzo Natali, 2013)

Haunter – Jenseits des TodesWer in der Berufswelt angekommen ist, weiß wie schwer das Routinerad auf einem lasten kann. Jeden Tag an denselben Ort gehen, dasselbe tun, dasselbe sehen, von denselben Leuten umgeben sein – da kann einen schon das Gefühl beschleichen, in einer Endlosschleife gefangen zu sein. Bei Lisa (Abigail Breslin) ist das noch einmal ein bisschen ausgeprägter, einen Tag vor ihrem 16. Geburtstag hörte die Zeit einfach auf, seither erlebt sie diesen Tag immer wieder neu. Sofern man hier überhaupt von „erleben“ sprechen kann, denn sie und ihre Familie sind längst tot, davon ist Lisa überzeugt.

Von den anderen scheint das keiner zu merken, Vater Bruce (Peter Outerbridge) werkelt am Auto, Mutter Carol (Michelle Nolden) macht den Haushalt und ihr kleiner Bruder Robbie (Peter DaCunha) ist mit Videospielen beschäftigt, was eine Familie ebenso macht. Während Lisa noch herumrätselt, warum sich der Tag ständig wiederholt und nur sie das merkt, durchbricht etwas anderes die Routine. Jemand anderes. Stimmen aus dem Keller rufen ihren Namen und suchen ihre Hilfe. Sind sie der Schlüssel, um das alles zu beenden? Und wer ist dieser blasse Mann (Stephen McHattie), der plötzlich auftaucht und sie davor warnt, noch weiter herumzuschnüffeln?

Ein Gespür für ungewöhnliche Stoffe hat er ja, der amerikanische Regisseur Vincenzo Natali. Gleich mit seinem Debüt, dem klaustrophobischen Kultfilm Cube, nahm er das SAW-Prinzip „Menschen wachen in einem Raum voller Fallen auf“ einige Jahre vorweg. Auch später kehrte er immer wieder zum Science-Fiction-Genre zurück, wenngleich sich für seine Filme Cypher und Splice kaum jemand interessieren wollte. Noch bevor – oder besser: falls – sein Langzeitprojekt, die Verfilmung des Klassikers „Neuromancer“ ein Ende findet, versucht Natali sich an seinem ersten reinen Horrorfilm und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.Haunter – Jenseits des Todes Szene 1

Ähnlich blutig wie in seinem Debütfilm geht es hier nicht zu, war Cube auch für Gore-Fans interessant, werden hier die Freunde klassischer Geistergrusler bedient. Wobei, so ganz klassisch ist Haunter – Jenseits des Todes dann doch nicht. Die einzelnen Bestandteile kennt man natürlich. Das Zeitschleifenmotiv gehört seit Und täglich grüßt das Murmeltier zum festen Repertoire der Filmlandschaft. Die Idee, einen Geisterfilm aus der Sicht des Verstorbenen zu erzählen hatten wir schon in – Vorsicht Spoiler – The Sixth Sense und vor allem in The Others. Und die eine oder andere Szene hätte auch direkt aus The Awakening stammen können.

Wenn schon nicht die einzelnen Bestandteile, so ist dann doch zumindest deren Verknüpfung originell. Hier geht es gar nicht so sehr darum, ein verborgenes Geheimnis der Vergangenheit zu lüften. Was mit den Protagonisten passiert ist, wird immerhin in Grundzügen recht früh verraten. Die spannende Frage ist daher vielmehr, in welcher Verbindung Lisas Familie zu den Stimmen steht und wie das Mädchen den anderen helfen kann. Schließlich sind die eigenen Möglichkeiten etwas beschränkt, wenn du in einem Haus und in einem Tag gefangen bist, und tot noch dazu.Haunter – Jenseits des Todes Szene 2

Für den Fall, dass das dem Zuschauer nicht reicht, baute Natali noch eine Reihe typischer Geisterschlossmomente ein und bediente sich da großzügig im reichhaltigen Genrerepertoire. Knarrende Türen, wispernde Stimmen, nächtliche Schritte vor dem eigenen Zimmer, Gesichter, die in Spiegeln und auf Filmen auftauchen – gesehen hat man das alles schon, aber es funktioniert, geboten wird eine atmosphärisch dichte Schauermär. Ähnlich einflussreich wie Cube seinerzeit wird Haunter – Jenseits des Todes aufgrund der vielen bekannten Elemente mit Sicherheit nicht werden. In der eigenen Horrorsammlung schlägt sich der clever zusammengesetzte Beitrag aber ganz wacker.



(Anzeige)

Auch wenn die großen Innovationen fehlen, setzt Vincenzo Natali bei Haunter – Jenseits des Todes bekannte Horrorelemente auf eine ungewöhnliche Weise zusammen und sorgt so selbst ohne Blut für wohlige Gruselspannung.
7
von 10