(„Oblivion“ directed by Joseph Kosinski, 2013)
Die anderen sind schon lange fort. Aber was will man auch noch hier? Die Schlacht gegen die außerirdischen Plünderer hat die Menschheit zwar gewonnen, aber davon hat hier kaum einer mehr was, schließlich wurde zusammen mit dem Mond auch der halbe Planet zerstört. Doch zum Glück wurde längst eine Alternative gefunden: der Saturnmond Titan. Dort wollen die Überlebenden eine neue Existenz aufbauen und mitnehmen, was von der Erde noch übrig ist. Und das ist vor allem eins: Wasser.
Während riesige Maschinen das kostbare Element aufsaugen und für den Abtransport nach Titan vorbereiten, wachen der Technikexperte Jack Harper (Tom Cruise) seine Partnerin Victoria (Andrea Riseborough) von ihrem Wolkendomizil aus über den reibungslosen Ablauf der Operation – schließlich treiben sich noch immer vereinzelte Plünderer in den Ruinen der früheren Zivilisation herum. Immer wieder zieht es Jack dorthin, auch aus einer gewissen Grundsehnsucht nach vergangenen Zeiten, denn er selbst hat wie Victoria keine Erinnerung daran, nachdem sein Gedächtnis gelöscht wurde. Nur ein kleiner Erinnerungsfetzen ist ihm geblieben, von einer hübschen jungen Frau (Olga Kurylenko). Als genau die eines Tages auf der Erde notlandet, stellt sich damit plötzlich alles in Frage, woran Jack je geglaubt hat.
Thematisch haben Oblivion und der kurz darauf gestartete Ender’s Game eine erstaunlich ähnliche Ausgangslage. In beiden haben die Menschen eine außerirdische Invasion in die Flucht geschlagen und suchen nach dem Leben danach. Doch unterschiedlicher könnten diese Konsequenzen nicht sein. Während dort die gesamte Existenz auf zukünftige Schlachten mit den Aliens ausgerichtet ist, sind Kämpfe hier eine reine Sache der Drohnen, welche automatisch die Plünderer aufspüren und eliminieren. Superhelden gibt es auf der Erde keine mehr.
Das hat natürlich direkte Auswirkungen auf die Atmosphäre, die hier – gerade im Vergleich zu Tom Cruise’ letztem Endzeitfilm Krieg der Welten – überraschend melancholisch ausfällt. Verlust, Trauer, Verfall, bei Jacks Erkundungen stößt er an jeder Ecke auf die Spuren der Vergangenheit und baut sich daraus ein Refugium. Damit einher geht das Gefühl von Einsamkeit und Isolation. Abgesehen von der stark unterkühlten Chefin Sally (Melissa Leo), die sich regelmäßig per Videochat zu Wort meldet, fehlen menschliche Kontakte.
Dass Oblivion kaum Protagonisten hat, ist auch auf die Vorlage zurückzuführen. War Ender’s Game ursprünglich eine ganze Romanreihe, verfilmte Regisseur Joseph Kosinski hier eine eigene, nie fertiggestellte Graphic Novel. Unvollendet wirkt dann auch das Endprodukt, welches die Geschichte auf immerhin mehr als zwei Stunden ausbreitete, obwohl die meiste Zeit über gar nicht viel passiert. Interessant ist die Geschichte zweifelsfrei und kann auch mit einigen unerwarteten Endungen aufwarten. Doch man muss lange darauf warten, bis der Film mal ein neues Kapitel aufschlägt.
Sicher gibt es die eine oder andere Actionszene zur Auflockerung, doch die sind immer ein wenig aufgesetzt, mehr ein Zugeständnis an ein Publikum, das bei Science Fiction zwingend ein „Boom“ erwartet. Dass die Drohnen sich nicht wie Maschinen, sondern wie Lebewesen verhalten, hilft auch nicht unbedingt dabei, den Film an diesen Stellen ernst zu nehmen. Schade auch, dass die anspruchsvolleren, philosophischen Fragen – inwieweit hängt unsere Persönlichkeit von Erinnerungen ab? – zwar gestreift werden, die inhaltlichen Ambitionen aber nie für mehr reichen.
Die entscheidenden Qualitäten beweist Oblivion aber ohnehin, wenn Kosinski einfach die Bilder für sich sprechen lässt. Der studierte Maschinenbauer und Architekt zeigte schon bei Tron: Legacy sein Faible und Talent für futuristische Designs. Doch was er hier mit seinem Team aus den Rechnern kitzelt, das ist selbst in dem notorisch optikorientierten Science-Fiction-Genre eine Wucht. Beeindruckend ist dabei auch, wie gut sich die computerberechneten Gebäude und Fahrzeuge mit realen Aufnahmen zusammenfügen, ohne dass es zu erkennbaren Brüchen kommt. Wer zusammen mit Jack die makellos ausgearbeiteten Landschaften erkunden darf, verzeiht dann sogar, dass die Logiklöcher zum Ende hin immer größer werden und auch vor Kitsch nicht zurückgeschreckt wird.
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