(The Human Race directed by Paul Hough, 2013)
Regeln sind Regeln sind Regeln. Nun könnte man sicher argumentieren, dass bei Spielen doch der Spaß im Vordergrund stehen sollte. Wenn aber jeder macht, was er nur will, hört dieser für viele auf. Legitim ist es also schon, doch ein paar Rahmenbedingungen vorzugeben, damit jeder auch die gleiche Chance hat. Dass die Strafe so drakonisch ausfällt wie hier, ein bisschen übertrieben ist das schon.
Folge den Pfeilen, oder du stirbst.
Bleibe auf dem Pfad, oder du stirbst.
Wenn du überrundet wirst, stirbst du.
Berühre nicht das Gras, sonst stirbst du.
Lauf oder stirb.
Und das mit der Chancengleichheit ist hier ebenfalls nicht so ganz gegeben, schließlich tummeln sich unter den 80 Teilnehmern genug mit körperlichen Nachteilen: Alte, Kinder, Gehörlose, eine Schwangere, sogar ein Mann mit nur einem Bein ist dabei. Fairplay? Kein Stück. Als die Leute ahnen, dass ihr Überleben nur durch den Tod der Anderen gewährleistet wird, beginnen manche, die Regeln zu ihrem eigenen Vorteil zu nutzen. Und bei allem bleibt die Frage: Wie sind sie hierhergekommen? Und was soll das Ganze überhaupt?
Diese Frage schwirrt einem auch als Zuschauer bis zuletzt im Kopf herum. Seitdem Tribute von Panem vor zwei Jahren unerwartet heftig an den Kinokassen einschlug, sind sie ja wieder salonfähig geworden, die Filme über mörderische Spiele. Der Titel The Human Race weckt dabei natürlich Erinnerungen an den Arnie-Klassiker Running Man, geht aber doch einen eigenen Weg. War dort wie bei vielen anderen Filmen das Rennen ein Mittel zum Zweck – weg hier! – steht die körperliche Betätigung hier im Mittelpunkt. Das kann man genial gemein oder absolut albern finden, ungewöhnlich ist es auf jeden Fall.
Auch sonst weicht Regisseur und Drehbuchautor Paul Hough bei seinem Horrorstreifen von ausgetretenen Pfaden ab. Wenn in The Human Race die ersten Minuten darauf verwendet werden, eine Figur und ihre Vorgeschichte vorzustellen, nur um sie gleich als erstes verrecken zu lassen, wird klar: Geschont wird hier niemand, selbst die sonst sakrosankten Randgruppen müssen dran glauben und sterben hier einen schnellen und schmerzhaften Tod.
Die Qualität des interessanten Einstiegs kann aber leider nicht bis zum Schluss gerettet werden. Wenn die Todesszenen, anfangs noch als etwas Besonderes inszeniert, später zu einem reinen Selbstzweck werden, wandelt sich der originelle Genrevertreter zu einer recht billigen Splatterorgie. Subtile Spannung ist nicht, hier gewinnt das offensive Massaker. Lediglich die Frage, wie weit die Teilnehmer in ihrem Überlebenskampf gehen werden, hält einen während dieses Mittelteils bei der Stange. Schließlich sind Filme, in den Menschen ihre zivilisatorische Maske fallen lassen (The Last Days), immer wieder gern gesehen.
Schön wäre es nur gewesen, wenn The Human Race auch mit einer Art Aussage geendet hätte, doch so plötzlich der Film begonnen hat, so abrupt hört er auch wieder auf. Eine Erklärung für das mörderische Rennen gibt es, dazu auch ein paar schön-befremdliche Bilder, auf eine groß angelegte Rahmenhandlung sollte aber besser keiner hoffen. Dafür ist die Auflösung dann doch einfach zu grotesk und undurchsichtig. Und doch, gerade in einem Genre, das nur selten mit wirklich neuen Ansätzen glänzen kann oder will, ist die Low-Budget-Produktion doch eigenständig genug, dass Horrorfans zumindest einen Blick riskieren können.
The Human Race – The „Race or Die“ Tournament ist seit 19. Mai auf DVD und Blu-ray erhältlich
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