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All Is Lost – Überleben ist alles

All is Lost
„All Is Lost“ // Deutschland-Start: 9. Januar 2014 (Kino) // 23. Mai 2014 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Ein verlorener Container, gefüllt mit Turnschuhen. Das war es. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, davon mitten auf dem Meer gerammt zu werden, während man gerade schläft? Und dass er genau die Stelle erwischt, wo das Funkgerät war? Nicht sehr hoch, so viel ist klar. Aber Wahrscheinlichkeitsrechnung bringt den unglücklichen Segler (Robert Redford) auch nicht weiter. Erst mal heißt es, die undichte Stelle zu flicken und das Wasser aus dem Boot zu schöpfen. Das gelingt ihm auch, doch das nächste Unglück in Form eines Sturms naht. Und plötzlich muss der Mann jenseits der 70 ganz alleine um sein Überleben kämpfen.

Verloren auf hoher See

„13. Juli, 16.50 Uhr

Es tut mir leid.

Ich weiß, das spielt jetzt keine Rolle mehr. Aber ich meine, ich habe wirklich alles versucht. Ich glaube, ihr würdet mir alle zustimmen, dass ich es versucht habe. Ehrlich zu sein. Und stark zu sein. Gütig zu sein. Und zu lieben. Also das richtige zu tun. Aber das habe ich nicht. Und ich weiß auch, das war euch klar. Jedem auf seine Art. Und es tut mir ehrlich leid.

Alles ist verloren außer Seele und Körper oder was davon auch übrig ist. Und eine halbe Tagesration. Es ist eigentlich unverzeihlich, das weiß ich jetzt. Ich habe keine Ahnung, warum es so lange gedauert hat, das zuzugeben. Aber so war es nun mal. Ich habe bis zum Ende gekämpft. Ich bin nicht sicher, ob das einen Sinn hatte, aber ich weiß, dass ich es getan habe. Ich habe mir immer mehr für euch alle gewünscht. Ihr werdet mir fehlen.

Es tut mir leid.“

Wer die große See liebt, dem wurde der Spaß in den letzten Jahren auffallend oft vermiest. Erst schippert der junge Pi zusammen mit einem Tiger in Life of Pi 227 Tage auf dem offenen Meer herum, dann musste sich die Crew an Bord der Kon-Tiki mit der unbarmherzigen Naturgewalt herumschlagen. Und nun eben All Is Lost. Im Vergleich zur Konkurrenz verzichtet Regisseur und Drehbuchautor J. C. Chandor jedoch auf das große Spektakel. Fluoreszierende Quallen sucht man ebenso vergebens wie nervenzerreibende Haiattacken. Hier gibt es nur den alten Mann und das Meer.

Bewusst spartanisch gehalten

Auch sonst verzichtet Chandor in seinem zweiten großen Film nach Der große Crash auf jeglichen schmückenden Ballast. Eine Vorgeschichte gibt es nicht, wir wissen nicht, was den Segler auf den Indischen Ozean verschlagen hat. Wir wissen nicht, wer er ist, nicht einmal seinen Namen. Und auch wem der Abschiedsbrief gilt, der anfangs vorgelesen wird, enthält uns All Is Lost vor. Dass nach diesem Einstieg fast keine Texte mehr folgen, von gelegentlichem Fluchen und einem missglückten Funkversuch einmal abgesehen, hilft ebenfalls nicht, einen Blick hinter die zerfurchte Fassade des Seglers zu erhaschen. Wurde die Stille in Life of Pi durch Monologe unterbrochen, gibt es hier nur das Rauschen des Meeres, manchmal noch sphärische Klänge dazu.

Einen solch bewusst spartanischen Weg zu wählen, war natürlich nicht ohne Risiko. Würde das Publikum diesen einsamen Kampf verfolgen wollen? Die Antwort lautet eindeutig nein, sowohl daheim als auch international floppte das Survivaldrama an den Kinokassen. Verwunderlich ist das nicht, denn man braucht schon Geduld, um die spröden, streckenweise ereignislosen 105 Minuten bis zum Ende durchzuhalten. Da taten andere Filme doch deutlich mehr dafür, die Aufmerksamkeit des Publikums dauerhaft zu fesseln.

Existenzieller Überlebenskampf

Und doch ist All Is Lost genau wegen dieser unspektakulären, eigensinnigen Herangehensweise sehenswert – und natürlich für Robert Redford, der mit seinem stillen, intensiven Spiel den Film zusammenhält. Hier folgen wir keinem knapp bekleideten Sixpack-Model, sondern einem routinierten Rentner. Völlig uneitel, ohne große Aufregung macht er das Beste aus der Situation, zeigt seinen Einfallsreichtum, ohne in Superheldengefilde abzudriften. Durch diese fehlende emotionale Bindung wird das Abenteuer auf den existenziellen, fast schon abstrakten Kampf zwischen Mensch und Natur heruntergebrochen, die kleine, letztendlich unbedeutende Kreatur gegen die unpersönliche, übermächtige Gewalt des Meeres. Und das ist nicht zuletzt dank der diversen tollen Über- und Unterwasseraufnahmen beeindruckender, als es die miesen Einspielergebnisse glauben lassen.

Credits

OT: „All Is Lost“
Land: USA
Jahr: 2013
Regie: J. C. Chandor
Drehbuch: J. C. Chandor
Musik: Alex Ebert
Kamera: Frank G. DeMarco, Peter Zuccarini
Besetzung: Robert Redford

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2014 Bester Tonschnitt Steve Boeddeker, Richard Hymns Nominiert
BAFTA 2014 Bester Ton Richard Hymns, Steve Boeddeker, Brandon Proctor, Micah Bloomberg, Gillian Arthur Nominiert
Golden Globes 2014 Bester Hauptdarsteller (Drama) Robert Redford Nominiert
Beste Musik Alex Ebert Nominiert

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All Is Lost – Überleben ist alles
fazit
Ein Survivaldrama ohne spektakuläre Szenen, geht das? Ja, das geht. Auch wenn All Is Lost bewusst spröde gehalten und zwischendurch etwas ereignislos ist, wird der Film durch einen intensiv spielenden Redford und tolle Wasseraufnahmen zu einem beeindruckenden Kampf zwischen Mensch und Natur.
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