(„Anchorman 2: The Legend Continues“ directed by Adam McKay, 2013)
Die alten Feindseligkeiten sind vergessen, aus den ehemaligen Konkurrenten Ron (Will Ferrell) und Veronica (Christina Applegate) wurde ein glückliches Paar, das sowohl vor der Kamera als auch daheim harmoniert. Als Ron jedoch gefeuert wird und Veronica die alleinige Moderatorin der Nachrichtensendung sein soll, fühlt er sich in seiner männlichen Ehre gekränkt. Entweder er oder der Job – so seine Forderung an die Gattin. Sie entscheidet sich für den Beruf, woraufhin Ron tatsächlich seine Sachen packt und Frau und Kind verlässt.
Danach geht es für den ehemaligen Fernsehstar kontinuierlich bergab. Was er auch versucht, er kann woanders einfach nicht Fuß fassen. Doch dann kommt die Rettung: Er soll bei einem neuen Sender anfangen, der – und das ist ein Novum! – rund um die Uhr Nachrichten senden will. Also versammelt er noch einmal seine alten Kollegen, den Wettermann Brick Tamland (Steve Carell), Straßenreporter Brian Fantana (Paul Rudd) und Sportexperte Champ Kind (David Koechner), um gemeinsam bei GNN anzufangen. Dort angekommen muss Ron jedoch erkennen, dass er sich seinen früheren Ruhm erst noch erkämpfen muss, vor allem Schönling Jack Lime (James Marsden) macht ihm anfangs das Leben schwer.
Man soll das Eisen schmieden, so lange es heiß ist, sagt ein altes Sprichwort. Im Fall von Ron Burgundy glühte es aber schon eine ganze Weile, bis er sich wieder auf der großen Leinwand zurückmeldete. Ganze neun Jahre waren vergangen, bis Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy doch noch eine Fortsetzung erhielt. Im Gegensatz zu den Geschehnissen im zweiten Teil wurde der Nachrichtensprecher jedoch nie vergessen, war während seiner langen Abwesenheit zu einer Kultfigur aufgestiegen. Schon 2008 hieß es daher, dass die Truppe um Will Ferrell wieder zusammenfinden würde, ohne dass es jedoch zu einem konkreten Ergebnis kam. Warum auch immer es am Ende so lange dauerte, Fans dürfen sich im zweiten Teil wie zu Hause fühlen, geändert hat sich schließlich seit dem ersten Auftritt nur wenig. Wie auch, wenn neben Ferrell der Hauptcast, Regisseur und Ko-Autor Adam McKay und auch Produzent Judd Apatow wieder mit dabei sind, so als wäre nie etwas geschehen.
Das bedeutet auch, dass sich an der Art des Humors nicht viel geändert hat. Noch immer läuft Anchorman zur Hochform auf, wenn er die Medienlandschaft ins Visier nimmt und deren Mechanismen entlarvt. Ende der 70er, zu der Zeit spielt Die Legende kehrt zurück, war die Verquickung von seriösen Nachrichten mit Unterhaltungselementen noch nicht so selbstverständlich wie heute. „Das widerspricht allem, was ich gelernt habe!“, heißt es deshalb wieder und wieder, als Ron den Informationsteil zurückfährt, um bessere Quoten zu erreichen. Doch der Erfolg gibt ihm recht. Wenn auch die anderen Nachrichtensender beginnen, Hintergrundberichte und bedeutende Interviews zugunsten von Verfolgungsjagden und patriotischen Belanglosigkeiten aufzugeben, ist das natürlich eine schallende Ohrfeige für ein Publikum, das sich lieber berieseln als informieren möchte. Aber natürlich auch für all die Medienverantwortlichen, die dieses Bedürfnis auf der Jagd nach den Einschaltzahlen bedienen.
Die zweite große Quelle für Lacher sind die zahlreichen absurden Szenen. Ein Beispiel ist, wenn Brick auf die nicht minder gestörte Sekretärin Chani (Kristen Wiig) trifft. Während sich Die Legende kehrt zurück hier aber noch im Rahmen des Erwartbaren bewegt, entfalten besonders die Momente große Wirkung, die aus heiterem Himmel und ohne Sinn und Verstand passieren. Wer den Film gesehen hat, weiß wovon hier die Rede ist. Und alleine schon für das Finale, wenn die ohnehin schon nicht an Stars arme Komödie von einem runden Dutzend bekannter Schauspieler überrannt wird, lohnt es sich dabei zu bleiben.
Dass das mitunter etwas schwer fällt, liegt daran, dass Die Legende kehrt zurück neben satirischen und absurden Elementen gerne auch mal auf Apatow-typische Zoten zurückgreift, um die Lacher an den Mann zu bringen. Und an die Frau, sofern die sich damit abfinden kann, dass die Witze an der Stelle nicht nur derb, sondern auch sexistisch und rassistisch werden können. Wen das schon beim ersten Anchorman oder ähnlich veranlagten Komödien gestört hat, braucht deswegen hier erst gar nicht reinzuschalten. Hier sollen Fans von früher angesprochen, keine neuen gewonnen werden. Und das ist McKay, Ferrell und Co. auch gelungen, wenn man sich die Einspielergebnisse in den USA anschaut. Ob das für einen dritten Teil reicht, wird sich zeigen, für den Moment ist zumindest keiner geplant. Aber wer weiß, vielleicht meldet sich Ron ja wieder unerwartet in neun Jahren zurück und ist dann inzwischen in den 80ern angekommen.
Anchorman – Die Legende kehrt zurück erscheint am 5. Juni auf DVD und Blu-ray
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