(„Goal of the Dead“ directed by Benjamin Rocher and Thierry Poiraud, 2013)
Football’s coming home! Für den alternden Topspieler Samuel (Alban Lenoir) ist das Match seines Spitzenclubs Olympic Paris gegen die Provinzmannschaft von Caplongue tatsächlich ein Heimspiel, denn er wurde damals in dem kleinen französischen Kaff geboren, sammelte dort seine ersten Fußballerfahrungen. Doch die Freude ist recht einseitig, das Dorf hat ihm nie verziehen, dass er seinerzeit weggegangen ist, um in der Hauptstadt das große Geld zu machen. Symbol seines Verrats: Das Pokalspiel Olympic Paris gegen Caplongue, bei dem Samuel das entscheidende Tor vergeigt hat. Das mag jetzt 17 Jahre her sein, aber die Wut sitzt tief.
So tief, dass der örtliche Mannschaftsarzt seinem Sohn Jeannot (Sebastien Vandenberghe) ein kleines Mittelchen verabreicht, das ihm die nötige Kraft verleihen soll, um beim Revanchematch Samuel fertig zu machen. Und Paris mit dazu. Doch das medizinische Experiment geht schief, Jeannot wird zwar unmenschlich stark, verwandelt sich dabei leider jedoch in einen Zombie. Was ein nettes Freundschaftsspiel hätte werden können, entwickelt sich zur Horrorpartie, in der Samuel zusammen mit seinem Teamkollegen Idriss (Ahmed Sylla), der Journalistin Solène (Charlie Bruneau), der jungen Chléo (Tiphaine Daviot) und ein paar Fußballultras um sein Leben rennen darf.
Frankreich und Fußball, das ist nicht immer eine schön anzusehende Kombination. Während auf dem Rasen quasi alles vom Debakel bis zur Weltklasse möglich ist, sind die Vorzeichen bei der filmischen Umsetzung des Volkssports Nr. 1 grundsätzlich eher negativer Natur. Nicht einmal große Namen wie Omar Sy oder Olivier Dahan konnten verhindern, dass Die Vollpfosten letztes Jahr meilenweit ins Aus ging. Wie schlimm muss das Ergebnis dann erst sein, wenn man das auch noch mit einem Zombiefilm kreuzt, ein Genre, das eher selten durch seine Qualität auf sich aufmerksam macht? Zumindest nicht im positiven Sinne.
Antwort: überhaupt nicht schlimm. Auch wenn der Verdacht naheliegt, dass hier im Deckmäntelchen der WM billiger Trash für teures Geld verhökert werden soll, ist Goal of the Dead – 11 Zombies müsst ihr sein überraschend unterhaltsam geworden. Wie so oft in der letzten Zeit will auch dieser Genrevertreter nicht ernst genommen werden. Mit dem Unterschied, dass hier eben nicht nur der Zombiefilm, sondern auch das Fußballgeschäft durch den Kakao gezogen wird. Ein bisschen zumindest. Die satirischen Elemente hätten durchaus noch stärker ausgearbeitet werden dürfen, gerade in der zweiten Hälfte wird das Thema Fußball doch sehr aus den Augen verloren.
Apropos Hälfte, die 140 Minuten der französischen Horrorkomödie verteilen sich schön brüderlich auf zwei gleich lange Hälften, die stilecht „1. Halbzeit“ und „2. Halbzeit“ getauft wurden. Das Besondere daran ist, dass sie jeweils von verschiedenen Regisseuren inszeniert wurden. Beide durften bereits vorher ihre Genreaffinität unter Beweis stellen. Während Thierry Poirauds abgedrehtes Atomik Circus nie nach Deutschland schaffte, kennen Zombiefreunde den Namen Benjamin Rocher von seinem Beitrag Die Horde. Hier jedoch ist er für die deutlich menschenlastigere Einleitung zuständig, die sich viel Zeit nimmt, um Figuren und Vorgeschichte vorzustellen. Vielleicht sogar zu viel: Metzelfreunde bekommen währen Rochers Trainerzeit relativ wenig geboten, es dauert schon recht lange, bis der Film in die Gänge kommt.
Allgemein ist Goal of the Dead – 11 Zombies müsst ihr sein etwas unnötig in die Verlängerung gegangen. Hier werden eine Reihe von Ersatzspielern sprich Nebenfiguren plus deren Schicksale mitgeschleppt, die für die Handlung nicht weiter relevant sind, jedoch einiges an Filmzeit in Anspruch nehmen. Alleine deshalb schon geht den Franzosen bei dem Versuch die Puste aus, mit den Topspielern von Shaun of the Dead Schritt zu halten. Aber das geht in Ordnung, denn auch in der zweiten Liga darf man seinen Spaß haben. Und den hat man hier dank diverser gelungener Gags, ungewöhnlicher Todesarten, von der herrlich bescheuerten Grundidee einmal ganz abgesehen. Da auch die Optik stimmt, ist die französische Zombiefußballkomödie zwar kein Highlight, aber zumindest einer der gelungeneren Genrevertreter der letzten Zeit, der auch dann für Fans einen Blick wert ist, wenn der Hype um die WM wieder abgeflaut ist.
Goal of the Dead – 11 Zombies müsst ihr sein ist seit 12. Juni auf DVD und Blu-ray erhältlich
(Anzeige)