(„Haunt“ directed by Mac Carter, 2013)
„Jede Gruselgeschichte beginnt mit einem Haus. Und einer Tragödie.“
Janet Morello (Jacki Weaver) hat mehr als nur einen Schicksalsschlag zu beklagen, nach und nach hat sie all ihre Kinder unter seltsamen Umständen verloren. Seither munkelt man, ein Fluch liege auf dem Haus. Ob es das Gerede war oder die furchtbaren Erinnerungen, weiter dort leben wollte die Kinderärztin nicht mehr. Die Asher-Familie hingegen scherte die Gerüchte und üblen Geschichte nicht, denn auch sie will ein neues Leben beginnen – gerade der sensible Evan (Harrison Gilbertson) ist das Sorgenkind der Familie. Als der eines Nachts nicht richtig schlafen kann, begegnet er während eines Spaziergangs Samantha (Liana Liberato). Auch die scheint ihre traurigen Erfahrungen gemacht zu haben und warnt Evan vor seinem neuen Zuhause. Doch die beiden kommen sich langsam näher und beginnen gemeinsam, die düsteren Geheimnisse des Hauses aufdecken zu wollen.
Wenn ein Regisseur und ein Drehbuchautor ihr Spielfilmdebüt geben, ist das fast schon eine Grundsatzfrage: Wollen wir etwas komplett Neues machen, um so besser aufzufallen? Oder orientieren wir uns lieber an bekannten Vorbildern, um so auf eine bestehende Fangemeinde zurückgreifen zu können? Bei Mac Carter und Andrew Barrer scheint sich diese Frage nicht wirklich gestellt zu haben, zu oft schimmern bei ihrem Haunted-House-Horror die offensichtlichen Einflüsse durch. Das gilt sowohl für die Gruselfaktoren – wandernde Schatten, Kinderweinen, seltsame Alpträume – als auch für die Geschichte selbst. Wer in dem Genre schon Erfahrungen gesammelt hat, weiß schon etwa zur Hälfte, was sich wirklich in dem Haus zugetragen hat.
Nun muss natürlich nicht jeder Geisterfilm wirklich etwas Neues bieten; Conjuring – Die Heimsuchung stellte schließlich letztes Jahr eindrucksvoll unter Beweis, dass einem auch ohne Originalität oder große Ambitionen Publikum und Kritiker zu Füßen liegen können. Wichtig wäre dann jedoch eine effektvolle Inszenierung, die einem vor lauter Gänsehaut gar nicht erst die Gelegenheit gibt, über die Geschichte nachzudenken. So richtig will dieser Plan hier jedoch nicht aufgehen.
Dabei ist der Einstieg noch durchaus vielversprechend mit seinen Rückblenden, schnellen Szenenwechseln oder geschickten Kameraperspektiven. Abgesehen von dem Einfall, ein Radio als Mittel für eine Séance zu verwenden, weicht Haunt – Das Böse erwacht zwar nicht sonderlich vom Standard ab, solide Genrekost ist das aber allemal. Nach dem ersten Drittel zeigt die Spannungskurve jedoch steil nach unten, vor allem mit der Teenieromanze zwischen Evan und Samantha taten sich Carter und Barrer keinen Gefallen. Nicht nur, dass sie für die Geschichte völlig unnötig ist und die Dialoge nichtssagend sind, der Gruselzug kommt hier fast völlig zum Erliegen.
Nur in den letzten zehn Minuten nimmt der amerikanische Horrorfilm noch einmal deutlich an Fahrt auf. Nur sind zu dem Zeitpunkt bereits 80 oft langweilige Minuten vergangen, während derer einem längst die Lust vergangen ist – da hilft dann nicht einmal der sehenswerte Auftritt von Jacki Weaver (Silver Linings) als seltsame Vorbesitzerin mehr. Wer unbedingt einen neuen Haunted-House-Film braucht, kann es hier mal versuchen. Der Rest verpasst nicht viel.
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