(„Le Week-end“ directed by Roger Michell, 2013)
Das verflixte 7. Jahr haben sie schon lange hinter sich, seit nunmehr 30 Jahren sind Nick (Jim Broadbent) und Meg (Lindsay Duncan) bereits verheiratet. Ob das jedoch ein Grund zum Feiern ist, weiß hier keiner so genau. Wenn sie sich etwas zu sagen habe, dann umfasst das oft Kritik, mindestens aber Genörgel. Die meiste Zeit über ist es aber nicht einmal mehr das, man schweigt sich an, die Luft ist einfach raus. Um vielleicht doch noch zueinander zu finden, vielleicht auch aus einer gewissen romantischen Nostalgie heraus, beschließt das britische Pärchen ein Wochenende in Paris zu verbringen – dort, wo sie seinerzeit ihre Flitterwochen verbracht haben. Doch die geplante Auffrischung droht in einem Desaster zu enden: Mittlerweile wird die Stadt von Touristen überrannt, die Preise sind unbezahlbar, ihr damaliges Hotel nur noch eine Bruchbude. Dann aber laufen sie zufällig Morgan (Jeff Goldblum) über den Weg, ein alter Freund von Nick, wodurch die Reise eine etwas unerwartete Richtung einschlägt.
Ist es der Versuch, dem demografischen Wandel zuvorzukommen und sich auf ein sich veränderndes Publikum einzurichten? Oder doch nur ein Zeichen dafür, dass manche den rechtzeitigen Absprung nicht geschafft haben? So oder so, auffällig ist es schon, wie viele Filme mit Altstarsensembles es in den letzten Jahren in die Kinos schaffen. Doch ob es nun The Expendables oder R.E.D. sind, Zwei vom alten Schlag oder Best Exotic Marigold Hotel, alltäglich sind weder die Situationen noch die Protagonisten. Eine ernsthafte Auseinandersetzung damit, was älter werden oder sein wirklich bedeutet, die suchte man dort vergebens.
Le Weekend versucht nun genau das. Spektakuläres gibt es hier nichts, stattdessen wird die Geschichte eines Paares erzählt, das vielleicht länger zusammen war, als es ihnen gut getan hat. Nicht mehr, nicht weniger. Manchen wird das nicht reichen, gerade die erste Hälfte des Films ist trotz diverser bissiger, manchmal fast bösartiger Dialoge doch sehr ruhig geworden. Anderen wird das leise Dahinplätschern dagegen aus der Seele sprechen, denn hier wird thematisiert, was sicher in den meisten langjährigen Ehen irgendwann durch den Kopf schwirrt: Warum sind wir eigentlich noch zusammen? Ist es mehr als Gewohnheit?
Regisseur Roger Michell (Notting Hill) und Drehbuchautor Hanif Kureishi (Mein wunderbarer Waschsalon) ist es hoch anzurechnen, dass sie hier nicht den einfachen Weg suchen, den Film zwar in der Stadt der Liebe spielen lassen, sich jedoch nie dem Kitsch hingeben. Manchmal droht das Drama bei seinem Versuch der Authentizität zwar in die Belanglosigkeit abzugleiten, wird aber immer wieder von humorvollen Szenen und vor allem den beiden Hauptdarstellern Jim Broadbent und Lindsay Duncan gerettet. Wie die beiden Schauspielveteranen ununterbrochen zwischen Geborgenheit und kleinen Spitzen hin und her schwanken, macht einen Großteil der Glaubwürdigkeit von Le Weekend aus – und auch des Charmes.
Etwas zwiespältig ist deshalb auch die zweite Hälfte, wenn auf einer Party von Morgan alles zugespitzt wird. Auf der einen Seite war es sicherlich nötig, denn der Film kam – so wie die Ehe der beiden – an dem Punkt nicht mehr wirklich vom Fleck. Außerdem wurden die Beziehungsprobleme der beiden durch andere interessante Themen ergänzt, etwa wie sehr sich die Selbstsicht von der von außen unterscheiden kann. Gleichzeitig bewegt sich Le Weekend hier aber auch von seiner Stärke weg und dem Versuch, von dem Alltag eines älteren Paares zu sprechen. Ob es das wert war, welche Seite für einen persönlich überwiegt, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Doch gleich, wie diese Entscheidung ausfällt, ein schöner Film über eine Liebe und ihre Haltbarkeit ist das britische Drama auf jeden Fall geworden.
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