Mephisto-Effekt

Mephisto-Effekt

(„Mephisto-Effekt“ directed by Igor Zaritzki, 2013)

ChineseZumMitnehmen_DVDSeit vier Jahren ist Lea (Nora Huetz) nun schon mit ihrem Freund zusammen. Glücklich? Ja, das sind sie, so irgendwie. Aber auch ein bisschen nicht, so wie alles bei Lea gerade nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht wirklich gut ist. Ihr Studium erfüllt sie nicht, die Arbeit als Immobilienmaklerin auch nicht, überall hat sich der Alltag breit gemacht. Als eines Tages Ryan (Tobias Licht) in ihr Leben stürmt – charmant, gut aussehend, kultiviert – muss er nicht viel dafür tun, bis beide zusammen im Bett landen. Ein kleiner One-Night-Stand, während ihr Freund in Belgien ist. Was kann das schon schaden? Wer soll davon erfahren?

Daniel (Arndt Schwering-Sohnrey) hat es erfahren, schon den Tag davor hat er den beiden immer wieder hinterhergeschnüffelt. Am nächsten Morgen steht er auf einmal vor ihr und stellt viele seltsame, sehr intime Fragen. Doch er ist mehr als nur ein Stalker und Voyeur. Er hat Bilder von der gemeinsamen Nacht und weiß auch genau, wie er sie einsetzen will: als Druckmittel. Aber wozu? Was beabsichtigt er mit dem Psychospiel?Mephisto-Effekt Szene 1

Drei Menschen, eine Wohnung, viele, viele Fragen – mehr braucht Regisseur und Drehbuchautor Igor Zaritzki nicht für seinen kleinen, interessanten Psychothriller. Viel Abwechslung beinhaltet das eingeschränkte Setting natürlich nicht, wer mit kammerspielartigen Filmen nichts anzufangen weiß, wird sich bei Mephisto-Effekt schnell langweilen. Die konzentrierte Reduktion ist hier generell Programm: Actionszenen gibt es fast keine, auch Musik wurde nur sparsam eingesetzt. Spannung soll bei dem Film allein durch die Geschichte erzeugt werden.

Das geht teilweise gut, teilweise aber auch wieder nicht. Tatsächlich sind allein schon die unvorhersehbaren Wendungen Grund genug, Mephisto-Effekt bis zum Ende treu zu bleiben. Man will ja schließlich wissen, was das nun alles soll, wer dieser mysteriöse Daniel ist, was er mit den beiden zu tun hat, worauf er hinaus will. Gleichzeitig hat der deutsche Film aber mit dem genretypischen Problem der mangelnden Glaubwürdigkeit zu kämpfen. Schon die Ausgangslage verlässt sich mit ihren Zufällen zu sehr auf das Wohlwollen seiner Zuschauer, später kommen unnötig viele dramatische Momente und Hintergrundgeschichten hinzu, was so gar nicht zu dem ansonsten so zurückgenommen Thriller passen will.Mephisto-Effekt Szene 2

Während man darüber aber noch hinwegsehen kann, fällt das bei den Figuren schwerer. Unterstützt von zuweilen weltfremden Dialogen hat man bis zuletzt bei Lea, Ryan und Daniel das Gefühl, es gar nicht mit realen Charakteren zu tun zu haben. Wenn Ryan immer wieder geschliffene Zitate aus dem Ärmel schüttelt, Daniel sich übertrieben mysteriös gibt und Lea so gar keine Gegenwehr oder Anteilnahme zeigt, hat Mephisto-Effekt mehr von einer philosophischen Versuchsandordnung. Auch das kann interessant sein, wie der Film The Philosophers kürzlich gezeigt hat. Hier jedoch wäre das eigentliche Ziel gewesen, mit den Figuren mitzufiebern. Doch das will nicht so recht funktionieren, wenn hier niemand echt wirkt. Dadurch wird man immer wieder aus der Illusion gerissen, die ansonsten interessanten Themen zu Schuld, Versuchung, der Natur des Bösen und Selbstlüge verkommen zu akademischen, etwas blutleeren Diskursen.

Mephisto-Effekt erscheint am 17. Juni auf DVD und Blu-ray



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Der deutsche Psychothriller zieht eine beachtliche Spannung aus dem Frage-Antwort-Spiel dreier wildfremder Personen. Geschmälert wird das Vergnügen aber durch die tendenzielle Unglaubwürdigkeit des Films und die wenig überzeugenden Figuren.
5
von 10