(„Squatters“ directed by Martin Weisz, 2014)
Hier ein kleiner Diebstahl, dort etwas Drogen und am Ende des Tages noch schnell ein Dach über dem Kopf suchen, selbst wenn es die Unterseite einer Strandhütte ist – als wirkliche Vorbilder gehen Jonas (Thomas Dekker) und Kelly (Gabriella Wilde) wohl nicht durch. Immerhin schaffen sie es über die Runden zu kommen. Als Jonas eines Tages zufällig den Türcode zu einer Villa aufschnappt, die rund einen Monat lang unbewohnt sein wird – Jackpot! Während er im besetzten Domizil zusammenrafft, was irgendwie geht, und auch schon einen potenziellen Käufer in Aussicht hat, vertreibt sich Kelly die Zeit damit, alte Familienvideos anzuschauen.
Als die Silvermans – Vater David (Richard Dreyfuss), Mutter Evelyn (Lolita Davidovich) und der erwachsene Sohn Michael (Luke Grimes) – vorzeitig aus dem Urlaub zurückkehren, droht Operation Ausverkauf in einem absoluten Debakel zu enden. Tatsächlich bekommt es Jonas beim Versuch der Hehlerei mit einem skrupellosen Gewaltverbrecher zu tun, der nun auch den Rest haben möchte. Und Kelly? Die verliebt sich ausgerechnet in Michael.
Squatters ist einer dieser Filme, bei denen man sich fragt, was genau im Kopf der Drehbuchautoren – in dem Fall Justin Shilton – vor sich geht. Sonst eher als Schauspieler unterwegs, scheint Shilton beim Drehen jahrelang Ideen und Inspirationen aufgeschnappt zu haben, die er in seinem Spielfilmdebüt der Einfachheit halber gleich alle unterbringen wollte. Und das ist in dem Fall nicht als Kompliment gemeint.
Am gelungensten ist noch der Einstieg, wenn wir ein bisschen am Obdachlosenalltag von Jonas und Kelly teilhaben dürfen. Das mag nicht übermäßig originell sein, verzichtet aber auf zu viel Betroffenheitsmoral und ist einigermaßen glaubhaft erzählt. Schwieriger wird es, als Squatters während der Besetzungszeit Züge einer Cinderellastory annimmt. Dass Jonas und Kelly verdammt gut aussehend sind, wenn sie mal den Dreck abgewaschen haben und vernünftige Kleidung tragen, das ist jedem Zuschauer auf Anhieb klar. Dass die beiden selbst davon überrascht sind, nimmt man ihnen deswegen nicht ab. Der eigentliche Absturz des Film beginnt aber, als die völlig aufgesetzte Romanze hinzu kommt, der Film uns eine schreckliche Familientragödie unterjubeln will und gleichzeitig ein bisschen Thriller sein.
Dass das vielleicht ein bisschen viel ist, scheint hier niemandem aufgefallen zu sein, ebenso wenig, dass die vielen Zufälle und Wendungen arg an den Haaren herbeigezogen sind. Wer verrät lautstark auf einem öffentlichen Parkplatz den Zugangscode zur eigenen Villa? Warum kann ein Obdachloser im Handumdrehen einen Safe öffnen und das Passwort für einen Computer knacken? Und bei der Art und Weise, wie Michael und Kelly sich kennenlernen, können die Augen gar nicht so sehr rollen, wie es die Szene verdient hätte.
Aber nicht nur bei der Geschichte, auch bei der Inszenierung gibt es Defizite, wenn Regisseur Martin Weisz zwischendurch mit unnötig gekünstelten Standbildaufnahmen arbeitet. Durch den kompletten Verzicht auf Glaubwürdigkeit und Authentizität verspielt der Film seine Chancen, einem emotional irgendwie nahezugehen, was ursprünglich sicher Shiltons Ziel gewesen war. Gerettet wird das Drama durch einige schöne, leisere Momente und annehmbare Schauspielleistungen, u.a. von den Altstars Richard Dreyfuss und Lolita Davidovich. Gut wird Squatters dadurch zwar nicht, immerhin schaffen sie es aber mit vereinten Kräften, den übergewichtigen Brocken noch auf Durchschnittsniveau zu hieven.
Squatters ist seit 27. Mai auf DVD erhältlich
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