(„Les Gamins“ directed by Anthony Marciano, 2013)
„Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum“, heißt es immer wieder gern. Gerade Jugendliche, die altersbedingt beides noch nicht so wirklich auseinanderhalten können, lassen uns hier gerne an ihren Weisheiten teilhaben. Nun würde man Thomas (Max Boublil) mit seinen dreißig Jahren auch mit viel Wohlwollen nicht mehr als Jugendlichen bezeichnen wollen, an seiner Überzeugung, ein großer Musiker zu werden, hält er dennoch unbeirrt fest. Erst als er Lola (Mélanie Bernier) kennen und lieben lernt, sie sogar heiraten möchte, beschließt er sesshaft zu werden und doch einen normalen Beruf auszuüben.
Sesshaft ist sein Schwiegervater in spe, Gilbert (Alain Chabat), schon lange. Tatsächlich hat er so viel Zeit für die Arbeit geopfert, dass er nicht mehr weiß, wie er sich diese nach dem Verkauf der Firma vertreiben soll. Seine Frau Suzanne (Sandrine Kiberlain) weiß das umso mehr, steckt ihre ganze Energie – und viel Geld – in wohltätige Zwecke und in einer übergesunde Ernährung. Dass zwischen den Eheleuten da nicht mehr viel läuft, ist keine besonders große Überraschung. Doch die wartet eines Tages auf den Rest der Familie, als Gilbert ankündigt, genug von allem zu haben. Genug vom Nichtstun. Genug von der Langeweile. Und genug von dem widerlichen Fraß, den Suzanne jeden Tag auftischt. Damit bringt er nicht nur ihr Leben durcheinander, sondern auch das der beiden anderen, denn er will verhindern, dass Thomas ebenfalls den Zwängen eines „normalen“ Lebens erliegt.
Der Sommer ist da und damit auch die Zeit der luftig-leichten Komödien. Der neueste Versuch, die Menschen auch bei höheren Temperaturen mit der Aussicht auf Gelächter ins Kino zu locken, stammt wie so oft aus Frankreich. Und die Chancen für Erfolg stehen gar nicht mal so schlecht, in der Heimat folgten letztes Jahr mehr als 1,6 Millionen dem Aufruf. Warum auch nicht, gibt es hier doch einiges zu mögen. Die vier Hauptfiguren sind gut besetzt, die ungewöhnliche Beziehung zwischen Thomas und Lola sorgt gerade zu Beginn für viele Sympathiepunkte und wer hat keinen Spaß daran, wenn ausgewachsene Männer mal wieder ihre kindliche Seite zeigen dürfen? Dazu gibt es noch einige gelungene Seitenhiebe auf das seichte Musikgeschäft und einen Gastauftritt des Punkrock-Altstars Iggy Pop.
Während Große Jungs so in der ersten Hälfte eine Menge Spaß macht, verflacht der mit der Zeit aber zunehmend. Ein Grund ist, dass der Film wie der Name schon verrät doch sehr auf seine beiden männlichen Protagonisten zugeschnitten ist. Lola, die anfangs noch ein intelligentes und schlagfertiges Gegenwicht zum Träumer Thomas sein darf, wird immer mehr zur Nebenfigur degradiert, und für Suzanne war ohnehin nie eine größere Rolle als die des leicht nervigen Kuriosums vorgesehen. Hier ein bisschen mehr zu investieren, hätte sicher nicht geschadet, um im Zwischenmenschlichen etwas Spannung aufzubauen.
Das fällt vor allem deshalb auf, weil auch bei der Geschichte kaum mehr etwas Erwähnenswertes passiert. Gerade im letzen Drittel plätschert die französische Komödie vor sich hin, unaufgeregt und sehr vorhersehbar, das Lachen macht einem gelegentlichen Schmunzeln Platz. Erst ganz zum Schluss wird dann wieder ein bisschen angezogen, so komisch wie der wirklich gelungene Anfang wird es aber nur noch selten. Doch trotz der schwankenden Qualität ist Große Jungs für die Freunde nicht ganz so schwerer Filmkost ein wirklich netter Kinospaß geworden, der sicher seinen Platz bei diversen Open-Air-Festivals finden wird.
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