(„Killing Time“ directed by Florin Piersic Jr., 2012)
Worüber unterhalten sich eigentlich Auftragskiller, während sie auf ihren nächsten Einsatz warten? Die neuesten Waffen? Spannende Einsätze? Die unsichere Rentenversorgung? Falsch, man wendet sich wesentlich essenzielleren Themen zu: Wer ist der stärkere Superheld, Batman oder Spiderman? Zumindest ist es das, womit sich die beiden professionellen Todbringer (Florin Piersic Jr. und Cristian Gutau) die Zeit vertreiben, wenn sie gerade nicht rauchen, essen oder Tischtennis spielen. Doch das ist erst der Beginn ihrer Meinungsverschiedenheiten, die sich in einer zunehmend gespannten Atmosphäre niederschlagen. Und das hätte es in der Situation nicht gebraucht, sind die Nerven des einen ohnehin angekratzt, seitdem sein Sohn im Krankenhaus liegt.
Selten wurde ein Filmtitel so clever gewählt wie hier: Zeit totschlagen oder Zeit zu töten, beide Übersetzungen wären für Killing Time korrekt, beide passen zu dem gezeigten Inhalt. Ein wenig erinnert der rumänische Thriller an die berühmte Szene aus Pulp Fiction, als zwei Verbrecher sich über Hamburger austauschen, wo ein geradezu absurd banales Alltagsgespräch im starken Kontrast zu dem mörderischen Treiben der Gesprächspartner steht. Während das bei Tarantinos Kultfilm aber nur eine Episode von vielen war, wird das bei seinem rumänischen Nachfahren auf über anderthalb Stunden ausgedehnt. Kann das gut gehen? Ja und nein.
Die Komik dieses Gegensatzes ist auch hier voll vertreten. Wenn sich die beiden namenlosen Killer über recht willkürliche Themen unterhalten und sich gegenseitig auf die Nerven gehen, sind wir natürlich ganz weit weg von den üblichen übercoolen Tötungsmaschinen, die immer einen knackigen Spruch auf den Lippen haben und mehr Munition im Anschlag, als andere Waffen in zehn Jahren zu Gesicht bekommen. Stattdessen sind die zwei vielleicht etwas skurril, ansonsten aber erschreckend gewöhnlich. Und auch bei der Inszenierung setzte Florin Piersic Jr. – Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller in Personalunion – auf eine Abkehr von Hochglanz. Mit einer unruhigen Kamera wird hier auf die Akteure gehalten, Ablenkung durch Musik, rasant geschnittene Actionszenen oder häufig wechselnde Schauplätze gibt es nicht.
Stattdessen wird fast schon dokumentarisch festgehalten, wie die beiden Männer – „Warten auf Godot“ lässt grüßen – die Zeit bis zum Einsatz totschlagen. Das ist faszinierend und irgendwo auch spannend, denn man ahnt früh, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis dieses spielerische Rumgeplänkel seine Grenze erreicht. Aber wann? Und tatsächlich kippt die Stimmung mit der Zeit langsam, aber merklich um, die Anspannung wird nicht ausgesprochen, sondern vorgelebt, das Warten wird zur unerträglichen Tortur. Aber das gilt eben auch für den Zuschauer. Wenn über weite Strecken nichts passiert, dem Zuschauer kein Ausweg aus der Wartehölle vergönnt ist, unterstützt das natürlich sehr gut die zunehmend ungemütliche Atmosphäre. Gleichzeitig riskiert man auf diese Weise aber auch, sein Publikum zu verlieren, das angesichts der Ereignislosigkeit manchmal nur die Flucht in die Langeweile bleibt. Für die Massen ist Killing Time damit eher nichts, hier wird Geduld vorausgesetzt. Wer diese bei sich behaupten kann, der darf jedoch mit dem rumänischen Thriller liebäugeln und einen Genrevertreter sehen, der bewusst eine andere Richtung einschlägt, als man es in dem Bereich gewohnt ist.
Killing Time – Zeit zu sterben ist seit 25. Juli auf DVD erhältlich
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