(„Yong-eui-ja“ directed by Won Sin-yeon, 2013)
Ein neues Leben wollte der ehemalige Superspion Ji Dong-chui (Yoo Gong) anfangen, als er sich aus Nordkorea in den Süden absetzte. Doch daraus wird nichts, als sein Chef, ein mächtiger Firmen-Vorsitzender, ermordet und er zum Hauptverdächtigen ernannt wird. Während ihm nun Colonel Min Se-hoon (Park Hee-son) auf den Fersen ist, der noch eine persönliche Rechnung offen hat, ist Ji selbst auf der Jagd. Er will endlich den Mörder seiner Familie schnappen. Und nebenbei kommt er auch noch einer großen Verschwörung auf die Spur, der er mit der Reporterin Choi Kyeong-hee (Da-in Yoo) nachgeht.
Mehr als 4 Millionen Kinozuschauer, das ist selbst in Deutschland nur wenigen Filmen pro Jahr vergönnt. Wenn das dann jemand im deutlich kleineren Südkorea gelingt, da wird man schon mal hellhörig. Allerdings hat man hier auch einiges dafür getan, eine möglichst große Zielgruppe anzusprechen. Man nehme einen Spionagethriller, der sich deutlich von Die Bourne Identität hat inspirieren lassen und bette diesen in einen sehr emotionalen Kontext: der ewige Konflikt zwischen Nord- und Südkorea. Das hätte natürlich leicht unschöne nationalistische Färbungen annehmen können, doch glücklicherweise wird auf eine allzu eindimensionale Charakterisierung verzichtet. Bösewichter gibt es hier im Norden wie im Süden, Macht- und Geldsucht kennt keine Grenzen.
Tatsächlich gibt es hier schon fast ein bisschen zu viel Komplexität, zumindest am Anfang. Viele Figuren warten auf den Zuschauer, und ebenso viele Handlungsfäden. Zunächst verheddern die sich auch kräftig und man braucht schon eine Weile, bis man das Chaos durchschaut. Wer hinter allem steckt, ist kein besonders großes Geheimnis, das errät man als einigermaßen genregeschulter Thrillerfreund sehr rasch. Genug Material zum Grübeln bleibt aber dennoch, bis zum überraschenden Ende ist unklar, was der Inhalt der Verschwörung eigentlich ist.
Dafür verzichtet Regisseur Won Sin-yeon bei der Umsetzung auf jeglichen Schnörkel: Die geradlinige Action ist gut in Szene gesetzt, die Verfolgungsjagden machen Laune und einige schick einstudierte Nahkampfeinsätze dürfen wir auch bewundern. Richtig stylisch wird The Suspect jedoch nicht, vielmehr setzte man auf Bilder, welche die ganze dreckig-graue Farbpalette ausnutzen. Wenn man dem koreanischen Thriller etwas vorwerfen kann, dann ist das neben dem Mangel an wirklich eigenständigen Einfällen die Dauer: Mit 133 Minuten ist der Film zu lang für das, was er erzählen will. Viel zu oft kommt die Aufklärung einfach nicht voran, weil sich der Film mal wieder irgendwo verbeißt. Da hätte Drehbuchautor Lim Sang-yoon ruhig ein paar überflüssige Nebenfiguren und Szenen rausschmeißen dürfen, während derer die Spannungskurve doch recht deutlich absackt. Zum wirklichen Highlight reicht es damit nicht, solide Unterhaltung darf man sich hier aber schon abholen.
The Suspect – Traue keinem erscheint am 25. Juli auf DVD und Blu-ray
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