Coldwater – Nur das Überleben zählt

Coldwater – Nur das Überleben zählt

(„Coldwater“ directed by Vincent Grashaw, 2013)

Coldwater – Nur das Überleben zähltRaub, gefährliche Körperverletzung, Drogenhandel – nein, große Stützen der Gesellschaft sind Brad Lunders (P.J. Boudousqué) und die anderen Bewohner von „Coldwater“ sicher nicht. Aber das kann sich ja noch ändern, denn mit Härte und Disziplin sollen die jugendlichen Straftäter wieder auf den rechten Weg gebracht werden. Und dafür ist Colonel Reichert (James C. Burns) dann auch so ziemlich jedes Mittel recht, von direkter Gewalt bis zu Schlaf- und Wasserentzug. Doch je härter die Maßnahmen im Bootcamp werden, je grausamer die Wärter ihre Aufgabe erfüllen, umso stärker wird auch die Wut der Insassen. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese sich dann gewaltsam entlädt.

Was nicht passt, wird passend gemacht. Gerade in den USA ist man oft und gerne der Ansicht, dass ein abweichendes Verhalten durch Einfluss von Außen begradigt werden muss – sei es durch Therapeuten, Medikamente oder eine starke Hand. Und so sind die Geschehnisse in Coldwater gerade aus europäischer oft schockierend, mehr noch als beim deutschen Verwandten Schuld sind immer die Anderen mag man hier nicht glauben, mit welchen Mechanismen auf die schiefe Bahn geratene Jugendliche zurück in die Gesellschaft gebracht werden sollen, wie übertrieben und ungerechtfertigt die Aktionen und Reaktionen der Verantwortlichen ausfallen.Coldwater – Nur das Überleben zählt Szene 1

Und doch, wenn es nach Regisseur und Ko-Autor Vincent Grashaw geht, ist sein Film viel näher dran an der Realität, als wir es wahrhaben möchten. Immer wieder soll es in den privaten Besserungsanstalten der USA zu Todesfällen kommen, so zumindest wird uns im Abspann verraten. Auch wenn die Handlung für sich genommen fiktiv ist, bezieht sie doch aus ihrem Hinweis auf tatsächliche Ereignisse eine gehörige Schlagkraft. Dabei ist das Gezeigte nicht einmal besonders neu, sämtliche Diziplinierungsmaßnahmen haben wir bereits in anderen Streifen über Bootcamps, Militärtrainingslager oder auch Knastdramen gesehen. Effektiv sind sie sicher, sowohl bei den Insassen als auch beim Zuschauer, aber doch auch zu beliebig, um Coldwater von den vielen thematisch ähnlichen Filmen abzuheben. Und auch die vielen Flashbacks, mit denen Brads Geschichte erzählt werden, bringen den Film nicht wirklich weiter.Coldwater – Nur das Überleben zählt Szene 2

Interessanter als die Frage nach den Erlebnissen ist daher die, was sie aus den Jugendlichen machen. Exemplarisch wird das an Brad gezeigt, der sich anfangs gegen die brutale Willkür auflehnt und die Mitgefangenen verabscheut, die gemeinsame Sache mit den Wärtern machen. Doch nach mehreren vergeblichen Versuchen ist auch sein (Wider-)Wille gebrochen, er ist nun selbst einer der Aufpasser geworden. So wie bei ihm rekrutieren sich viele der Campoberen aus aktuellen oder ehemaligen Opfern, die Gewalt, die sie früher selbst erfahren haben, üben sie nun selbst aus oder nehmen sie zumindest billigend in Kauf. Die Spirale dreht sich in dieser Mischung aus Drama und Thriller also mitunter weiter und aus dem als Jugendlicher eingeschlagenen Weg gibt es kein Entrinnen – auf welcher Seite des „Gesetzes“ man dann auch steht.

Coldwater – Nur das Überleben zählt ist seit 26. August auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Gewalt erzeugt nur Gegengewalt? Zumindest bei Coldwater – Nur das Überleben zählt ist das so, wo straffällige Jugendliche den Weg zurück in die Gesellschaft finden sollen und dafür brutalen Strafmaßnahmen ausgesetzt werden. Das ist nicht neu, dafür aber effektiv und mit schockierenden Konsequenzen.
6
von 10