(„Hellfjord“ directed by Patrik Syversen and others, 2012)
Das mit der gesteigerten Polizeipräsenz in Oslo hatte sich auf dem Papier sicher nett gelesen, ein bisschen mehr Identifikation, ein schönes Sicherheitsgefühl. Doch beides ist ein wenig schwierig, wenn die Polizei während einer feierlichen Parade ein Pferd massakriert. Nach diesem Vorfall hängen die Mundwinkel im Dezernat aus verständlichen Gründen tief nach unten, der Übeltäter Salmander (Zahid Ali) soll nach Hellfjord strafversetzt werden. Viel zu tun gibt es dort nicht, weshalb Kobba (Stig Frode Henriksen) bislang der einzige Staatsvertreter vor Ort war. Doch dann lernt Salmander die Journalistin Johanne (Ingrid Bolsø Berdal) kennen und stellt mit ihr fest, dass da etwas faul ist in der örtlichen Fischfabrik von Bosse Nova (Thomas Hanzon). Und damit ist nicht der Fisch gemeint.
Ausgerechnet Hellfjord hätte man die norwegische Serie problemlos nennen können, angelehnt an die bekannten Erfolgsserien Ausgerechnet Alaska und Ausgerechnet Chicago aus den 90ern. Auch hier steht jemand im Mittelpunkt, den es aus nicht so ganz freien Stücken in eine fremde Stadt verschlägt und sich mit den Leuten vor Ort und ihren Gepflogenheiten erst noch zusammenraufen muss. Und das ist im Fall des norwegischen Dorfes noch ein kleines Stück schwieriger, denn hier hat man es nicht so mit Fremden, spuckt ihnen zur Begrüßung schon gerne mal vor die Füße. Vor allem aber sind sie seltsam, sagen seltsame Sachen, tun seltsame Dinge.
Vor allem in der ersten der sieben Folgen ist das großartig, die beiden Hauptdarsteller Zahid Ali und Stieg Frode Henriksen haben zusammen mit Tommy Wirkola (Dead Snow, Hänsel und Gretel: Hexenjäger) eine wunderbar skurrile Truppe und ein abgelegenes Dorf mit viel Lokalkolorit entworfen. Während man beim Auftakt kaum noch aus dem Lachen herauskommt, flacht dieses später aber immer weiter ab. Einige der schön schrägen Einfälle der Einführung werden nicht fortgeführt, neue kommen kaum noch hinzu. Dadurch mangelt es trotz der recht kurzen Laufzeit von etwa 200 Minuten insgesamt an Abwechslung, Hellfjord beschränkt sich zu sehr auf Wiederholungen. Außerdem sollte man eine Vorliebe für etwas gröberen Humor mit sich bringen: In einem der Running Gags muss sich Salmander ständig übergeben, oft wird auch in überzogenen Splatterszenen viel Kunstblut vergossen.
Trotz des schwankenden Niveaus, Spaß macht die kleine norwegische Serie insgesamt schon. Twin Peaks wird oft bei der Beschreibung herangezogen und so ganz abwegig ist das nicht: Gerade bei der Musik und der mysteriös angehauchten Atmosphäre gibt es Gemeinsamkeiten. Annähernd so surreal wie der Klassiker von David Lynch wird es jedoch nicht, dann schon eher grotesk-komisch. Aber auch die Freunde kniffliger Krimikunst werden hier berücksichtigt. Wirklich komplex ist der Fall zwar nicht, nimmt aber zumindest unterwegs unerwartete Wendungen an. Und streckenweise wird Hellfjord sogar überraschend spannend, gerade bei den Übergängen zwischen den Folgen zeigte das Team großes Talent für kleine, fiese Cliffhanger.
Einen solchen findet man auch am Ende der Serie, weshalb die Hoffnung auf eine zweite Staffel fortbesteht, auch wenn diese bislang nicht angekündigt ist. Dafür ist ein amerikanisches Remake in Planung, bei dem Will Ferrell und Adam McKay die Hände im Spiel haben. Und das dürfte nicht die schlechteste Wahl sein, denn mit absurdem Humor kennen die beiden sich ja bestens aus.
Hellfjord ist seit 25. Juli auf DVD und Blu-ray erhältlich
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