L’auberge espagnole – Wiedersehen ins St. Petersburg

L’auberge espagnole – Wiedersehen ins St. Petersburg

(„Les Poupées russes“ directed by Cédric Klapisch, 2005)

L’auberge espagnole – Wiedersehen ins St. PetersburgFünf Jahre sind vergangen, doch der Traum von Xavier (Romain Duris), ein berühmter Schriftsteller zu werden, hat sich nicht wirklich bewahrheitet. Stattdessen verdient er sein Geld als Ghostwriter und mit dem Schreiben kitschiger Drehbücher fürs Fernsehen. Und auch mit der Liebe will es bei ihm nicht so recht klappen. Frauenbekanntschaften hat er mehr als genug, doch das mit der festen Beziehung scheitert ein ums andere Mal. Doch so richtig kompliziert wird es erst, als sich das Berufliche und Private vermischen, er zusammen mit Wendy (Kelly Reilly) in London ein Drehbuch verfassen soll. Denn durch die enge Zusammenarbeit entwickelt er Gefühle für seine ehemalige Mitbewohnerin, hat aber gleichzeitig in Paris etwas mit dem Model Celia (Lucy Gordon) laufen.

Wenn es nach Regisseur und Drehbuchautor Cédric Klapisch gegangen wäre, hätte es nie einen Nachfolger zu seinem Überraschungshit L’auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr gegeben. Und die Skepsis war verständlich: Wie sollte man die charmante WG-Komödie fortsetzen, nachdem sie sich zum Schluss doch aufgelöst hatte? Klapischs Antwort war, es gar nicht wirklich zu tun. Anders als der deutsche Titel suggeriert, wird die alte Geschichte überhaupt nicht fortgesetzt. Zwar finden zum Schluss tatsächlich alle Mitbewohner noch einmal zusammen – Anlass ist die Hochzeit von Wendys Bruder William (Kevin Bishop) in St. Petersburg – doch das macht nur einen kurzen Teil des Films auf und wirkt doch reichlich erzwungen.L’auberge espagnole – Wiedersehen ins St. Petersburg Szene 1

Stattdessen pickt sich Klapisch nur einige seiner alten Figuren heraus – neben Xavier, Wendy und William sind das Xaviers Ex Martime (Audrey Tautou) und seine lesbische Freundin Isabelle (Cécile de France) und erzählt, wie es für sie nach Barcelona so weiter ging. Vor allem die amourösen Verstrickungen stehen dabei im Vordergrund, denn von William einmal abgesehen kann keiner von ihnen auf ein wirklich erfolgreiches Liebesleben zurückblicken. Mit der Verschiebung des inhaltlichen Fokus und der Konzentration auf einige der Figuren geht auch ein Wechsel des Tons einher. Zwar darf auch hier anfangs ausgiebig gelacht werden, wir dürfen wieder über einige inszenatorische Spielereien schmunzeln und in Russland kommen auch die bekannten Culture-Clash-Momente hinzu. Doch vor allem in der zweiten Hälfte wird L’auberge espagnole – Wiedersehen ins St. Petersburg ausgesprochen ernst, ist mehr Liebesdrama als Komödie.

Das wäre für sich genommen nicht weiter schlimm, wäre das Ergebnis glaubwürdiger. War der erste Teil bei aller ironischen Übertreibung ein authentischer Blick auf das Leben von Studenten, wird hier einfach zu viel hineingepackt. Gerade zum Ende hin ist sämtliche Leichtigkeit dahin und der mit über zwei Stunden Laufzeit deutlich zu lange Film verkommt zu einer recht zähen Angelegenheit. Das sahen wohl auch die Zuschauer so, denn während in Heimatland Frankreich die Fortsetzung fast ebenso viele Zuschauer in die Kinos locken konnte wie die erste Geschichte um Xavier und Co., war Wiedersehen in St. Petersburg in Resteuropa nur noch ein deutlich geschrumpftes Publikum vergönnt.L’auberge espagnole – Wiedersehen ins St. Petersburg Szene 2

Und das ist schade, denn an vielen Stellen blitzt der Charme des Originals immer noch auf und ein bisschen ans Herz gewachsen war einem die Chaotentruppe ja auch. Immerhin durften wir dieses Jahr mit einigen davon nach langer Wartezeit ein Wiedersehen feiern, denn fast schon überraschend kam mit Beziehungsweise New York im Frühjahr ein dritter Teil in die Kinos und im September dann auch in den Handel.



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Wiedersehen macht Freude, meistens zumindest. Tatsächlich macht der zweite Film um Xavier und Co. über weite Strecken Spaß, ist witzig und charmant. Doch später ist der zu lang geratene Nachfolger überfrachtet und büßt sowohl die Leichtigkeit als auch die Authentizität des Vorgängers ein.
6
von 10