(„Scenic Route“ directed by Kevin Goetz and Michael Goetz, 2013)
Viele Jahre war man miteinander befreundet, ging durch dick und dünn. Doch davon ist heute kaum mehr was geblieben. Mitchell (Josh Duhamel) hat Karriere gemacht, ist verheiratet, hat ein Kind. Und Carter (Dan Fogler)? Der hat nichts. Seine Versuche, als Autor sein Geld zu verdienen, führten in die Armut. Sein einziger Besitz ist sein Auto, in dem er mangels richtiger Unterkunft haust. Als die beiden sich wiedersehen und beschließen, gemeinsam einen Roadtrip durch die Wüste zu unternehmen, gestaltet sich die Suche nach einem Gesprächsthema dann auch ein wenig schleppend. Doch Zeit haben sie mehr als genug, als sie auf einmal eine Autopanne haben und mitten im Nirgendwo gestrandet sind.
Freunde, die sich auseinanderleben und später feststellen müssen, wie wenig sie sich noch zu sagen haben, das ist eine Erfahrung, die die meisten wohl irgendwann im Laufe ihres Lebens machen werden. Entsprechend oft wurde diese Ausgangssituation auch schon in Filmen verarbeitet. Hätte Scenic Route sich damit begnügt, viel Aufmerksamkeit hätte er wohl nicht erlangt – trotz des engagierten Spiels seiner beiden Hauptdarsteller Josh Duhamel und Dan Fogler. Doch das Langfilmdebüt des Regiebrüderpaars Kevin und Michael Goetz lief letztes Jahr auf dem Fantasy Filmfest, und das verrät bereits, dass die Geschichte hier einen etwas anderen Verlauf nehmen wird.
Die Goetz-Brüder bzw. Drehbuchautor Kyle Killen schafften das, indem sie das Drama mit Elementen aus zwei völlig anderen Genres verbanden: Thriller und Katastrophenfilm. Wie in Letzterem kämpfen die beiden irgendwann um ihr Leben, denn der Aufenthalt in der Wüste – ohne Ausrüstung, ohne Nahrung, ohne Wasser – fordert seinen Tribut. Außerdem geraten die beiden immer heftiger aneinander, der gut gemeinte Ausflug wird zu einer bitteren und auch blutigen Abrechnung. Die Abwechslung ist dabei allein durch das Setting schon eher begrenzt: Wie in einem Kammerspiel spielt fast der gesamte Film an einem einzigen Ort, an den die Figuren gekettet sind. Während das normalerweise aber ein begrenzter Raum ist, ein Haus, vielleicht auch ein Keller, ist hier das Auto das Zentrum – und drum herum viele, viele Meilen nur leere Wüste.
Die ist dann auch auf jeden Fall sehr schön anzusehen, die karge Landschaft wurde in vielen prächtigen Aufnahmen eingefangen. Am Film selbst werden sich jedoch gerade auch wegen der Genregrenzüberschreitungen etwas die Geister scheiden. So fehlt für ein echtes Drama an Emotionalität. Immer dann, wenn es etwas ruhiger wird und Platz für berührende Szenen geschaffen wird, lauert schon die nächste überzogene und teils brutale Auseinandersetzung. Und auch der häufige schwarze Humor ist natürlich im Widerspruch mit dem ernsten Unterton. Für eine reine Komödie reicht das aber nicht, als Thriller geht der Film aufgrund seiner vielen Dialogszenen aber auch nicht durch. Am besten fährt, wer an keines der Genres zu hohe Ansprüche stellt, sondern einfach nur unterhalten werden möchte. Denn das tut Scenic Route ziemlich gut: Langeweile kommt keine auf, Spaß und Spannung sind beide reichlich vorhanden. Und alleine schon, den sonst auf Schönlingsrollen gebuchten Josh Duhamel mal mit Irokesenschnitt sehen zu dürfen, macht den Film zu einer lohnenswerten Erfahrung.
Scenic Route – Kein Weg zurück erscheint am 15. August auf DVD und Blu-ray
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